(ots) - Kommentar, Mittelbayerische Zeitung Regensburg,
zu Kreuzfahrten
Von Bernhard Fleischmann
Die lieben Invasoren
Invasionen per Schiff sind in militärischer Ausprägung aus der
Mode gekommen. Auch Imperator Putin entschied sich bei der Krim für
die Landvariante. Die zivile Version der Invasion dagegen ist stark
im Kommen. Der Kreuzfahrer dieser Tage landet schwach bis gar nicht
bewaffnet in friedlicher Absicht. Beim Landgang von der Aida oder der
Costa Titan (ohne "ic") entfalten die Seefahrer ob ihrer schieren
Menge in Kleinstadtstärke dennoch beachtliches Bedrohungspotenzial.
Eingeborene in den Uferregionen fühlen sich bisweilen überrannt, auch
Fluchtreaktionen werden immer wieder beobachtet. Das Schöne ist: An
solchen unkriegerischen Invasionen können sich selbst Deutsche
unbeschwert beteiligen, was sie mit großer Freude tun. Gemein ist
Kreuzfahrern ein ausgeprägtes Sicherheitsbedürfnis. Es gleicht dem
Aufenthalt in einer digitalen Info-Blase: wohlbehütet im Bekannten,
mit freiem Blick auf eine andere Welt aus der sicheren Distanz. So
ist der Trend. Sicherheit sells. Die Zukunft gehört Abenteuern mit
der Garantie des Gelingens, mit einklagbarer Reisepreisminderung bei
verspätetem Erscheinen des versprochenen Indianers. Fernab von
potenziellen Terroristen oder gar eigenartigen Toiletten lassen sich
mehr und mehr Touristen über die weiten Meere in Sicherheit wiegen.
Im immergleichen Hotel, egal wo man gerade ist. Gute Reise.
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