(ots) - Der Stifterverband und die Nationale Akademie der
Wissenschaften Leopoldina zeichnen die beiden Konstanzer Klinischen
Psychologen und Neuropsychologen Dr. Maggie Schauer und Prof. Dr.
Thomas Elbert mit dem Carl-Friedrich-von-Weizsäcker-Preis aus. Die
Wissenschaftler werden für ihre Untersuchungen von Menschen
gewürdigt, die durch Gewalt, Krieg und Folter, im Zusammenhang mit
Flucht oder im häuslichen Umfeld, traumatisiert sind. Aus den
Erkenntnissen über die Folgen von extremem Stress heraus gelang ihnen
die Entwicklung wirksamer Interventionen, welche Ãœberlebende von
Gewalt und Menschenrechtsverletzungen zurück ins Leben führen können
und zu einer friedlichen Gesellschaft beitragen. Der mit 50.000 Euro
dotierte Wissenschaftspreis des Stifterverbandes wird für Beiträge
zur wissenschaftlichen Bearbeitung gesellschaftlich wichtiger
Herausforderungen verliehen. Er ist damit die deutsche Auszeichnung
für Wissenschaftler auf dem Gebiet der wissenschaftsbasierten
Politikberatung.
Der Carl-Friedrich-von-Weizsäcker-Preis wird Maggie Schauer und
Thomas Elbert am Dienstag, 13. Dezember 2016, in Halle (Saale)
verliehen. Die Ehrung findet im Rahmen der traditionellen
Weihnachtsvorlesung der Leopoldina statt, die beide Preisträger
gemeinsam zum Thema "Im Jahrhundert der Migration: Psychische
Funktionstüchtigkeit als Schlüssel für gelingende Gesellschaften"
halten.
"Mit Maggie Schauer und Thomas Elbert werden zwei Wissenschaftler
mit dem Carl-Friedrich-von-Weizsäcker-Preis ausgezeichnet, die sich
in beispielhafter Weise um die Therapie und Unterstützung von
Gewalt-Opfern verdient gemacht haben", sagt der Präsident der
Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina, Prof. Dr. Jörg
Hacker. "Das Thema ist nicht zuletzt vor dem Hintergrund steigender
Flüchtlingszahlen weltweit sehr aktuell. Thomas Elbert und Maggie
Schauer haben den Mut, Gewalt in ihrem umfänglichen Ausmaß zu
untersuchen, indem sie sowohl die Auswirkungen auf das Individuum an
sich als auch die Folgen für sein Dasein in der Gesellschaft in den
Blick nehmen", sagt Hacker weiter.
"Der Carl-Friedrich-von-Weizsäcker-Preis ist eine Auszeichnung für
wissenschaftsbasierte Politikberatung, ehrt also Wissenschaftler, die
mit ihren Forschungsarbeiten Lösungen zum Umgang mit drängenden
Problemen entwickeln und diese der Politik und der Öffentlichkeit
aktiv vermitteln. Maggie Schauer und Thomas Elbert haben maßgeblich
dazu beigetragen, aufzuzeigen, wie Traumafolgen therapiert werden
können", sagt Prof. Dr. Andreas Barner, Präsident des
Stifterverbandes.
Maggie Schauer und Thomas Elbert haben gemeinsam mit dem
Bielefelder Wissenschaftler Prof. Dr. Frank Neuner die "Narrative
Expositionstherapie" entwickelt und ihre Anwendung untersucht. Sie
ist ein Behandlungsverfahren, das insbesondere in Konflikt- und
Krisenregionen zum Einsatz kommt und vor allem für die Therapie von
Opfern organisierter Gewalt und zur Behandlung von Kriegsflüchtlingen
entwickelt wurde. In Feldstudien in Afrika und Asien konnte das
Behandlungsverfahren erfolgreich angewendet werden. Schauer und
Elbert erforschen bereits seit zwei Jahrzehnten die Folgen
organisierter Gewalt wie Krieg, Folter und sexuelle Gewalt für das
Individuum, ihre Familien und die Gesellschaft. Am Kompetenzzentrum
für Psychotraumatologie der Universität Konstanz untersuchen sie
nicht nur psychosoziale Auswirkungen der Gewalt, sondern auch
molekularbiologische und neurophysiologische Veränderungen als Folgen
von Gewalterfahrungen. Weltweit einmalig ist dabei, dass sich
Laborstudien in Konstanz und Untersuchungen in Kriegs- und
Krisenregionen zu einem Gesamtbild ergänzen.
