(ots) - Kleinanleger mussten Verluste in dreistelliger
Millionenhöhe verbuchen
Berlin, 16. November 2016 - Die irreführende Verwendung von
Creditreform-Ratings hat Kleinanleger hunderte Millionen Euro
gekostet. Zu diesem Ergebnis kommt eine Auswertung des
Wirtschaftsmagazins 'Capital' aller seit 2010 in Deutschland
begebenen Anleihen mittelständischer Unternehmen (Capital 12/2016;
EVT 17. November). Dabei zeigt sich bei Bonds, die mit einem
Creditreform-Siegel vermarktet wurden, ein auffälliger Widerspruch:
Je besser das Rating, desto eher fiel die Anleihe aus und die Anleger
erlitten herbe Verluste.
Insgesamt wurden bislang 114 Anleihen mit einem Siegel der
Creditreform Rating AG vertrieben - einer Tochter der gleichnamigen
Auskunftei. 54-mal verliehen die Bonitätswächter dabei ein
"Investmentgrade"-Rating, das dem Anleger ein sehr niedriges
Ausfallrisiko signalisieren soll. Von diesen Anleihen fielen mit 28
mehr als die Hälfte aus. Im Vergleich dazu halten sich die von
Creditreform als "Ramsch" bewerteten Bonds eher gut. 60 dieser
"Non-Investmentgrade"-Anleihen wurden emittiert, neun davon fielen
bisher aus, was einer Quote von 15 Prozent entspricht.
Als "Investmentgrade" gelten Noten von "AAA" bis "BBB-". Zu den
Firmen, die trotz guten Creditreform-Ratings pleitegingen, gehört der
Modekonzern Steilmann. Das Unternehmen emittierte zwischen 2012 und
2015 drei Anleihen mit "BBB"-Note. Im März meldete Steilmann
Insolvenz an. Auch beim Kollaps des Landwirtschaftskonzerns KTG und
bei der Pleite des Heizmittelherstellers German Pellets war
Creditreform mit von der Partie.
Eine so klare negative Korrelation zwischen Note und Ausfallrisiko
ist ungewöhnlich. Ein Grund könnte sein, dass viele der Pleite-Bonds
nur über ein Unternehmensrating verfügten, nicht aber über ein
separates Anleihe-Rating. Die Bonität einer Anleihe kann jedoch weit
schlechter sein als die Bonität der Firma selbst.
Den Verdacht, die Anleger in die Irre geführt zu haben, weist
Michael Munsch, Vorstandschef von Creditreform Rating, allerdings
zurück: "Es stimmt zwar, dass ein Anleihe-Rating in vielen Fällen
schlechter ausgefallen wäre. Allerdings haben wir keinerlei Einfluss
darauf, welche Note letztlich genutzt wird", sagte er auf
'Capital'-Anfrage. Zudem betont Munsch, seine Agentur habe viele
Bewertungen "lange vor dem Ausfall" herabgesetzt. "Anleger hätten auf
Basis dieser Downgrades genügend Zeit gehabt, die Anleihen zu
verkaufen."
Pressekontakt:
Timo Pache, Chefredaktion 'Capital',
Tel. 030/220 74-5125, E-Mail: pache.timo(at)capital.de
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