(ots) -
"Arbeit und Arbeitsorganisation in der Industrie 4.0 finden
derzeit noch zu wenig Beachtung. Dabei beeinflusst die
arbeitspolitische Gestaltung wesentlich den Erfolg der Industrie
4.0." stellte Prof. Dr.-Ing. Sascha Stowasser bei der gestrigen
Podiumsdiskussion mit NRW-Arbeitsminister Rainer Schmelzer heraus. Er
folgerte daraus: "Daher ist die sachliche Debatte und der Dialog über
Mensch und Arbeit in der Industrie 4.0 mit allen Beteiligten -
Beschäftigte, Unternehmen, Politik und Sozialpartner - notwendig und
einzufordern." Die Podiumsdiskussion fand im Rahmen der Veranstaltung
"Arbeit 2020: Faire Arbeit im digitalen Wandel" statt. Auf Einladung
der Allianz der Wirtschaft und Arbeit 4.0 diskutierten Politik,
Wissenschaft und Unternehmen die Zukunft der Arbeit.
Arbeit 2020 - Informationsbedarf der Unternehmen
Die Digitalisierung der industriellen Arbeitswelt bringt
vielfältige Änderungen mit sich. Unter dem Schlagwort Industrie 4.0
werden unter anderem Vernetzung, intelligente Systeme,
Datenverfügbarkeit und das Zusammenspiel von Mensch und Maschine
zusammengefasst. Vor diesem Hintergrund geht es um Gestaltungschancen
für Unternehmen, Beschäftigte, Sozialpartner und Politik. Die Nutzung
dieser Chancen zum Wohl aller Beteiligten geht mit ebenso großen
Erwartungen wie Unsicherheiten einher. Hieraus entsteht ein großer
Informationsbedarf, den Studien des ifaa bestätigen.
Wie sieht Industrie 4.0 aktuell in den Unternehmen aus?
Die Studien zeigen, dass der Begriff Industrie 4.0 in den
befragten Unternehmen zwar sehr bekannt ist, ein klares Verständnis
aber häufig fehlt. Die Aktivitäten im Hinblick auf Industrie 4.0 und
die Digitalisierung der industriellen Arbeitswelt sind
unterschiedlich ausgeprägt und in größeren Unternehmen meist weiter
fortgeschritten als in kleineren. Für die mittelständisch geprägte
deutsche Wirtschaft bedeutet dies, dass gerade kleinere Unternehmen
Bedarf nach Unterstützung haben. Hierzu sind - im Gegensatz zu den
häufig abstrakten Definitionen von Industrie 4.0 - konkrete
Anwendungsbeispiele erforderlich, die es erlauben, wirtschaftliche
und praktische Auswirkungen auf das eigene Unternehmen zu übertragen
und in dessen strategische Weiterentwicklung einfließen zu lassen.
Arbeitswelt im Wandel - Debatte der Akteure notwendig
"Der Mensch wird auch weiterhin steuernde, durchführende und
überwachende Tätigkeiten in der Industrie 4.0 vornehmen - von einer
menschenleeren Fabrik gehen wir nicht aus", erläuterte Stowasser. Wie
sich die Beschäftigungsformen, Arbeitstätigkeiten verändern und
welche Rolle der Mensch als Akteur tatsächlich in der Industrie 4.0
spielen wird, kann derzeit nicht eindeutig festgemacht werden. Dazu
scheint die zukünftige betriebliche Umsetzung der Industrie 4.0 noch
zu vage.
Chancen von Industrie 4.0
Die Digitalisierung bietet viele überzeugende Chancen. Für die
Beschäftigten bedeutet Digitalisierung mehr Flexibilität,
anspruchsvollere Tätigkeiten, an die eigenen Ansprüche angepasste
Informationsbereitstellung und Erleichterung bei monotonen
Routinetätigkeiten. Neben der erhöhten Informationsverfügbarkeit
verbessert die Digitalisierung die Abstimmungs- und
Kommunikationsprozesse im Unternehmen.
Stowasser fasste am Ende zusammen: "Bei all dem Optimismus können
wir es mit der Digitalisierung auch übertreiben. Nämlich dann, wenn
wir die Arbeit in der digitalen Zukunft so gestalten, dass wir - die
Menschen - nur noch Anhängsel von digitalen und intelligenten
Systemen und Maschinen wären. Hier zähle ich auf eine moralische und
ethische Grundsatzdebatte, die einerseits die zahlreichen Vorteile
der Digitalisierung, andererseits natürlich die
arbeitsschutzrelevanten Aspekte berücksichtigt."
Für weitere Informationen zum Thema wenden Sie sich bitte an
Christine Molketin unter c.molketin(at)ifaa-mail.de. Gerne steht Ihnen
Prof. Dr.-Ing. Sascha Stowasser für ein Interview zur Verfügung.
Pressekontakt:
INSTITUT FÃœR ANGEWANDTE ARBEITSWISSENSCHAFT E. V. (IFAA)
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