PresseKat - Ex-Lageso-Chef: "Wir brauchen für jeden Flüchtling einen Lotsen"

Ex-Lageso-Chef: "Wir brauchen für jeden Flüchtling einen Lotsen"

ID: 1445133

(ots) - Muschter fordert eine individuelle
Integrationsvereinbarung für jeden Flüchtling / Es ist nicht zu spät
für ein Lotsen-System / Behörden brauchen mehr Management-Erfahrung

Berlin, 17. Januar 2017 - Der ehemalige McKinsey-Berater und
frühere Chef des Berliner Landesamts für Gesundheit und Soziales
(Lageso), Sebastian Muschter, warnt vor einem Scheitern der
Integrationspolitik, wenn die Maßnahmen nicht gezielter und besser
kontrolliert werden. "Wir brauchen einheitliche Standards für
Integration und Fortschritte, die messbar sind. Sonst verlieren wir
fünf Jahre, verblasen acht Milliarden Euro und haben am Ende nur die
integriert, die sich sowieso integriert hätten", sagte Muschter im
Interview mit dem Wirtschaftsmagazin 'Capital' (Ausgabe 2/2017; EVT
19. Januar 2017). Jeder Flüchtling brauche "einen Lotsen, der ihm
sagt, was wie geht und was realistisch ist. Wenn jemand etwa
Fliesenleger werden möchte, braucht er nicht das Plusquamperfekt im
Deutschen. Aber er benötigt relativ schnell berufsspezifisches
Vokabular." Da auch in den nächsten Jahren wahrscheinlich 200.000 bis
300.000 Flüchtlinge jährlich hinzukommen, sei es für ein
Lotsen-System noch nicht zu spät, erklärte Muschter, der von Anfang
bis Ende 2016 Chef des Lageso war - Deutschlands schwierigster
Behörde. Das Berliner Landesamt war 2015 unter der Last des
Flüchtlingsstroms zusammengebrochen.

Als Lehre aus seiner Zeit im Lageso zieht Muschter insgesamt den
Schluss, dass die öffentliche Verwaltung dringend mehr Manager mit
Wirtschaftserfahrung brauche. "Wir brauchen dort mehr
Management-Erfahrung. Ein Behördenchef stellt sich die Frage gar
nicht, wie lange er brauchen würde, um mit der doppelten Zahl Kunden
zurechtzukommen. Gute Manager aber lernen so etwas." Um mehr Manager
für die Verwaltung zu gewinnen, müssten auch die Gehälter deutlich




steigen. "Wir werden auch mehr bezahlen müssen", sagte Muschter. Die
Gehaltsdebatte sei scheinheilig. So verdienten etwa viele Chefs
staatlicher oder fast staatlicher Unternehmen mehr als Angela Merkel.
"Angela Merkel trägt die Last der gesamten westlichen Welt und
verdient halb so viel wie der Chef der Sparkasse Neuss. Das ist
absurd."



Pressekontakt:
Monika Dunkel, Redaktion 'Capital',
Tel. 030/220 74-5124, E-Mail: dunkel.monika(at)capital.de
www.capital.de

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Datum: 17.01.2017 - 10:30 Uhr
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