PresseKat - Ist die Hausbank noch eine "sichere Bank"?

Ist die Hausbank noch eine "sichere Bank"?

ID: 14126

(firmenpresse) - Bonn/Köln - Der Bund katholischer Unternehmer (BKU) ist ein freiwilliger Zusammenschluss von katholischen Unternehmern und unternehmerisch TĂ€tigen. Der eingetragene Verein hat seinen Sitz in Köln und ist als gemeinnĂŒtzig anerkannt. Derzeit hat er rund 1.200 Mitglieder. Der BKU wurde am 27. MĂ€rz 1949 in Königswinter bei Bonn gegrĂŒndet und versteht sich heute als katholische ĂŒberparteiliche Plattform, um aus unternehmerischer Sicht Gesellschaft, Politik und Kirche zu gestalten. Die Bundes-vorsitzende des BKU, Marie-Luise Dött, ist Mitglied des Deutschen Bundestages (CDU) und selbstĂ€ndige Edelsteingutachterin. In einem Beitrag fĂŒr das Mittelstandsmagazin CriticĂłn http://www.criticon.de plĂ€diert sie fĂŒr eine neue Finanzierungskultur im deutschen Mittelstand. Marie-Luise Dött schreibt: "Die Finanzierung des Mittelstandes steht vor einer Zeitenwende. Die bislang gĂ€ngige Finanzierung durch die ‚Hausbank‘ ist fĂŒr viele keine ‚sichere Bank‘ mehr. Aus Sicht des Bundes Katholischer Unternehmer (BKU) benötigen wir fĂŒr die Zukunft des Mittelstandes nichts Geringeres als eine neue ‚Finanzie-rungskultur‘.

Bislang bilden Kredite den Schwerpunkt der Mittelstandsfinanzierung in Deutschland. Das KreditgeschĂ€ft konzentriert sich dabei meist auf die ‚Hausbank‘, da bei dieser die zu vergebenden Sicherheiten liegen. Oft sind diese beim MittelstĂ€ndler auch das eigene ‚Haus‘ und andere wesentliche Werte des Privatvermögens, was dem Begriff ‚Hausbank‘ eine weitere Konnotation gibt. Viele dieser Sicherheiten haben im letzten Jahrzehnt an substanziellem Wert verloren und engen somit die KreditspielrĂ€ume weiter ein. Die gesamte Situation gefĂ€hrdet die Investitions- und Innovationskraft der Unternehmen und letztlich ihre Existenz. Der Mittelstand ist aber das RĂŒckgrat der deutschen Wirtschaft, hier ge-wachsen und verwurzelt, den Menschen seines Umfeldes verbunden und verpflichtet. Unbeschadet einer stĂ€rkeren globalen Ausrichtung grösserer mittelstĂ€ndischer Unternehmen ist und bleibt fĂŒr die meisten Unternehmen Deutschland als Standort alternativlos. Man könnte auch sagen: Der Mittelstand hat ‚lebenslĂ€nglich Deutschland‘. Er ist somit mehr als internationalisierte Grosskonzerne auf gĂŒnstige Rahmenbedingungen in Deutschland angewiesen, und mit ihnen ihre Mitarbeiter und Kunden. Umgekehrt ist fĂŒr die Sicherung von Wachstum und Wohlstand in Deutschland der Erhalt mittelstĂ€ndischer Unternehmen absolut notwendig.





Eine ĂŒber Jahrzehnte verfehlte Steuerpolitik liess dem Mittelstand wenig Chancen und keinen Anreiz zur Bildung von genĂŒgend Eigenkapital. Der hĂ€rtere Wettbewerb auf dem Finanzdienstleistungsmarkt fĂŒhrt nun fĂŒr die Kreditinstitute zu sinkenden Margen, und da sie durch staatliche Regulierung (Basel II, Mindestanforderungen an das KreditgeschĂ€ft der Kreditinstitute ‚MaK‘) steigenden Fixkosten und Investitionsausgaben unterliegen, wird Eigenkapital fĂŒr die Kreditinstitute teuerer. Deshalb steigt auch der Druck auf die mittelstĂ€ndischen Unternehmen, mehr Eigenkapital zu bilden. Mehr Eigenkapital be-deutet fĂŒr die mittelstĂ€ndische Wirtschaft mehr BewegungsspielrĂ€ume und gĂŒnstigere Konditionen. Deshalb fĂŒhrt fĂŒr den deutschen Mittelstand kein Weg an einer GeschĂ€ftspolitik vorbei, die deutlicher an der Steigerung des Eigenkapitals orientiert ist.