Maggie Schauer studierte in München Philosophie, Psychologie und
Sozialwissenschaften. 1998 wurde sie an der Universität Konstanz im
Fach Psychologie promoviert. Sie arbeitete danach an der Universität
Tübingen in der Medizinpsychologie und ist seit 2002 Direktorin des
Kompetenzzentrums Psychotraumatologie an der Universität Konstanz.
Dieses entwickelt psychodiagnostische und therapeutische
Hilfestellungen für Flüchtlinge, darunter auch Kinder und
Jugendliche, die organisierte Gewalt und Terror erlebt haben. Ziel
ist es, die Aufnahme und Integration und die damit verbundenen Folgen
nachhaltig positiv zu beeinflussen. Durch den besonderen
Brückenschlag zwischen Praxis und Forschung werden dabei
diagnostische Standards und therapeutische Interventionsmöglichkeiten
in Kombination mit Menschenrechtsarbeit genauer erforscht und
weiterentwickelt.
Thomas Elbert studierte Psychologie, Mathematik und Physik an den
Universitäten München und Tübingen. 1978 wurde er in Tübingen
promoviert, wo er anschließend - unterbrochen von Gastprofessuren an
der Pennsylvania State University und an der Universität Stanford -
bis 1989 lehrte. Danach arbeitete er als Professor an der
medizinischen Fakultät der Universität Münster. Seit 1995 ist er
Professor für Klinische Psychologie und Verhaltensneurowissenschaften
an der Universität Konstanz. Elbert forscht unter anderem zu den
Themen Psychobiologie menschlicher Gewalt- und Tötungsbereitschaft
und mentale Gesundheit in Konflikt- und Krisenregionen. In seinem
Forschungsfeld ist Elbert einer der meistzitierten Wissenschaftler
weltweit. Seit 2009 ist Thomas Elbert Mitglied der Leopoldina in der
Sektion Psychologie- und Kognitionswissenschaften.
Der Carl-Friedrich-von-Weizsäcker-Preis ist der Wissenschaftspreis
des Stifterverbandes und mit 50.000 Euro dotiert. Er wird gemeinsam
mit der Leopoldina alle zwei Jahre an Wissenschaftlerinnen und
Wissenschaftler oder Forscherteams vergeben, die einen Beitrag zur
wissenschaftlichen Bearbeitung gesellschaftlich wichtiger Probleme
geleistet haben. Im Jahr 2012 wurde der Bildungsforscher Prof. Dr.
Jürgen Baumert ausgezeichnet, 2014 wurde Prof. Dr. Ferdi Schüth
geehrt. Den ersten Weizsäcker-Preis erhielt im Jahr 2009 der
Wissenschaftler und Bürgerrechtler Prof. Dr. Jens Reich.
www.stifterverband.org/weizsaecker-preis
Der Preis wird Maggie Schauer und Thomas Elbert am 13. Dezember
durch Jörg Hacker, Präsident der Leopoldina, und den Präsidenten des
Stifterverbandes, Andreas Barner, verliehen. Weitere Informationen
zum Programm der Weihnachtsvorlesung finden Sie unter:
www.leopoldina.org/de/veranstaltungen/veranstaltung/event/2442/
Pressekontakt:
Caroline Wichmann
Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina
Leiterin der Abteilung Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
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Pressereferentin
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