(ots) - Die Rettungsleitstelle der Feuerwehr Hamburg sendet nach
Recherchen des NDR Verbrauchermagazins "Markt" sensible
personenbezogene Daten unverschlüsselt an ihre Einsatzkräfte.
Gesundheitsdaten sind nach den Landesdatenschutzgesetzen besonders
sensibel und bedürfen eines besonderen Schutzes.
"Weibliche Person, 66 Jahre, Verdacht auf Herzinfarkt" - zusammen
mit der Adresse werden solche Daten per Funk an viele Notarzt- und
Rettungswagen übermittelt. Das Personal kann sie auf Meldeempfängern
auslesen und zum Einsatz ausrücken. Doch diese Datenübertragung ist
offenbar nicht sicher, die Meldedaten können mit geringem technischem
Aufwand abgefangen und ausgelesen werden. Ein Hacker stellte rund
280.000 Hamburger Einsatzmeldungen monatelang zum Mitlesen ins
Internet. Mittels einer eingebauten Suchfunktion konnten User nach
Namen, Straßen oder Verdachts-Diagnosen forschen. Inzwischen
ermittelt die Hamburger Staatsanwaltschaft gegen den illegalen
Datensammler. Doch nach Recherchen von "Markt" können die Daten noch
immer kinderleicht abgefangen werden. Die Hard- und Software dafür
ist in Deutschland frei verkäuflich.
Abhilfe könnte die Anschaffung verschlüsselungsfähiger
Meldeempfänger bringen. Der Hamburger Beauftragte für Datenschutz,
Johannes Caspar, pocht jedenfalls auf die Einhaltung des
Datenschutzes bei der Feuerwehr: "Das Hamburger Datenschutzgesetz
sieht schon vor, dass technische und organisatorische Maßnahmen zu
ergreifen sind von demjenigen, der verantwortlich Daten verarbeitet,
die Unbefugte daran hindern, ohne große Schwierigkeiten Zugriff zu
diesen personenbezogenen Daten von Bürgerinnen und Bürgern zu
bekommen. Insofern ist schon auch eine Verpflichtung natürlich der
verantwortlichen Stelle, und hier in diesem Falle der Feuerwehr
Hamburg, gegeben."
Die Feuerwehr Hamburg schreibt auf Anfrage von "Markt":
"Datenmissbrauch ist strafbar. Es ist Aufgabe der
Strafverfolgungsbehörden, dies zu unterbinden und zu ahnden.
Unabhängig davon nutzt die Feuerwehr Hamburg technische Erneuerungen,
um mögliche Innovationen oder notwendige Schutzmaßnahmen dem Stand
der Technik anzupassen und einem Missbrauch vorzubeugen."
Andere Rettungsleitstellen im Norden sind jedoch schon weiter.
Dort wird die gesamte Ãœbermittlung der sensiblen Einsatzdaten
verschlüsselt - und das schon seit Jahren.
Mehr zum Thema in der Sendung "Markt", Montag, 26. September, um
20.15 Uhr im NDR Fernsehen. Im Internet: www.NDR.de/markt
26. September 2016
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