Diese neue Finanzierungskultur muss der MittelstĂ€ndler aktiv betreiben! Er selbst beziehungsweise der angestellte GeschĂ€ftsfĂŒhrer muss kĂŒnftig den Finanzbereich neben Einkauf, Produktion und Ver-trieb als Kernprozess begreifen. Die Unternehmer werden das innerbetriebliche Berichtswesen und ih-re Planungs- und Steuerungsinstrumente ausbauen mĂŒssen, und dazu gehört auch, dass die Hausbank beziehungsweise die Kernfinanzpartner regelmĂ€ssig, rechtzeitig und ausfĂŒhrlich ĂŒber alle relevanten Unternehmens- und Finanzentwicklungen informiert werden. Die Entwicklung neuer Finanzierungsinstrumente fĂŒhrt zudem zu einer höheren KomplexitĂ€t, die einen intensiven Austausch der Partner erfordert. Vor allem dann, wenn die Kernqualifikation des Unternehmers im technischen Bereich liegt, empfiehlt es sich, neben dem Steuerberater andere Unternehmens- und Finanzberater als Sparringspartner zu haben oder qualifizierte und unabhĂ€ngige BeirĂ€te zu bilden.

MittelstĂ€ndische Unternehmen sind hĂ€ufig Familienunternehmen, in denen die Anteile von verschie-dene Familienmitgliedern gehalten werden. Auf Grund der zukĂŒnftig stĂ€rkeren Bedeutung des Eigenkapitals kommt diesen als Finanziers eine zentrale Bedeutung zu. Unterschiedliche Interessen der Familienmitglieder, von denen ein Grossteil oft nicht in die GeschĂ€ftsfĂŒhrung eingebunden ist, gilt es zusammenzufĂŒhren. Unternehmerfamilien ist eine langfristige Portfolio-Strategie anzuraten, die den persönlichen BedĂŒrfnissen der einzelnen Mitglieder wie dem langfristigen Erhalt des Unternehmens dient und GrundsĂ€tze der Entnahmepolitik aufstellt. Es empfiehlt sich, ein solches ‚Familienmanage-ment‘ im Unternehmen institutionell zu verankern.

So wie börsennotierte Adressen Ihre Investoren, AktionĂ€re sowie Kapitalgeber und Analysten im Sinne von ‚Investor Relations‘ pflegen, werden auch die mittelstĂ€ndischen Unternehmer die Beziehung zu ihren Kapitalgebern pflegen mĂŒssen. Es gilt der Grundsatz, sich um seine Finanziers genauso intensiv und regelmĂ€ssig zu kĂŒmmern, wie um seine Mitarbeiter, Kunden und Zulieferer. Was fĂŒr Anteilseigner in der eigenen Familie gilt, gilt natĂŒrlich in mindestens gleichem Masse fĂŒr dritte Anteilseigner und andere Kapitalgeber. Sich um sie als Finanziers zu kĂŒmmern, muss Chefsache sein. Gemeinsam mit der Hausbank, dem Beirat und/oder unabhĂ€ngigen Finanzpartnern gilt es dann, die fĂŒr das jeweilige Un-ternehmen adĂ€quaten Finanzierungsinstrumente zu ermitteln.

Manche Bank hat in den vergangenen Jahren beim Mittelstand Vertrauenskapital verspielt. Dies gilt es zurĂŒckzugewinnen. Dies gelingt am ehesten durch KontinuitĂ€t der GeschĂ€ftspolitik und einer systema-tischen Mittelstandsorientierung der Kreditinstitute, durch KontinuitĂ€t, ProfessionalitĂ€t und IndividualitĂ€t in der Kundenbetreuung, die mit EinfĂŒhlungsvermögen in unternehmerisches Denken und Handeln und ein Mindestmass an Branchenkompetenz einhergehen muss, sowie durch Systemtransparenz des bankinternen Ratingprozesses und durch Transparenz der Einzelbewertung des kundenspezifischen Ratingergebnisses. Gerade der Ratingprozess im Rahmen von Basel II bietet hier Chancen: Das Ra-tingverfahren fĂŒhrt nĂ€mlich zur Systematisierung der Kreditprozesse und zur besseren Aufdeckung von SchwĂ€chen und StĂ€rken im Unternehmen. Gerade die in den Regionen verankerten Kreditinstitu-te verfĂŒgen oft durch langjĂ€hrige Kundenbeziehungen ĂŒber spezifisches Wissen, das zur differenzier-teren und aktuelleren Risikobewertung fĂŒhrt, wovon sowohl der Kunde wie auch das Kreditinstitut selbst profitieren.

