(ots) - Seit sechs Jahren sind die Menschen in Syrien
Opfer eines Konflikts, der von ungezielten Bombenangriffen von
seltener Intensität geprägt ist. Allein zwischen September und
Dezember 2016 gab es pro Tag durchschnittlich 94 Angriffe mit
Explosivwaffen. In Syrien und den angrenzenden Ländern erleben die
Teams von Handicap International täglich das Leiden und die Traumata
der vertriebenen Syrerinnen und Syrer, die Opfer des pausenlosen
Einsatzes von Explosivwaffen sind.
"Die Kinder hatten extreme Angst vor den Bombengeräuschen",
erzählt die Syrerin Hamida. "Wenn du so etwas erlebst, wirst du es
nie wieder vergessen." Hamida selbst wurde bei einem Angriff
verletzt, aber sie verließ ihre Heimatstadt mit ihrer Familie erst,
als ihr Haus ganz durch Bomben zerstört wurde. Ein Jahr lang flohen
sie von Stadt zu Stadt, doch den Bombardierungen konnten sie nicht
entkommen. Drei Familienmitglieder wurden auf der Flucht bei
Angriffen schwer verletzt, bis die Familie schließlich nach Jordanien
gelangte.
Hamidas ist eine von vielen Stimmen, die Handicap International im
September 2016 im Bericht "Qasef: Flucht vor den Bomben" gesammelt
hat. Der Bericht zeigt, dass der massive Einsatz von Explosivwaffen
in bewohnten Gebieten eine der Hauptursachen für die Flucht so vieler
Menschen aus Syrien ist. Laut einer Studie des Integrated Regional
Information Network (IRIN) waren im Jahr 2012 noch 48 % der zivilen
Opfer auf den Einsatz von Explosivwaffen in besiedelten Gebieten
zurückzuführen. 2016 waren es 83 %.
Seit 2012 hat Handicap International rund 600.000 Menschen in
Syrien und den Nachbarländern geholfen. Mélanie Broquet ist für die
Koordination dieses Einsatzes verantwortlich. "Bombardierungen und
Raketenbeschuss sind im Syrien-Konflikt zur Regel geworden. Sie haben
eine grauenvolle Intensität erreicht und verheerende Auswirkungen auf
die Zivilbevölkerung", berichtet sie. "Ganze Städte sind zerstört;
die Bevölkerung ist traumatisiert. Nach Ende des Konflikts wird es
Generationen dauern, bis das Land und die Menschen sich davon erholt
haben."
Nach UN-Angaben wurden in Syrien 2016 bei 101 Bombenangriffen
medizinische Einrichtungen zerstört. UNICEF berichtet außerdem von 84
Angriffen auf Schulen. Hier wird eindeutig das Völkerrecht verletzt.
Auch der humanitäre Zugang zu Millionen von Menschen ist vielfach
blockiert. Handicap International beteiligt sich deshalb am 9. März
an einer Aktion von über 20 humanitären Organisationen vor dem
deutschen Bundestag - mit der gemeinsamen Forderung, den humanitären
Zugang in Syrien sicherzustellen und das Völkerrecht zu wahren. Bei
der Aktion in Berlin werden unter anderem eine Syrerin und ein Syrer
anwesend sein, die für Handicap International in Flüchtlingslagern
humanitäre Hilfe geleistet haben und heute selbst als Geflüchtete in
Deutschland leben. Beide stehen den Medien gerne für Interviews zur
Verfügung.
Pressekontakt:
Information:
Dr. Eva Maria Fischer, Leiterin Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
089/54 76 06 13, 0176/99 28 41 35, www.handicap-international.de
Original-Content von: Handicap International, übermittelt durch news aktuell