(ots) - Wer heute sagen will, wie die Lage in 29 Jahren
aussieht, braucht hellseherische Fähigkeiten. Oder er macht es wie
das Bundessozialministerium beim Rentenniveau 2045: Es trifft
Annahmen über die weitere wirtschaftliche Entwicklung und kommt zum
Ergebnis, das Rentenniveau werde von 47,8 Prozent auf 41,6 Prozent
sinken. Das klingt dramatisch. Das Pferd lässt sich aber auch von der
anderen Seite her aufzäumen: Wird das Rentenniveau auf dem heutigen
Stand eingefroren, muss der Beitragssatz von derzeit 18,7 Prozent auf
über 27 Prozent steigen. Ob das die Arbeitnehmer akzeptieren, ist die
große Frage, weil gleichzeitig sicher auch Kranken- und
Pflegeversicherung deutlich teurer werden. Das deutsche Rentensystem
hat viele Stellschrauben. Dazu gehört auch das Rentenalter. Zu
berücksichtigen ist dabei, dass die Lebenserwartung und damit die
Bezugsdauer der Rente weiter steigt. Und der Bundeszuschuss, der
Grenzen hat, wenn die Zukunftsaufgaben wie Investitionen nicht
vernachlässigt werden sollen. Das Rentenniveau wird immer mehr zu
einem Kampfbegriff, obwohl es ziemlich wenig aussagt. 41,6 Prozent
wovon? Vom Durchschnittsverdienst aller Arbeitnehmer. Auch dessen
Entwicklung lässt sich nur hochrechnen. Zudem ist die Entwicklung der
Kaufkraft entscheidend: Wie viel können sich die Senioren von ihrer
Rente kaufen? In der Aufgeregtheit der bevorstehenden Bundestagswahl
wird nur das Rentenniveau diskutiert. Das ist gefährlich. Die
Politiker haben die steigende Zahl an Rentnern als Wähler im Auge,
nicht dagegen diejenigen, die die Zeche zahlen müssen. Schnellschüsse
sichern die Renten sicher nicht.
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