Bei fundierter Vorbereitung sowie partnerschaftlicher Begleitung durch die Hausbank können zusĂ€tzliche Unternehmenspotenziale gehoben werden: eine strategische Planung und optimierte Steuerung der BetriebsablĂ€ufe sowie eine intensive Produkt- und Leistungsentwicklung können gelingen, und Fragestellungen wie die der UnternehmensĂŒbergabe können rechtzeitig angegangen und kommuni-ziert werden. Ein so weiterentwickeltes Hausbank-Prinzip stellt eine offene, regelmĂ€ssige und vertrau-ensvolle Kommunikation in den Mittelpunkt der GeschĂ€ftsbeziehung.

Die Höhe der SteuersĂ€tze, die kontinuierlich gewachsenen Sozialabgaben und insbesondere ein Steuersystem, das die Eigenfinanzierung bestraft und die Kreditaufnahme belohnt, haben sich in den vergangenen Jahrzehnten als thesaurierungsfeindlich erwiesen. So lange die Zinsen von bereits versteuerten Gewinnen, die wieder in das Unternehmen investiert werden, im folgenden Jahr erneut mit der vollen Steuerlast belegt werden, wĂ€hrend die Zinsen fĂŒr aufgenommene Kredite die Steuerlast des Unternehmens mindern, solange wird eine zukunftsfĂ€hige Eigenkapitalausstattung des Mittelstan-des politisch verhindert. Auf diese Benachteiligung des Mittelstandes hat die Politik immer nur mit staatlichen Finanzierungsprogrammen reagiert. Bei besseren Rahmenbedingungen und in einer le-bendigen freiheitlichen Wirtschaftsordnung wĂ€ren diese Programme grösstenteils ĂŒberflĂŒssig.

Neben dieser steuerlichen Behinderung, der absoluten Höhe von Steuern und Sozialabgaben ist vor allem die mangelnde Berechenbarkeit der Steuerpolitik ein unkalkulierbares Risiko. Die hĂ€ufigen und im Zeitabstand immer schneller sich ereignenden VerĂ€nderungen des bereits heute schon unĂŒberschaubaren Steuerrechts machen in zunehmendem Masse jede fĂŒr ein Unternehmen unabdingbare mittel- und langfristige Planung unmöglich. FĂŒr die Zukunft des Mittelstandes ist deswegen eine bere-chenbare Steuerpolitik, die das Re-Investieren einmal versteuerter Gewinne in das Unternehmen fördert und die Generationennachfolge erleichtert, unverzichtbar. Dies ist eine Kernforderung des BKU.

Vor allem fĂŒr kleine und mittlere Betriebe stellt die ĂŒberbordende BĂŒrokratie eine enorme zeitliche und finanzielle Belastung dar. Unternehmer wollen entwickeln, produzieren, Arbeit schaffen und sich um ihre Kunden kĂŒmmern, nicht aber nach einem 12-Stunden-Tag in GeschĂ€ft oder Betrieb noch stundenlang endlose Formulare ausfĂŒllen und Papierkriege fĂŒhren. Statt dirigistischer Eingriffe und einengender Gesetzgebung sollten Politik und Verwaltung fĂŒr transparente und einfache Regelungen sorgen. Die besonders in Deutschland lĂ€hmend langsamen Genehmigungsverfahren sind ein enormer Wettbewerbsnachteil fĂŒr die deutsche Wirtschaft, und der Mittelstand leidet darunter besonders. Sollen Innovationen zĂŒgig in Investitionen und damit in konkurrenzfĂ€hige Produkte und Dienstleistungen umgesetzt werden, dann mĂŒssen bei Genehmigungen zeitliche Dauer und Aufwand, die immer auch finanzielle Kosten bedeuten, unverzĂŒglich und umfassend reduziert werden.

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Datum: 05.11.2004 - 14:41 Uhr
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Freigabedatum: 05.11.2004

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