(ots) - Mit jedem weiteren Tag den der Amtsantritt
Donald Trumps näher rückt, sieht der erste schwarze Mann im Weißen
Haus besser aus. Die Amerikaner entdecken in der Dämmerung seiner
Präsidentschaft den Politiker wieder, der mit seinem "Yes we can" vor
acht Jahren eine ganze Nation verzauberte. Obamas Zustimmungswerte
liegen deutlich über 50 Prozent. Hätten die Amerikaner ihn noch
einmal wählen dürfen, hätten sie ihn garantiert für eine dritte
Amtszeit ins Weiße Haus geschickt. Der Kontrast zu dem politischen
Jahrmarkt-Schreier Trump könnte kaum größer sein. Obama verkörpert
als Sohn eines Vaters aus Kenia und einer Mutter aus Kansas das neue
Amerika. Ein Land, das bunter, vielfältiger und säkularer geworden
ist, und in dem weiße protestantische Männer nicht mehr alleine den
Ton angeben. Das für sich genommen markiert eine Zäsur in der
Geschichte der Vereinigten Staaten, die einen blutigen Bürgerkrieg
über die Sklaverei führte und lange mit dem hässlichen Erbe der
Rassentrennung rang. Vielleicht gerade weil die Partei der alten
weißen Männer witterte, wie grundlegend der Wandel sein sollte, der
mit dem Hoffnungspräsidenten kam, schalteten die Republikaner vom
ersten Tag Obamas im Oval Office auf Fundamental-Opposition. Die
unrealistisch hohen Erwartungen seiner Wähler zerschellten an der
Blockade-Politik zynischer Machtpolitiker, die ihre ganze Kraft
darauf konzentrierten, den "Yes we can"-Präsidenten im Kongress
auflaufen zu lassen. Umso erstaunlicher, was Obama unter diesen
Bedingungen durchzusetzen vermochte. Allen voran, wie er die USA und
die Welt vor dem Absturz in eine große Depression bewahrte. Dank
eines Konjunkturpakets, Übergangshilfen für die Autobauer, die Reform
der Wall Street und Investitionen in Infrastruktur gelang es Obama,
das Ruder herumzureißen. Die andere historische Leistung ist die
Einführung der ersten allgemeinen Krankenversicherung der USA. An
dieser Aufgabe hatten sich Obamas Amtsvorgänger über die
zurückliegenden hundert Jahre die Zähne ausgebissen. Die von den
Republikanern versprochene Abschaffung stellt sich nun als alles
andere als einfach heraus. In der Gesellschaftspolitik vollzog Obama
einen Paradigmenwechsel. Als er 2008 antrat, galt es als politischer
Selbstmord für die Rechte von Homosexuellen einzutreten. Heute
genießt die Homo-Ehe breite Unterstützung. Dass er die tiefen Gräben
in Amerika nicht überwinden konnte, und es ausgerechnet in seiner
Präsidentschaft zu den schwersten Rassenunruhen seit Jahrzehnten kam,
gehört zu den Dingen, die Obama ebenso bedauert, wie seine Ohnmacht
die chronische Waffengewalt zu stoppen. Während Obama innenpolitisch
zweifelsohne nachhaltigen Wandel brachte, fällt sein außenpolitisches
Erbe gemischter aus. Seine Kritiker kreiden ihm an, mit seiner
"Führung von hinten" und der Leitidee "keine dummen Sachen zu machen"
ein Vakuum hinterlassen zu haben. Speziell in Syrien, wo Russland und
der Islamische Staat die Lücke füllten. Ganz besonders verübeln sie
Obamas Politik der "strategischen Geduld" im Mittleren Osten. Dass er
Bashir al-Assad erlaubte, beim Einsatz von Chemiewaffen eine rote
Linie zu überschreiten, die er selber gezogen hatte, halten ihm nicht
wenige als Ursünde vor. Auf der Haben-Seite darf der
Friedensnobelpreisträger das Atomabkommen mit Iran, die Annäherung an
Kuba, die Demokratisierung in Myanmar und den Abzug der US-Truppen
aus Irak verbuchen. Ob Obama in der Außenpolitik insgesamt so
transformativ war, wie im Inneren, darüber wird die Zeit entscheiden.
Gewiss lässt sich kurz vor Ende seiner Präsidentschaft sagen: Amerika
und die Welt werden Obama vermissen.
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