PresseKat - Mindestlohn für Praktika: Mehr Geld, weniger Plätze

Mindestlohn für Praktika: Mehr Geld, weniger Plätze

ID: 1466549

(ots) - Unternehmen investieren in Hochschulen und
Studierende mehr als drei Milliarden Euro jährlich. Ihre Ausgaben für
Praktikantenlöhne haben sich fast verdoppelt. Gleichzeitig hat jedes
sechste Unternehmen Praktikumsplätze wegen des Mindestlohns abgebaut,
nach Berechnungen sind bis zu 53.000 Praktikumsplätze weggefallen.
Das sind die Ergebnisse der Studie Bildungsinvestitionen der
deutschen Wirtschaft, die vom Stifterverband zusammen mit dem
Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW Köln) durchgeführt wurde.

Deutsche Unternehmen gaben im Jahr 2015 rund 3,3 Milliarden Euro
für akademische Bildung aus. Im Jahr 2012 waren es noch rund 2,2
Milliarden Euro. Damit stiegen die Ausgaben der Wirtschaft für
akademische Bildung jedes Jahr um durchschnittlich mehr als sieben
Prozent. Die Verzahnung von akademischer Bildung und beruflicher
Praxis ist für Unternehmer nach wie vor ein fundamentales Anliegen.
Fast drei Viertel ihrer Investitionen fließen in duale Studiengänge
und Praktika.

Dabei hatte die Einführung des Mindestlohns im Jahr 2015
erhebliche Auswirkungen: Praktikantenlöhne stiegen, das Angebot von
Praktikumsplätzen sank.

Jedes sechste Unternehmen hat nach eigenen Angaben seine
Praktikumsplätze wegen des Mindestlohns reduziert. Nach Berechnungen
des Stifterverbandes und des IW Köln sind bei steigender
Studierendenzahl bis zu 53.000 Praktikumsplätze von 2014 auf 2015
verloren gegangen. Das ist vor allem auf große Unternehmen
zurückzuführen, die hauptsächlich längere und mindestlohnpflichtige
Praktika anbieten. Mittelgroße Unternehmen mit weniger als 250
Mitarbeitern haben ihr Angebot an Kurz- oder Pflichtpraktika - bei
denen der Mindestlohn nicht greift - aufrechterhalten.

Dabei hat die Wirtschaft aber ihre Investitionen in Praktika von
2012 auf 2015 um mehr als 50 Prozent erhöht (2012: 642 Mio. Euro;




2015: 975 Mio. Euro). Der starke Anstieg ist vor allem auf die
höheren Praktikantenlöhne zurückzuführen. Anspruch darauf hat zwar
nur eine Minderheit der Praktikanten, nämlich jene, die ein
freiwilliges Praktikum absolvieren, das länger als drei Monate
dauert. Trotzdem hat die Mindestlohneinführung insgesamt zu einer
signifikanten Erhöhung des Lohnniveaus für studentische Praktika
geführt.

"Die Ergebnisse zeigen, Praktikum ist nicht gleich Praktikum. Wir
erkennen eine Tendenz zu einer Zweiteilung des Praktikumsangebots",
resümiert Michael Hüther, Direktor des Instituts der deutschen
Wirtschaft Köln. "Längere Praktika sind sehr gut bezahlt, bieten die
Möglichkeit des eigenständigen Arbeitens, werden aber aufgrund der
Kosten immer seltener angeboten. Bei Kurzpraktika unter zwölf Wochen
haben die Praktikanten dagegen seltener die Möglichkeit, aufgrund der
Kürze eigene Projekte zu übernehmen oder selbständig
verantwortungsvoll zu arbeiten."

"Die Ergebnisse der Studie geben Anlass darüber nachzudenken, wie
mehr Studierende profitieren können, ohne dass weitere
Praktikumsplätze bedroht sind", sagt Andreas Schlüter,
Generalsekretär des Stifterverbandes. "Die Dauer und somit die
Qualität eines Praktikums sollte nicht nach Vergütung festgelegt
werden, sondern nach dem Praktikumsziel. Bei der Entlohnung wäre zu
beachten, dass Praktika halb Lern- und halb Arbeitsphasen sind. Der
Stifterverband empfiehlt daher, dass sich die Bezahlung am halben
Mindestlohn oder alternativ am BAföG-Höchstsatz orientieren sollte."

Die Studie Bildungsinvestitionen der Wirtschaft ist die größte
Erhebung zu den Ausgaben der Wirtschaft für Hochschulen und
Studierende in Deutschland. Sie wird seit 2009 im dreijährigen Turnus
von Stifterverband und Institut der deutschen Wirtschaft Köln
gemeinsam durchgeführt. An der Befragung nahmen 1095 Unternehmen im
Zeitraum Februar bis Mai 2016 teil.

Die detaillierten Ergebnisse der Studie Bildungsinvestitionen der
Wirtschaft 2015 finden Sie unter:
www.stifterverband.org/bildungsinvestitionen-der-wirtschaft-2015

Kontakt:
Bildungsinvestitionen der deutschen Wirtschaft
Stifterverband
Mathias Winde
T 030 322982-501
mathias.winde(at)stifterverband.de

Institut der deutschen Wirtschaft Köln
Christiane Konegen-Grenier
T 0221 4981-721
konegen-grenier(at)iwkoeln.de



Presse:
Peggy Groß
T 030 322982-530
peggy.gross(at)stifterverband.de

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Datum: 13.03.2017 - 09:22 Uhr
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