(ots) - Vielleicht passte alles einfach zu gut. Nach allen dem
Nationalsozialistischen Untergrund (NSU) zugeschriebenen Taten wäre
der Mord an der 2001 spurlos verschwundenen Peggy die letzte
Monstrosität gewesen, die perfekt ins Bild der Terrorzelle, die
jahrelang unbehelligt ihre Blutspur ziehen konnte, gepasst hätte.
Doch nun sieht es so aus, als ob der an Ermittlungspannen ohnehin
nicht arme NSU-Komplex schlicht um eine Blamage reicher ist. Denn
schon einmal, nach dem Mord an der Polizistin Michèle Kiesewetter,
hatte die Polizei jahrelang das "Phantom von Heilbronn" gejagt, bis
sich diese "Frau ohne Gesicht" als harmlose Mitarbeiterin des
Herstellers der zur Spurensicherung verwendeten Wattestäbchen
entpuppte. Sollte es sich tatsächlich um die Wiederholung derselben
Schlamperei handeln, so zeigt dies: DNA-Spuren können in die Irre
führen - nicht weil die DNA-Analyse als solche unzuverlässig wäre,
sondern weil Treffer voreilig bejubelt werden, weil bis dahin niemand
die Übertragung einer Gen-Spur über ein Werkzeug der Polizei für
möglich gehalten hat. Der Fall Peggy gehört zu jenen ungeklärten
Verbrechen, die das Land bis heute umtreiben. Das erhöht den Druck
auf die Fahnder ebenso wie die Neigung der Öffentlichkeit,
aufzuatmen, weil endlich ein - und sei es nur ein toter - Täter
gefunden ist. Die DNA-Analyse hat die Kriminaltechnik in den
vergangenen 25 Jahren enorm vorangebracht. Weil sich selbst kleinste
Spuren analysieren lassen, können Fälle geklärt werden, deren Akten
viele Jahre offen blieben: Täter wurden ermittelt, zu Unrecht
Verdächtigte entlastet. Doch der jüngste Fall mahnt: Sicher ist
nichts, gesundes Misstrauen schadet niemals.
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