(ots) - Als eines der ersten deutschen Unternehmen
ist der Shopping-Center-Betreiber ECE in der Türkei jetzt Opfer der
staatlichen "Säuberungspolitik" geworden. Wie die TextilWirtschaft
(dfv Mediengruppe) exklusiv erfuhr, sah sich die Tochtergesellschaft
des Hamburger Otto-Konzerns gezwungen, den Managementvertrag für ein
Einkaufszentrum in Istanbul aufzulösen. Dabei handelt es sich um das
erst im Frühjahr eröffnete "Modern East" im asiatischen Teil der
Metropole. Die Eigentümerfamilie, deren Name nicht bekannt ist, wird
verdächtigt, der Gülen-Bewegung nahezustehen, die von dem türkischen
Präsidenten als Initiatorin des Putschversuches gesehen und deshalb
verfolgt wird. Die Familie soll sich bereits vor längerem abgesetzt
haben, das Center wurde offensichtlich beschlagnahmt.
Wie Andreas Hohlmann, Chef der türkischen ECE-Tochtergesellschaft
in Istanbul bestätigt, wurde von der türkischen Regierung ein so
genannter Treuhänder eingesetzt. Er werde das Center versteigern
lassen und den Erlös in einen Staatsfonds überführen. Hohlmann will
das Vorgehen nicht weiter kommentieren. Nur soviel: "Alles lief sehr
geregelt und auf professioneller Ebene ab. Für uns hat es einfach
keinen Sinn gemacht, das Center weiterzuführen." Man sei auf einen
aktiven Investor angewiesen, der handlungsfähig ist. "Das ist wie
Autofahren ohne Benzin." Laut Hohlmann sei die aktuelle Lage
natürlich beunruhigend. Auch auf Mieterseite gebe es mittlerweile
Unternehmen, die nicht mehr aktiv seien bzw. unter Zwangsverwaltung
stünden. "Andererseits habe ich in meinen zwölf Jahren hier schon
mehrere Krisen erlebt, von denen sich das Land immer wieder erholt
hat." Die Umsätze im Einzelhandel seien nach wie vor
zufriedenstellend. Zeitweise Probleme bereiteten die immer wieder
heftigen Währungsschwankungen, weil die Mieter zwar Türkische Lira
einnehmen, die Mieten aber in Euro bezahlen müssen. Doch mittel- bis
langfristig habe sich das bislang immer wieder ausgeglichen. "Der
Konsum in der Türkei ist stabil und die Wachstumsraten fangen auch
die Inflation ab. Und vor allem wächst die Bevölkerung jedes Jahr um
eine Million Einwohner und damit um potenzielle Kunden", sagt
Hohlmann gegenüber der TextilWirtschaft.
Die ECE hat das Modern East im Mai eröffnet. Es umfasst 140
Geschäfte auf vier Ebenen und einer Mietfläche von 60.000 qm. Nach
Fertigstellung einer zweiten Bauphase soll es über eine
Gesamtmietfläche von 90.000 qm sowie Bürotürme und einen Wohnkomplex
mit 600 Wohnungen verfügen.
Für die ECE ist die Türkei nach Deutschland der zweitwichtigste
Markt. Das Unternehmen betreibt dort 13 Malls, eine weitere wird
derzeit in Bursa gebaut. Die türkische Tochtergesellschaft
beschäftigt 380 Mitarbeiter. Der Großteil der Malls gehört lokalen
Investoren. Nur beim Marmara Forum in Istanbul und beim Espark in
Eskisehir ist die Familie Otto auch als Investor beteiligt. In beiden
Centern läuft dem Vernehmen nach das Management ohne
Beeinträchtigungen.
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