(ots) - Woher rührt das Misstrauen vieler Eltern gegenüber der
Befähigung ihrer Kinder zu guten Demokraten? Das müsste einmal
gründlich untersucht werden, denn sonst bleibt nur die Alternative
zwischen Ratlosigkeit und Spekulation angesichts der Tatsache, dass
immerhin 33 Prozent der erwachsenen Bevölkerung in Deutschland die
Demokratietauglichkeit der jungen Generation sehr skeptisch
betrachten. Nun ist ein Mangel an Vertrauen in jeder Beziehung von
Übel, erst Recht im Verhältnis von Eltern zu ihren Nachkommen. Da
stellt sich dann wirklich die Frage, ob Väter und Mütter ihrer
Erziehungspflicht und ihrer Vorbildfunktion gerecht werden, wenn sie
unterstellen, dass ihre Kinder mit der Demokratie fremdeln. Auch hier
macht das Beispiel Schule. Wer also als Bürger sein Wahlrecht nicht
ernst nimmt oder gar Politik allgemein verachtet, muss sich nicht
wundern, wenn der Nachwuchs mit den Chancen der Demokratie ebenso
wenig anzufangen weiß. Wir trauen doch schon den 14-Jährigen zu, ein
eigenes Konto zu führen und eine Kreditkarte zu nutzen, vom
Smartphone ganz zu schweigen. Jugendliche in diesem Alter sind
religionsmündig und können strafrechtlich belangt werden - und sollen
gleichzeitig zu unreif sein, erstmals zur Wahl zu gehen? Nicht mal
auf kommunaler Ebene, wo die Verhältnisse übersichtlich sind? Wem
direkte Teilhabe an der Demokratie über Gebühr lange vorenthalten
wird, geht eher auf Distanz zu Politik und Staat als Jugendliche, die
frühzeitig mit der eigenen Verantwortung umzugehen lernen. Gerade in
einem offenen und freien Gemeinwesen kann man Demokratie trainieren.
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Ulrike Sosalla
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