(ots) - Erstmals hat eine DGB-Gewerkschaft in der
Energiebranche einer Kürzung bestehender Betriebsrentenzusagen
zugestimmt. Wie das Wirtschaftsmagazin 'Capital' (Ausgabe 2/2017, EVT
19. Januar) berichtet, haben sich bei dem Bremer Regionalversorger
swb Konzernführung und Betriebsrat auf eine ungewöhnliche Reform der
betrieblichen Altersversorgung geeinigt. Diese führt dazu, dass
laufende und künftige Pensionen langsamer steigen, als es der
bisherige Haustarifvertrag vorsieht. Auch die
Dienstleistungsgewerkschaft Verdi hat der Vereinbarung, die über die
Änderungen anderer größerer Unternehmen an ihren Pensionssystemen
hinausgeht, bereits zugestimmt. Ãœblicherweise betreffen Einschnitte
lediglich neue oder aktive Mitarbeiter, nicht aber heutige
Pensionäre.
Ziel der Reform sei es, eine betriebliche Altersversorgung für
neue Mitarbeiter zu finanzieren, indem nicht nur die aktuelle
Belegschaft, sondern auch die Pensionäre einen Solidarbeitrag
leisten, sagte swb-Vorstandschef Torsten Köhne gegenüber 'Capital'.
Köhne zufolge entlastet die Vereinbarung die Konzernbilanz bis zum
Laufzeitende 2029 um mehr als 100 Mio. Euro. Wie viele Unternehmen
leiden die früheren Bremer Stadtwerke, die heute bis auf eine Aktie
dem Energiekonzern EWE gehören, unter üppigen Pensionszusagen aus der
Vergangenheit. Im Pensionssystem des Unternehmens stehen derzeit
2.000 aktiven Mitarbeitern 2.600 Ruheständler gegenüber. Hinzu kommen
Belastungen durch die Energiewende.
Über die Reform der Betriebsrente, die rückwirkend zum 1. Januar
2016 greift, hatten Management und Betriebsrat seit Frühjahr 2016
verhandelt. Die Neuregelung betrifft Tarifbeschäftigte,
Führungskräfte, Vorstand und Pensionäre. Nach Köhnes Angaben werden
die Steigerungen der Pensionsansprüche, die sich aus
Betriebszugehörigkeit und Gehaltsentwicklung ergeben, für alle
Gruppen "abgeflacht". So sinkt der Betrag, den Mitarbeiter je Monat
Betriebszugehörigkeit als Pensionsanspruch erwerben, auf 85 Prozent
des bisherigen Wertes. Für alle Ruheständler steigt die Rente nur
noch um 0,75 Prozent im Jahr statt um 1,0 Prozent. Mithilfe der
Einsparungen soll eine marktgängige Betriebsrente für neue
Mitarbeiter finanziert werden.
Im Gegenzug verpflichtete sich der Vorstand, bis zum Jahr 2026 auf
betriebsbedingte Kündigungen zu verzichten. Zudem zahlt der
Arbeitgeber den Mitarbeitern einmalige Zuschüsse zur betrieblichen
Altersvorsorge, wenn swb in einem Geschäftsjahr eine Dividende
ausschütten kann. "Um die Zukunft des Unternehmens zu sichern, haben
alle an einem Strang gezogen", sagte Vorstandsmitglied Timo Poppe.
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Thomas Steinmann, Redaktion 'Capital',
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