(ots) - "Donald Trump ist ohne Twitter
nicht zu denken. Die sozialen Netzwerke, die vor drei Jahren noch als
die neuen Freistätten der Demokratie gefeiert wurden, sind längst zu
den Schlagadern der dunklen Materie geworden", analysieren Moritz
Müller-Wirth und Heinrich Wefing im neuen "Jahrbuch für Journalisten
2017", das heute erschienen ist. Nach dem stellvertretenden
Chefredakteur der "Zeit" und dem stellvertretenden Ressortleiter in
der Politik-Redaktion der "Zeit" steht der klassische Journalismus
unter doppeltem Druck: Die Erlösmodelle erodieren, die
"Gegenwahrheiten" aus den sozialen Medien zerstören Vertrauen. Denn
die Netzneutralität sorgt dafür, dass ein Blog von und für
Verschwörungstheoretiker genauso gewichtet wird wie die Website einer
Qualitätszeitung. So wird postfaktische Politik a la Trump erst
möglich.
Zahlreiche Beiträge beschäftigen sich in diesem Jahrbuch speziell
mit dem Glaubwürdigkeitsverlust der Medien und dem Lügenpressevorwurf
an die Journalisten. Das Buch bietet auch Lösungen. Ein "Hausbesuch
bei Pegida" beispielsweise von Bernd Kastner zeigt, wie Medien
offensiv mit den Lügenpresse-Rufern umgehen können.
Das Jahrbuch für Journalisten hat Beiträge gesammelt, die in den
vergangenen Monaten zu dem Themen Journalismus, Gesellschaft, Politik
und Medien erschienen sind, und die weit über den Tag hinaus
Gültigkeit haben. In den zahlreichen Beiträgen geht es nicht nur um
den Glaubwürdigkeitsverlust der Medien, sondern auch um Strategie,
vor allem aber um Journalismus. Autoren sind renommierte
Journalisten, Chefredakteure und Verleger.
Fünf Beiträge aus dem neuen Journalisten-Jahrbuch:
1. Nie war Information so leicht verfügbar wie heute. Nie war sie
so wertlos. Wer isolierte Fakten heraussucht und verbreitet, sagt
Gustav Seibt, der verbreitet nicht einfach nur Fakten, sondern
Meinungen und Emotionen. Die Austauschbarkeit von Fakten und
Meinungen war immer schon ein Problem, unter den Bedingungen des
Netzes wird sie zum ganz großen Problem.
2. Onlinejournalisten müssen tun, was sie nicht gern tun, sie
müssen Nachrichten liefern, die die Nachrichtenlage nicht oder noch
nicht hergibt. Die Möglichkeit, sofort berichten zu können, schließt
die Verpflichtung ein, es auch zu tun. Sagt Jochen Wegner und
analysiert die fünf Paradoxien der Livemedien.
3. Die Informationsmedien laufen Gefahr, den Wettlauf mit den
Propagandisten zu verlieren. Die Desinformationsflut schwillt an. Die
digitale Revolution entthront die traditionellen Schleusenwärter, die
Macht der Medien schwindet. Droht das Ende des Aufklärungszeitalters,
fragt Stephan Russ-Mohl.
4. Wäre Bill Gates ein Prophet, mit dem Fernsehen müsste es seit
vier Jahren vorbei sein. Auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos 2007
erklärte er seinen Zuhörern, weshalb das Fernsehen fünf Jahre später
tot sein werde. Es sei einfach zu umständlich, zu frustrierend, nie
sehe man das, was man eigentlich gerade sehen wolle. Das Internet,
klar, könne das besser. Es klang einleuchtend, schaut Matthias Stolz
zurück und dann nach vorne.
5. Wer ist Journalist, was ist guter Journalismus, fragt Timothy
Garton Ash. Die Definitionen sind vielfältig, ernüchternd und
manchmal zynisch. Wir sind heutzutage noch nicht alle Journalisten,
wie es ein Buchtitel verheißt. Aber mehr sind es allemal geworden,
gelegentliche Blogger und Twitterer zählen dazu. Was alle verbinden
sollte: Guter Journalismus, sagt Ash, versucht, der Wahrheit auf die
Spur zu kommen.
Das Jahrbuch richtet sich an Journalisten, Chefredakteure,
Medienmanager und Politiker.
"Jahrbuch für Journalisten 2017", Verlag Oberauer, Salzburg, 2017,
176 Seiten, Euro 19,50, ISBN 78-3-901227-53-0, zu beziehen direkt
über den Verlag und im Internet.
Pressekontakt:
Johann Oberauer, E-Mail: johann.oberauer(at)oberauer.com, Tel. +43 664
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