(ots) - Heilfroh muss General-Motors-Chefin Mary Barra
gewesen sein, Opel endlich loszuwerden. Denn zum Abschied akzeptierte
sie ein deftiges Verlustgeschäft. Den 2,2 Milliarden Euro, die aus
Paris nach Detroit fließen, stehen gut vier Milliarden Dollar
gegenüber, die quasi als Unkosten bei den Amerikanern hängen bleiben.
Ein klassisches Ende mit Schrecken, weil der Geduldsfaden gerissen
ist.
Schon seit Jahren bemühte sich die bisherige Opel-Mutter offenbar
nach Kräften, den Geldverbrenner loszuwerden. Doch die Bewerber
standen nicht eben Schlange. Inzwischen sind die Opel-Autos besser
geworden, der Preis für das Unternehmen hingegen ist augenscheinlich
noch weiter gesunken. Diese Entwicklung drückt die Erwartungen der
Branche für Zukunft der Rüsselsheimer aus. Allzu rosig scheinen die
nicht gesehen zu werden.
Seit Jahrzehnten beklagen sich die Opelaner über Blutgrätschen der
US-Mutter in Form von verwehrten Marktzutritten und Spardiktaten.
Doch ob die Perspektiven mit PSA sich aufhellen, ist noch nicht
ausgemacht. Es wird spannend, welche Position Opel bei den Franzosen
besetzen soll. Auf die Produkte bezogen spielt Peugeot dort den
seriösen, wertigeren Part, während Citroën gerade aus der Rolle des
Langweilers entlassen wird und wieder wie früher flippiger, kurioser,
charmant anders, aber eher niedrigpreisig auftreten darf. Dazu gibt's
noch die relativ neue Marke DS für mehr Lifestyle gepaart mit Luxus.
Wohin da mit Opel? Ein "weiter so" dürfte schwierig werden, weil sich
Peugeot und Opel viel zu ähnlich sind. Und sie werden sich noch
ähnlicher werden.
Denn langfristig soll die Opel-Modellpalette komplett auf
PSA-Plattformen entstehen. Möglich wären Ausdifferenzierungen nach
Märkten. Oder Paris macht Opel zum Vorreiter für Elektroautos - das
war in Rüsselsheim ohnehin vorgesehen. Nur wussten die Opelaner
nichts davon, dass der neue feste Boden, den sie planten, von GM
längst unter ihren Füßen weggezogen worden war. PSA hat in punkto
Elektrifizierung - im Gegensatz zum Nachbarn Renault - nichts
wirklich Brauchbares, geschweige denn Zukunftsweisendes vorzuweisen.
Da verwundert es umso mehr, dass PSA-Chef Tavares trompetet, er könne
zur Not auf die GM-Technik für das Elektroauto Opel Ampera-e
verzichten, das noch im Frühjahr mit konkurrenzfähiger Reichweite und
ebensolchem Preis startet. Weil nach wie vor wenig darüber bekannt
ist, was PSA mit Opel im Detail vorhat, ist es kaum möglich
einzuschätzen, wie viele Arbeitsplätze, Werke und Modelle Opel auf
lange Sicht bieten wird. Grund zur Beunruhigung für die Mitarbeiter
besteht durchaus.
Sarkastisch könnte man sagen, die - verbliebenen - Opelaner sind
seit Jahrzehnten Kummer gewöhnt. Aber vielleicht zaubern die
Franzosen auch ein Konzept aus dem Hut, das die Marke mit dem Blitz
wieder hell erstrahlen lässt. Denn auch wenn rund zwei Milliarden
Euro für einen traditionellen Autobauer sehr wenig Geld sind: Nur um
sich ein zusätzliches Label zuzulegen und Ärger mit Politikern und
Mitarbeiter bei Entlassungen aufzuhalsen, dafür sind zwei Milliarden
Euro zwei Milliarden zu viel.
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