(ots) - Ärzte ohne Grenzen zeigt in einem heute
veröffentlichten Bericht die verheerenden Folgen der restriktiven
EU-Migrationspolitik für Flüchtlinge aus Eritrea. Der Bericht "Dying
to Reach Europe: Eritreans in Search of Safety" basiert auf
Augenzeugenberichten von Menschen aus den Projekten von Ärzte ohne
Grenzen. Er zeigt das Ausmaß an Gefahren, denen Eritreer wegen
fehlender Fluchtalternativen auf dem Weg durch die Sahara, durch
Libyen und über das Mittelmeer ausgesetzt sind. Die Berichte
beschreiben auch den oft jahrzehntelangen militärischen Zwangsdienst
und fehlende Freiheiten in dem kleinen, stark militarisierten
ostafrikanischen Land. Deserteure werden verhaftet, eingesperrt und
riskieren Folter und Tod.
"Neun von zehn Eritreern, die es nach Europa schaffen, wird Schutz
gewährt. Die europäischen Regierungen erkennen fast alle Asylgesuche
von Eritreern an, hindern sie aber daran, diese auch zu stellen,
indem sie sie von den europäischen Küsten fernhalten", sagt Arjan
Hehenkamp, Geschäftsführer von Ärzte ohne Grenzen in den
Niederlanden.
Die Teams von Ärzte ohne Grenzen werden täglich Zeugen der
erschütternden medizinischen und humanitären Folgen eines immer
restriktiveren Umgangs mit Flüchtenden. Mitarbeiter, die Eritreern in
Äthiopien, Libyen und auf dem Mittelmeer helfen, sehen Wunden, große
Narben und schwere psychische Erkrankungen, die zu den Berichten der
Befragten passen.
Sie beobachten die Hoffnungslosigkeit in äthiopischen
Flüchtlingslagern, wo die Menschen zum Überleben vollkommen auf Hilfe
von außen angewiesen sind. Im Sudan erhalten die Geflüchteten keinen
Schutz und zu wenig Hilfe. Sie laufen sogar Gefahr, eingesperrt und
zurück in ihr Heimatland gebracht zu werden. Viele sehen daher keinen
anderen Ausweg als die Flucht fortzusetzen und das Risiko von
physischer, psychischer und sexueller Gewalt in den libyschen
Internierungs- und Abschiebelagern einzugehen und die gefährliche
Reise über das Mittelmeer auf sich zu nehmen, um in Europa Sicherheit
und Freiheit zu finden.
2015 bildeten Flüchtlinge aus Eritrea mit 39.162 Frauen, Männern
und Kindern die größte Gruppe unter den Menschen, die das Mittelmeer
überquerten. 2016 waren sie mit 20.178 Menschen die zweitgrößte
Gruppe.
Anstatt sichere und legale Wege für diejenigen zu schaffen, die
internationalen Schutz suchen, arbeitet die EU verstärkt mit Eritrea,
Libyen, dem Sudan und Äthiopien zusammen, um Eritreer daran zu
hindern, das Land zu verlassen und durch die Transitländer nach
Europa zu gelangen. Der Versuch der EU, durch die Stärkung von
Grenzen und die Unterstützung von Haftanstalten außerhalb Europas
Migration aufzuhalten, lässt den Menschen keine andere Wahl, als
Schlepper zu bezahlen, um Checkpoints zu passieren, Grenzen und Zäune
zu überqueren, Gefängnisse zu verlassen und Boote auf dem Mittelmeer
zu besteigen.
Jeder Eritreer, den die Teams von Ärzte ohne Grenzen an Bord der
Rettungsschiffe im Mittelmeer befragt haben, ist während seiner
Flucht selbst Opfer von schwerer Gewalt einschließlich Folter
geworden oder musste miterleben, wie anderen Gewalt angetan wurde.
Jeder Befragte gab an, dass er auf seiner Route auf irgendeine Art
und Weise gefangen gehalten worden war. Mehr als die Hälfte der
Befragten hat Mitreisende sterben sehen - meist infolge von Gewalt.
Jede von Ärzte ohne Grenzen befragte eritreische Frau ist entweder
selbst Opfer sexueller Gewalt geworden, einschließlich
Vergewaltigung, oder kennt eine andere Frau, die sexuelle Gewalt
erfahren musste.
"Die EU, ihre Mitgliedstaaten und andere Regierungen müssen
Eritreern unbedingt die Möglichkeit geben, Schutz und Sicherheit zu
finden - ebenso wie allen anderen, die vor Konflikten und Verfolgung
fliehen. Grenzkontrollen sollten nicht an unsichere Länder übertragen
werden, wo immer diese sein mögen. Finanzielle Hilfsleistungen dürfen
nicht davon abhängig gemacht werden, dass Länder Migration
verhindern. Menschen, die Schutz suchen, dürfen nicht sich selbst
überlassen oder an unsicheren Orten gefangen gehalten werden, so dass
ihre einzige Option ist, ihr Leben auf einer gefährlichen Reise zu
riskieren. Migrationspolitik sollte Menschen niemals festhalten oder
in Gefahren zwingen. Erschreckenderweise tut die gegenwärtige
EU-Politik aber genau dieses", sagt Hehenkamp.
Pressekontakt:
Der Bericht "Dying to Reach Europe: Eritreans in Search of Safety"
kann unter folgendem Link heruntergeladen werden: https://www.aerzte-
ohne-grenzen.de/eritrea-fluechtlinge-bericht-aerzte-ohne-grenzen
Fotos von Eritreern auf der Flucht nach Europa (in Eritrea,
Äthiopien, in libyschen Haftanstalten und auf dem Mittelmeer) können
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