(ots) - Merkwürdigkeiten beim Verkauf der Tiefkühlsparte /
Bundesregierung will Verkauf von landwirtschaftlichen Flächen an
Großinvestoren künftig verhindern
Berlin, 18. Oktober 2016 - Bei dem insolventen
Landwirtschaftskonzern KTG Agrar hat es jahrelang fragwürdige
Geschäfte mit Vertrauten von Vorstandschef Siegfried Hofreiter
gegeben. Das berichtet das Wirtschaftsmagazin 'Capital' (Ausgabe
11/2016, EVT 20. Oktober) unter Berufung auf Einträge im
Handelsregister und Aussagen von Firmeninsidern. Die Recherchen legen
nahe, dass mehrere Unternehmen, bei denen Angehörige oder alte
Wegbegleiter Hofreiters Eigentümer sind, von Aufträgen des
KTG-Konzerns profitiert haben. Dabei ging es unter anderem um
Großaufträge für den Bau von Biogas-Anlagen, den Verkauf der
Tiefkühlsparte des Konzerns sowie Dienstleistungen für mehrere
KTG-Betriebe.
Den Recherchen zufolge haben Tochterfirmen des Konzerns für
Erntearbeiten regelmäßig einen Dienstleister auf Usedom beauftragt,
der Hofreiters langjähriger Lebensgefährtin und KTG-Großaktionärin
Beatrice Ams gehört. Dafür soll die Firma laut Firmenkennern Preise
weit über dem marktüblichen Niveau kassiert haben. Eine Agrarfirma,
an der Ams' und Hofreiters gemeinsamer Sohn beteiligt ist, erhielt
ausweislich eines KTG-Wertpapierprospekts von einer Biogas-Tochter
des Konzerns einen über 15 Jahre laufenden Vertrag für
Substratlieferungen in einem Gesamtvolumen von mehreren Millionen
Euro.
Wie die verschachtelten Geschäfte bei KTG liefen, zeigt der
Verkauf der früheren Tiefkühl-Sparte des Konzerns. Erst in diesem
Frühsommer war bekannt geworden, dass KTG Agrar sein Tiefkühlgeschäft
mit der Marke Frenzel schon mit Wirkung zum 1. Juli 2015 verkauft
hatte. Dabei hatte der Konzern dem Käufer ein Darlehen in Höhe von 27
Mio. Euro gewährt, obwohl er damals schon in finanziellen Problemen
steckte. Die 'Capital'-Recherchen belegen nun, dass hinter dem
Frenzel-Käufer ein Unternehmen steckt, das faktisch von einem
langjährigen Wegbegleiter der Hofreiter-Familie kontrolliert wird.
Das Verkäuferdarlehen wurde bis zum Zeitpunkt der Insolvenz nicht
beglichen.
Als Konsequenz aus der KTG-Pleite und der Übernahme des früheren
KTG-Kerngeschäfts durch die branchenfremde Zech-Gruppe befürwortet
die Bundesregierung Maßnahmen, um eine weitere Konzentration
landwirtschaftlicher Betriebe und Flächen in den Händen
überregionaler Investoren zu verhindern und ortsansässige Landwirte
zu stärken. Es bestehe "Handlungsbedarf", schreibt das Agrar-Ressort
in der Antwort auf eine Kleine Anfrage der Grünen-Bundestagsfraktion,
verweist jedoch auf die Zuständigkeit der Bundesländer.
Dagegen forderte der Grünen-Agrarpolitiker Friedrich Ostendorff
eine umfassende Reform des Boden- und Steuerrechts sowie der
Privatisierungsrichtlinien für die landwirtschaftlichen Flächen im
Bundesbesitz. "Wir brauchen eine Bevorzugung kleiner und mittlerer
Betriebe beim Flächenerwerb", sagte Ostendorff. Erforderlich sei
zudem eine rigorose Kontrolle und Regulierung aller Verkäufe von
landwirtschaftlichen Flächen und Unternehmen, auch aller
Anteilsverkäufe an landwirtschaftlichen Unternehmen.
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Thomas Steinmann, Redaktion 'Capital',
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