(ots) - Aus, das war es. Der Mitschnitt aus dem Jahr
2005 dürfte als kumulativer Höhe- und Wendepunkt der bizarren
Wahlschlacht zwischen dem Reality-TV-Star und Hillary Clinton in die
Geschichtsbücher eingehen. Der vulgäre Austausch zwischen Trump und
"Hollywood-Access"-Produzent Billy Bush über eine verheiratete Frau,
die der Milliardär nach eigenem Zeugnis in seiner Villa von Palm
Beach sexuell belästigte, offenbart eine zutiefst gestörte
Persönlichkeit. Dieser Mann gehört nicht ins Oval Office, sondern auf
die Couch eines Therapeuten. So widerlich Trumps unverhohlener
Sexismus ist, der Frauen zu Objekten seiner Begierde degradiert, so
wenig erklärte dies die Brisanz des Videos. Seine Ausfälle gegenüber
Frauen, die in Endlosschleife laufen könnten, sind ausführlich
dokumentiert. Viel verheerender ist in diesem Fall die politische
Dimension seiner Äußerungen, die ihn als Kandidat für das wichtigste
Amt der Welt endgültig disqualifizieren. Als "Star", so prahlte er
gegenüber dem kichernden George W. Bush-Vetter Billy in dem
Mitschnitt, habe er einen Freifahrtschein, Frauen an die Brüste oder
zwischen die Beine zu fassen. Er könne mit Frauen machen, was er
wolle. Damit provoziert Trump die Frage, was er wohl mit der sehr
viel größeren Macht als Präsident der Supermacht USA im Weißen Haus
anstellte? Die meisten Amerikaner wollen niemanden dort sitzen haben,
der mit seinen Bürgern macht, was er will. Trumps halbherzige
Entschuldigung zur Geisterstunde und sein trotziges "weiter so",
verstärken den Eindruck, der Kandidat habe den Ernst der Lage nicht
verstanden. In seinem alternativen Universum glaubt der Narzisst wohl
wirklich, er könne, wie er einem Interviewer im Frühjahr sagte,
mitten in Manhattan jemanden auf offener Straße erschießen, ohne das
dies Folgen für ihn hätte. Das traf vielleicht auf seine gläubigen
Anhänger während der Vorwahlen der orientierungslosen Republikaner
zu, aber nicht auf die Wählerschaft der USA insgesamt. Mit dem harten
Kern der Trumpers allein kann der Rechtspopulist am 8. November nicht
gewinnen. Er braucht Unabhängige und Unentschiedene, zu denen auch
viele konservative Frauen in den Vororten gehören. Spät, viel zu spät
dämmert den Republikanern, dass dieser Kandidat ihnen nicht nur das
Weißen Haus kostet. Trump gefährdet darüber hinaus auch die
konservative Mehrheit im US-Kongress. Das erklärt, warum gleich
reihenweise Abgeordnete in heller Panik aus den Notausgängen laufen.
Gewiss haben einige wie Senator John McCain, der selber schon ins
Visier des Größenwahnsinnigen geraten war, ehrenwerte Motive. Die
meisten müssen sich aber vorhalten lassen, Muslimen- und
Mexikaner-Hetze, die Verhöhnung von Behinderten und eben auch
Frauenhass aus zynischem Machtkalkül hingenommen zu haben. Hillary
Clinton braucht eigentlich nur noch die Ruhe bewahren. Ihre
Email-Affäre und die Wikileaks-Enthüllungen verblassen im Vergleich
zu den Eskapaden Trumps. Je mehr sie dem schrillen Rechtspopulisten
die Bühne überlässt, desto mehr wird sich der unbeherrschte Trump um
Kopf und Kragen reden. Wie vergangene Woche als er sich mitten in der
Nacht in der Fehde mit einer früheren Miss Universe die Finger wund
twitterte. Seine dritte Ehefrau Melania mag ihm vergeben, dass er
während ihrer Schwangerschaft, eine andere Frau sexuell belästigte.
Die meisten Wählerinnen und Konservative, die ihre Werte Ernst
nehmen, werden das am Wahltag nicht vergessen. Für Trump dürfte das
Rennen gelaufen sein.
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