(ots) -
Sperrfrist: 11.03.2017 17:00
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Mit einem gemeinsamen Buß- und Versöhnungsgottesdienst in der
Hildesheimer Michaeliskirche haben katholische und evangelische
Kirche in Deutschland heute eine Umkehr von der Jahrhunderte
währenden Geschichte gegenseitiger Verletzungen und Abgrenzung
vollzogen. Bei dem Gottesdienst, an dem auch Bundespräsident Joachim
Gauck und Bundeskanzlerin Angela Merkel sowie Bundestagspräsident
Norbert Lammert teilnahmen, dankten die Kirchen zugleich für das 500
Jahre nach der Reformation sichtbar werdende gegenseitige Vertrauen.
"Das Reformationsgedenken soll ein neuer Anfang sein für einen
Weg, der uns als Kirchen nicht mehr voneinander trennt, sondern
zusammenführt", sagte der Vorsitzende des Rates der Evangelischen
Kirche in Deutschland, Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm in einer
Dialogpredigt mit dem Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz,
Kardinal Reinhard Marx. "Wir wollen in der Zukunft nicht mehr
getrennt glauben, wir wollen gemeinsam glauben", so Bedford-Strohm.
"Wenn alle, die heute hier dabei sind, und auch alle, die heute
zuschauen und zuhören, sich gemeinsam verpflichten, die Kraft der
Liebe Gottes in unserem Leben zu bezeugen, und sie selbst
auszustrahlen, dann können wir diese Gesellschaft erneuern".
Kardinal Reinhard Marx sprach 500 Jahre nach der Reformation von
einem "Tag der Freude". "Ich bin froh, dass wir heute ein Zeichen für
ein versöhntes Miteinander setzen. Wir nehmen unsere Geschichte an,
schauen auf das, was Christen sich gegenseitig angetan haben, und
gehen gemeinsam weiter. Wir tun das nicht anklagend oder
niedergedrückt, sondern in einer Haltung der Hoffnung und des neuen
Aufbruchs. Dafür bin ich dankbar", sagte der Vorsitzende der
Deutschen Bischofskonferenz.
Im Verlauf des Gottesdienstes hatten Jugendliche in der gemeinsam
von katholischer und evangelischer Gemeinde genutzten Hildesheimer
Michaeliskirche eine im Mittelgang liegende symbolische Sperre zu
einem Kreuz aufgerichtet. "Es gibt einen Weg heraus aus den Sperren,
es gibt Wege, die Trennungen zu überwinden. Und wir haben gesehen,
was der Schlüssel dafür ist: Aus der Sperre ist ein Kreuz geworden",
sagte Bedford-Strohm. "Ich wünsche mir, dass wir sagen können: Die
Christen in unserem Land bekommt man nicht mehr auseinander. Sie
stehen im Zeichen des Kreuzes nicht nur für sich selbst, sondern sind
Hoffnungsträger für alle Menschen, besonders für die Armen, Schwachen
und Hoffnungslosen", betonte auch Kardinal Marx.
Am Ende des Gottesdienstes sprachen die Liturgen eine
Selbstverpflichtung, in der sie sich zusagten im Vertrauen auf die
Kraft des Heiligen Geistes "weitere Schritte auf dem Weg zur
sichtbaren Einheit der Kirchen zu gehen".
Das Jahrhundertjubiläum im Jahr 2017 ist das erste in der
500-jährigen Reformationsgeschichte, das evangelische und katholische
Kirche gemeinsam begehen. Zu den ökumenischen Höhepunkten gehörte
unter anderem eine gemeinsame Pilgerreise ins Heilige Land sowie der
Besuch einer Delegation in Rom, bei dem Kardinal Marx und
Bedford-Strohm auch mit Papst Franziskus zusammengetroffen waren.
Der Gottesdienst in Hildesheim ist das zentrale Ereignis eines
sogenannten "Healing of Memories"-Prozesses ("Heilung der
Erinnerung"), mit dem die Kirchen gemeinsam nach Wegen zur Versöhnung
suchen. Der Prozess hat weltweit Vorbilder. So stand auch der
Versöhnungsprozess nach dem Ende der Apartheid in Südafrika unter der
Ãœberschrift "Healing of Memories". Im September 2016 hatten
katholische und evangelische Kirche in München eine gemeinsame
Erklärung mit dem Titel "Erinnerung heilen - Jesus Christus bezeugen"
vorgestellt. Darin hatten sie sich darauf verständigt, "die
Trennungen der Kirchen ehrlich anzuschauen, ihre leidvollen
Auswirkungen zu bedenken und Gott und einander um Vergebung für das
Versagen auf beiden Seiten zu bitten". Nächster ökumenischer
Meilenstein im Jahr 2017 wird eine gemeinsame Veranstaltung von
Deutschen Evangelischen Kirchentag, dem Zentralkomitee der Deutschen
Katholiken, EKD und Deutscher Bischofskonferenz am 16. September 2017
in Bochum sein.
Hannover, 11. März 2017
Pressestelle der EKD
Carsten Splitt
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