(ots) - Anlässlich der Weltklimakonferenz in
Marrakesch (7.-18.11.2016) kritisieren Western Sahara Resource Watch
(WSRW) und medico international das marokkanische Programm zum Ausbau
erneuerbarer Energien als Hindernis für den UN-Friedensprozess in der
Westsahara.
Die auf dem Klimagipfel beworbenen Windkraftparks werden zunehmend
nicht in Marokko, sondern in der Westsahara gebaut. Die Westsahara
steht seit 1975 unter völkerrechtswidriger Besatzung Marokkos. Mehr
als die Hälfte der Einwohner flohen damals und noch immer müssen mehr
als 100.000 Sahraouis in Flüchtlingslagern im Nachbarland Algerien
ausharren.
Siemens ist gemeinsam mit der italienischen Firma Enel am
stärksten in den Bau von Windenergieprojekten in der Westsahara
involviert. Siemens und Enel gewinnen Marokkos Ausschreibungen durch
ihre Partnerschaft mit der Energiefirma, die sich im Besitz des
marokkanischen Königs befindet. "Der Abschluss großer Energieverträge
in der Westsahara mit dem marokkanischen Königshaus geht mit einem
hohen Preis für den UNO-Friedensprozess in der Westsahara einher.
Solange der marokkanische König selbst von der illegalen Präsenz der
marokkanischen Armee profitiert, wird er die Bemühungen der UN zur
Lösung des Westsaharakonfliktes weiter untergaben", sagt Erik Hagen
von Western Sahara Resource Watch.
"Mit schmutzigen Geschäften für vorgeblich sauberen Strom
zementiert Siemens Fluchtursachen", kritisiert medico-Pressereferent
Bernd Eichner. Kritiker der Ausbeutung von Rohstoffen durch das
Königshaus in dem besetzten Gebiet verbüßen lebenslange Strafen in
Marokkos Gefängnissen. Besonders das Siemens-Projekt in Foum El Qued
steht in der Kritik. 22 Windräder liefern dort den Strom für den
Abbau von Phosphat und den Transport zum Hafen über ein 100km langes
Förderband. Diese Exporte werden generell als Verletzung
internationalen Rechts und der Rechte der Menschen in diesem Gebiet,
ihre eigenen Ressourcen zu verwalten, angesehen. "Dabei kann eine
einzige Schiffsladung Phosphat mehr wert sein als ein Drittel der
gesamten jährlichen humanitären Hilfe für die Flüchtlinge aus der
Westsahara, welche die rechtmäßigen Eigentümer der Rohstoffe sind",
erläutert Bernd Eichner.
Der zum Klimagipfel erschienene WSRW-Bericht "Windige Geschäfte -
Was Marokko und Siemens bei der COP22-Klimakonferenz in Marrakesch
verheimlichen wollen" schildert Marokkos Pläne, seine nationale
Windenergieproduktion durch zusätzliche 1000 Megawatt bis 2020 zu
verdoppeln. 40% der zusätzlichen Kapazität sollen in den besetzten
Gebieten erschlossen werden. Die umstrittene Energieproduktion aus
Sonne und Wind in der Westsahara macht schon heute fast 7% der
gesamten marokkanischen Energieproduktion aus. Bis 2020 könnte der
Anteil auf mehr als 25% ansteigen.
Western Sahara Resource Watch fordert alle involvierten
Unternehmen dazu auf, ihre mit der marokkanischen Regierung in
Verbindung stehenden Infrastrukturprojekte in der Westsahara zu
beenden, um den UNO-Friedensprozess nicht zu behindern. Auch müsse
verteidigt werden, dass klimafreundliche grüne Energie nicht
Menschenrechte außer Kraft setzen darf. "Saubere Energie muss auch
mit sauberen Methoden produziert werden - rechtlich, technisch und
moralisch", fordert Erik Hagen.
Den vollständigen Bericht finden Sie (28 Seiten; PDF) auf:
http://wsrw.org/a180x3619
Mehr Informationen zum Westsaharakonflikt finden Sie bei
- Western Sahara Resource Watch: http://www.wsrw.org/lEN
- medico international: https://www.medico.de/projekte/westsahara/
Für Nachfragen und Interviewwünsche wenden Sie sich bitte an:
- Bernd Eichner, Pressereferent:
Tel +49 (0) 69-9443845 oder eichner(at)medico.de
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