(ots) - Wie sind die Datenhändler an die Daten von drei
Millionen Deutschen gekommen, über die die NDR Fernsehmagazine
"Panorama" und "Zapp" berichten (s. NDR Pressemeldung "Ausgespäht:
Intime Daten von Millionen Deutschen im Handel" vom 1. November)?
Eine zentrale Rolle spielen hier offenbar kostenlose Zusatzprogramme
mit einer versteckten Ausspähfunktion. In den Recherchen des NDR fiel
etwa eine Browser-Erweiterung der Firma "Web of Trust" (WOT) auf.
WOT bietet eigentlich einen Service an, der dem Nutzer dabei
helfen soll, sicher zu surfen: Die Erweiterung prüft die Integrität
von Webseiten, bewertet besuchte Seiten anhand eines Ampel-Systems im
Hinblick auf Sicherheit. "Finden Sie sofort heraus, welchen Websites
Sie vertrauen können", lautet ein Slogan der Firma. Im Hintergrund
protokolliert und übermittelt die Erweiterung aber auch die Daten zum
Surf-Verhalten des Nutzers an einen Server im Ausland. Dort wird ein
Profil erstellt, bei dem Datum, Uhrzeit, Ort und angesteuerte
Web-Adresse gemeinsam mit einer Nutzer-Kennung abgespeichert werden.
Diese Daten gehen dann an Zwischenhändler. Von einem dieser
Zwischenhändler haben "Panorama" und "Zapp" ihren Datensatz bezogen.
Nach den Recherchen betrifft das Ausspähen die WOT-Erweiterungen
mehrerer gängiger Browser. Experten gehen davon aus, dass WOT nicht
die einzige Erweiterung ist, sondern sich die Daten-Sammler
Dutzender, wenn nicht Hunderter unterschiedlicher Browser-Addons
bedienen.
WOT weist auf seiner Webseite darauf hin, dass die Erweiterung
Daten wie etwa Web-Adressen abgreift und an Dritte weitergibt.
Allerdings, so betont die Firma, seien diese Daten anonym. Reporter
des NDR konnten indes in Stichproben mehr als 50 Nutzerinnen und
Nutzer persönlich identifizieren, zum Beispiel über E-Mail-Adressen,
in denen der Name steht, Anmeldenamen oder andere Bestandteile der
aufgerufenen URLs. Auf Anfragen des NDR reagierte das Unternehmen
nicht.
Hinter der WOT-Erweiterung steht eine der weltweit größten
Bewertungsplattformen für Webseiten, die sich ebenfalls "Web of
Trust" nennt. Sie hat ihren Sitz in Finnland. Die WOT-Erweiterungen
für beliebte Browser wie Firefox und Chrome wurden nach Angaben der
Firma mehr als 100 Millionen Mal heruntergeladen.
Der Datenschutzbeauftrage Hamburgs, Johannes Caspar, erklärt dazu
im NDR Interview: "Zur Weitergabe von personenbezogenen Daten
brauchen Unternehmen grundsätzlich eine Einwilligung der
Betroffenen." Dazu müsse der Nutzer genau wissen, wozu er zustimmt.
Dies sei bei WOT nicht der Fall. "Hier wird ja deutlich gesagt, es
handelt es sich nicht um personenbezogene Daten, was nicht stimmt",
so Caspar weiter. "Die Bezeichnung 'anonymisiert' ist hier nicht
richtig", sagte Caspar. Eine massive Auswertung der Daten sei daher
nach deutschem Recht "nicht zulässig".
Mehr dazu in "Panorama 3", Dienstag, 1. November, 21.15 Uhr, NDR
Fernsehen.
Die Pressemeldung "Ausgespäht: Intime Daten von Millionen
Deutschen im Handel" finden Sie unter http://www.ndr.de/der_ndr/press
e/mitteilungen/Ausgespaeht-Intime-Daten-von-Millionen-Deutschen-im-Ha
ndel,pressemeldungndr17808.html
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