(ots) - Nach Angaben der Deutschen
Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) sind im vergangenen Jahr in
Deutschland mindestens 537 Menschen ertrunken. Gegenüber dem Jahr
2015 stieg die Zahl der Opfer um 49. Bereits im Jahr zuvor war ein
Anstieg der Toten durch Ertrinken um 96 oder 24,5 Prozent
festzustellen. Dies sei der höchste Stand seit zehn Jahren. Diese
Zahlen gab der Vizepräsident der DLRG, Achim Haag, am Donnerstag in
Berlin bekannt. Zurückzuführen sei der negative Trend auf den
vielerorts relativ schönen Sommer. Laut DLRG-Statistik ertranken
allein 220 Menschen in den Sommermonaten Juni bis August. Besonders
die hohe Zahl der ertrunkenen Flüchtlinge (64) bereitet der DLRG
erhebliche Sorgen. Die Zahl hat sich gegenüber der aus 2015 (27) mehr
als verdoppelt.
Nach Angaben der DLRG sind in den Jahren 2010 bis 2016 insgesamt
mindestens 3094 Menschen im Wasser ums Leben gekommen. "Diese Zahl
macht das ganze Ausmaß deutlich. Für eine moderne, hoch entwickelte
Gesellschaft ist diese Bilanz nicht akzeptabel. Wenn wir die
Opferzahlen nachhaltig senken wollen, müssen alle Beteiligten -
Staat, Länder, Gemeinden und alle für die Sicherheit Verantwortlichen
- noch viele Hausaufgaben erledigen. Wir brauchen mehr Sicherheit,
vor allem an den Binnengewässern, und eine verbesserte
Schwimmfähigkeit speziell bei der nachwachsenden Generation", zeigt
der DLRG-Vizepräsident Lösungswege auf.
Haag: "Unfallschwerpunkt Nummer eins sind nach wie vor die
unbewachten Binnengewässer. In Flüssen, Bächen, Seen und Teichen
ertranken 406 Menschen, das sind gut 75 Prozent aller Opfer." An den
Küsten von Nord- und Ostsee ertranken lediglich 26 Menschen - 20 in
der Ostsee und sechs in der Nordsee. "Es zahlt sich aus, dass in fast
allen Badeorten an den Küsten unsere Rettungsschwimmer für mehr
Sicherheit im und am Wasser sorgen. Unser Konzept eines zentralen
Wasserrettungsdienstes hat sich selbst bei einem großen Ansturm von
Badegästen und Wassersportlern in der Hauptsaison bewährt", begründet
der DLRG-Vizepräsident die im Verhältnis geringe Zahl von Todesfällen
an den deutschen Küsten.
Mit Blick auf die Binnengewässer fordert Haag von der öffentlichen
Hand, Regelungen für eine verbindliche Absicherung der
Binnengewässer, die von Schwimmern, Badegästen und Wassersportlern
genutzt werden.
19 Menschen ertranken in einem Schwimmbad, 86 weitere verloren in
einem Hafenbecken, Graben oder an anderen Orten ihr Leben.
DLRG-Vizechef Haag: "Die meisten Opfer ertranken in unbewachten
Gewässern. Selbstüberschätzung, gesundheitliche Vorschädigungen,
Übermut, Leichtsinn und Unkenntnis über mögliche Gefahren sind oft
Ursache für tödliche Unfälle im Wasser." Das Risiko in unbewachten
Gewässern zu ertrinken sei um ein Vielfaches größer als in Bädern und
an Küsten, die von Rettungsschwimmern bewacht werden. "Unsere
ehrenamtlichen Retter hatten überall viel Arbeit; die Strände und
Bäder waren oft voll besetzt. Ohne ihren großen Einsatz und ihre
schnelle Hilfe wäre die Zahl der Ertrunkenen noch deutlich höher", so
Haag weiter.
Eine besondere Risikogruppe stellen inzwischen die Flüchtlinge
dar. Insgesamt sind im vergangenen Jahr 64 Asylsuchende ertrunken.
Die DLRG hat bereits reagiert. Haag: "Wir haben die Baderegeln in
über 25 Sprachen übersetzt, um den Menschen aus anderen Ländern die
Gefahren im Wasser zu verdeutlichen. Hinzu stellen wir den Kommunen
und unseren Gliederungen vor Ort Piktogramme zum Nachdruck zur
Verfügung." Den kostenlosen Download finden Interessierte unter
www.dlrg.de/informieren/regeln.
Besonders vom Ertrinken betroffen sind ältere Menschen. In der
Altersklasse von 71 bis 85 Jahren ertranken 108 Personen. Aber auch
bei den 16- bis 35-Jährigen waren es nach Angaben der DLRG 139 (110
im Vorjahr) Frauen und Männer.
Ein besonderes Augenmerk haben die Lebensretter natürlich immer
wieder auf die Kinder bis 15 Jahre. Insgesamt kamen 46 in dieser
Altersklasse ums Leben, im Jahr zuvor waren es noch 25. DLRG-Vizechef
Haag appelliert an die Eltern, die Kleinsten nicht aus den Augen zu
lassen. Schon ein flacher Gartenteich könne für sie zur tödlichen
Gefahr werden. Und eine Forderung an die Schulen und deren Träger hat
er auch: "Dies zeigt deutlich, dass der Schwimmunterricht in den
Schulen konsequent durchgeführt werden muss. Wir setzen uns deshalb
im Aktionsbündnis ProBad und in der Bäderallianz Deutschland mit
Nachdruck für den Erhalt der Bäder ein und fordern die Kommunen auf,
gerade den Grundschulen einen Zugang zu Bädern zu ermöglichen."
Nichts Neues beim Geschlechtervergleich: 411 Männer (knapp 77
Prozent) und 114 Frauen (gut 20 Prozent) kamen in deutschen Gewässern
zu Tode.
Auch im vergangenen Jahr ertranken die meisten Menschen in Bayern.
Laut DLRG-Statistik kamen dort 91 Menschen ums Leben. An zweiter
Stelle rangiert Nordrhein-Westfalen mit 76 tödlichen Wasserunfällen,
gefolgt von Niedersachsen (58) und Baden-Württemberg (54). Die
sicherste Region war das Saarland (wie im Vorjahr), dort kamen zwei
Menschen ums Leben.
Ãœber die DLRG
Die DLRG ist mit rund 1,4 Millionen Mitgliedern und Förderern die
größte freiwillige Wasserrettungsorganisation der Welt. Seit ihrer
Gründung im Jahr 1913 hat sie es sich zur Aufgabe gemacht, Menschen
vor dem Ertrinken zu bewahren. Schirmherr ist Bundespräsident Joachim
Gauck. Die DLRG ist die Nummer Eins in der Schwimm- und
Rettungsschwimmausbildung in Deutschland. Von 1950 bis 2015 hat sie
über 22 Millionen Schwimmprüfungen und über viereinhalb Millionen
Rettungsschwimmprüfungen abgenommen. In über 2.000 Gliederungen
leisten die ehrenamtlichen Helfer pro Jahr fast acht Millionen
Stunden freiwillige Arbeit für die Menschen in Deutschland. Die
Kernaufgaben der DLRG sind die Schwimm- und
Rettungsschwimmausbildung, die Aufklärung über Wassergefahren sowie
der Wasserrettungsdienst. Rund 47.000 Mitglieder wachen jährlich mehr
als zwei Millionen Stunden über die Sicherheit von Badegästen und
Wassersportlern.
Pressekontakt:
Achim Wiese
Pressesprecher der DLRG
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