(ots) - Das Bundesverkehrsministerium hat die Länder zu
schärferen Verkehrskontrollen aufgefordert, um Verstöße gegen das
Handyverbot am Steuer zu ahnden. "Wichtiger als pauschale Forderungen
für höhere Bußgelder ist eine bessere Kontrolle der Einhaltung
unserer Regeln", erklärte das Ministerium auf Anfrage der
Radioprogramme NDR Info und N-JOY. "Die Länder müssen ihre Kontrollen
verstärken und die bestehenden Möglichkeiten zur Ahndung von
Verkehrssünden auch ausschöpfen."
Das Verkehrsministerium hatte im November eine deutliche Erhöhung
der Bußgelder und eine Ausweitung des Verbots auf Tablets und
ähnliche Geräte angekündigt. Das Vorhaben befindet sich aber noch in
der Ressortabstimmung. Experten halten stärkere Kontrollen der
Handynutzung für nötig. Nach Auffassung der Gewerkschaft der Polizei
(GdP) ist eine Verstärkung des Personals dafür allerdings
unrealistisch.
NDR Info und N-JOY hatten im vergangenen Jahr über Studien der TU
Braunschweig berichtet, denen zufolge 7,3 Prozent der Fahrer auf der
Autobahn und 4,5 Prozent im Stadtverkehr dabei beobachtet wurden, wie
sie ein Handy zum Tippen oder Sprechen in der Hand halten. Bisher
wird das mit einem Bußgeld von 60 Euro und einem Punkt beim
Flensburger Kraftfahrtbundesamt geahndet. Das
Bundesverkehrsministerium will das Bußgeld zur Abschreckung auf 100
Euro erhöhen, in schweren Fällen sogar auf bis zu 200 Euro.
Der Braunschweiger Verkehrspsychologe Prof. Mark Vollrath begrüßt
die Initiative. Schärfere Vorschriften reichten aber nicht aus,
solange es zu wenige Kontrollen gebe. "Man kann nicht einfach nur ein
neues Gesetz einführen und dann hoffen, dass alles dann dadurch
besser wird, wenn man da nicht auf der Polizeiseite auch
entsprechende Anstrengungen unternimmt und die Polizei auch
unterstützt durch mehr Personal oder gezieltere Kontrollen."
Für flächendeckende Kontrollen fehle aber Personal und Verstärkung
sei nicht zu erwarten, sagte der stellvertretende GdP-Vorsitzende
Arnold Plickert NDR Info und N-JOY: "Wir haben das Personal in den
Verkehrsdiensten, das jetzt vorliegt. Das werden wir nicht verstärken
können. Bei der Polizei gibt eigentlich immer eine andere Richtung:
Wenn zu wenig Personal da ist, dann versucht man als erstes; immer
noch Personal aus dem Bereich der Verkehrsdienste herauszuziehen. Das
ist für uns der völlig verkehrte Weg."
Wie oft Handynutzung Ursache von Unfällen ist, ist mangels
aussagekräftiger Erhebungen nicht bekannt. Statistiken aus Ländern
wie den USA oder Österreich nennen die Nutzung von Handys als eine
der Hauptunfallursachen. Das Schreiben einer SMS oder das Eintippen
einer Telefonnummer erhöht das Unfallrisiko laut Studien um das
Sechs- bis Zwölffache.
Pressekontakt:
Norddeutscher Rundfunk
Presse und Information
Ralph Coleman
Tel: 040-4156-2302
http://www.ndr.de
https://twitter.com/NDRpresse
Original-Content von: NDR Norddeutscher Rundfunk, übermittelt durch news aktuell