PresseKat - BKA besorgtüber dramatische Zunahme von Kokainschmuggel

BKA besorgtüber dramatische Zunahme von Kokainschmuggel

ID: 1464066

(ots) - Das Bundeskriminalamt registriert eine dramatische
Zunahme von Kokainimporten aus Südamerika nach Deutschland und
Westeuropa. Zahlen einer internen Auswertung des BKA zufolge, die dem
NDR vorliegen, sind die weltweiten Sicherstellungen größerer
Kokainmengen von mehr als 50 Kilogramm in den vergangenen beiden
Jahren um 72 Prozent auf 576 Tonnen angestiegen. Im Interview mit dem
NDR sprach BKA-Referatsleiterin Bettina Fehlings von einer
"dramatischen Entwicklung, die uns tatsächlich Sorgen bereitet". Das
gestiegene Angebot treffe in Deutschland auf eine gewachsene
Nachfrage der Konsumenten. Das Zollkriminalamt geht davon aus, dass
in Deutschland nur ein Bruchteil der geschmuggelten Drogen entdeckt
wird. Die Gewerkschaft der Polizei sieht Personalmangel als einen
Grund dafür.

Schmugglernetzwerke lassen das Kokain vor allem auf Schiffen
transportieren. Nach gemeinsamen Recherchen des Radioprogramms NDR
Info und des Fernsehmagazins "Panorama 3" haben sich die
sichergestellten Mengen in den großen europäischen Containerhäfen
Hamburg, Antwerpen und Rotterdam in den vergangenen Jahren
vervielfacht. So wurden in Rotterdam im zurückliegenden Jahr 14
Tonnen Kokain beschlagnahmt (2015: 4,6 Tonnen) und in Antwerpen 27
Tonnen (2015: 16 Tonnen). Nach Angaben des BKA gelangt über beide
Häfen Kokain auf den deutschen Markt. Auch in Hamburg und Bremerhaven
stiegen die Kokainfunde seit Jahren kontinuierlich an, 2016 auf 1,1
Tonnen (2015: 0,7 Tonnen). Bereits jetzt deutet sich an, dass auch
2017 eine Rekordmenge Kokain in den deutschen Häfen sichergestellt
wird. Der Sprecher des Zollkriminalamtes, Wolfgang Schmitz, sagte:
"Leider können wir auch bei Großsicherstellungen keine Auswirkung auf
den Straßenpreis des Kokains feststellen. Für uns ist das ein
eindeutiges Indiz dafür, dass die Organisationen ausgefallene




Lieferungen mühelos ersetzen können."

Die Kokainbanden sind nach Erkenntnis der Sicherheitsbehörden
inzwischen weit heterogener geworden. Im Fokus der Ermittler stehen
neben südamerikanischen auch osteuropäische, italienische und
deutsche Tätergruppen. Bisweilen setzten südamerikanische
Drogenkartelle auch eigene "Statthalter" in Westeuropa ein, sagte
Wolfgang Schmitz. "Das sind dann sozusagen wie im kaufmännischen
Bereich die europäischen Repräsentanten."

Um mehr Kokain sicherzustellen, sei mehr Personal bei Polizei und
Zoll nötig, sagte Frank Buckenhofer von der Gewerkschaft der Polizei
(GdP). Allein der Zoll brauche 2000 zusätzliche Einsatzkräfte für
Kontroll- und Streifendienste und noch einmal 1000 für die
Zollfahndung, um seine Vollzugsaufgaben unter anderem in der
Rauschgiftbekämpfung wahrnehmen zu können. GdP und der Bund Deutscher
Kriminalbeamter (BDK) weisen darauf hin, dass sich die Prioritäten
der Sicherheitsbehörden verschoben hätten, hin zu Themen wie
Terrorismus, Migration und Wohnungseinbrüchen. "Das Tischtuch ist zu
klein und es wird von allen Seiten daran gezogen", sagte Oliver Huth
vom BDK.

Zu dem drastischen Anstieg der Kokainimporte sendet das
Radioprogramm NDR Info am Dienstag, 7. März, um 20.30 Uhr ein Feature
in der Sendung "Das Forum". "Panorama 3" berichtet am selben Abend um
21.15 Uhr im NDR Fernsehen.



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