PresseKat - Mittelbayerische Zeitung: Mittelbayerische Zeitung (Regensburg) zum bezahlen per Handy:

Mittelbayerische Zeitung: Mittelbayerische Zeitung (Regensburg) zum bezahlen per Handy:

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(ots) - Und wieder wird unsere Welt ein Stück weit
bequemer. Dieses Mal helfen uns die Banken, die
Kreditkartenunternehmen und die ganze Schar der Big-Data-Unternehmen
- die haben darin große Übung. Es geht ums Bezahlen. So einfach wie
noch nie soll es werden, schnell, unkompliziert, sicher. Sicher ist
auch: Das ist nur ein Teil der Wahrheit. Und wenn der wahre Teil
einer Botschaft recht klein ist, dann kann man durchaus von
Irreführung, Täuschung oder sogar Lüge sprechen. Im Falle der neuen
Verheißungen rund ums Bezahlen geht es jedenfalls definitiv weniger
darum, den Kunden mehr Komfort zu bieten. Das ist nur das Vehikel, um
andere Ziele zu erreichen. Die da einfach lauten: Kosten sparen, mehr
Daten gewinnen und damit zusätzliche Geschäfte machen. Dieser Tage
fügen sich einige Nachrichten in diesem Zusammenhang wunderbar
zueinander. Eben die Ankündigung, dass das Bezahlen per Smartphone
auch in Deutschland bald möglich sein wird. Dieses Szenario ist nah.
Die Deutsche Bank startet mit einer mobilen Zahlungsfunktion per
Smartphone. Auch von Apple gibt es Signale, dass Apple Pay sehr bald
auch bei uns starten könnte. Die Sparkassen streben an, dass Ende
2017 die Kreditkarte ins Handy wandert, die Genossenschaftsbanken
folgen auf dem Fuß. Und dann die Hinweise der Banken, dass sie für
dies und das nun Gebühren erheben werden, weil sie schließlich mit
irgendetwas Geld verdienen müssen - was mit den kaum vorhandenen
Zinsen nur sehr sparsam funktioniert. Ein Ende der Umsonstkultur
sieht Bundesbank-Vorstand Dombret bei Banken nahen. Das Wort
"Umsonstkultur" klingt wenig schmeichelhaft. Es impliziert, dass
jemand eine Leistung in Anspruch nehmen will, ohne dafür zu bezahlen.
Ganz schön dreist, oder? Es stimmt schon: Früher waren wir gewohnt,
dass Kontoführung oder Überweisungen extra kosten. Die kostenlosen




Girokonten gibt es noch nicht ewig, aber lange genug, um als
selbstverständlich zu gelten. Nun kann man Geld nur für Produkte
verlangen, die attraktiv sind. Der Kunde muss bereit sein, dafür zu
bezahlen. Es wird eines nicht mehr fernen Tages dazu kommen, dass
Bargeldabhebungen Geld kosten werden. Denn es gibt massive
Interessen, uns das Bargeld abzugewöhnen. Mit dem Argument der
Bekämpfung von Kriminalität zündet man dabei eine Nebelkerze. Eine
Reihe von Maßnahmen zielen ja längst in diese Richtung: Obergrenzen
für Barzahlungen, Abhebegrenzen an Automaten, die Abschaffung großer
Scheine. Wer diese Interessen durchschaut, der wird tatsächlich einen
Mehrwert darin sehen, Bargeld in der Hand zu haben. Künftig zahlen
wir also nicht nur beim Surfen im Netz, beim Online-Einkauf, bei
Inanspruchnahme einer Kundenkarte oder gar von Payback mit unseren
Daten, sondern auch in weit größerem Ausmaß als bisher bei der Bank.
Die Geldhäuser wollen die Kunden in ein für sie preisgünstigeres
System zwingen, das ihnen mit den gewonnenen Daten noch bessere
Geschäftsmöglichkeiten eröffnet. Daten sind das Gold unserer Zeit,
die heißeste Handelsware der Gegenwart. In Zukunft wird unsere
Datenspur noch breiter, mit der Offenheit aller Zahlungsvorgänge sind
wir durchschaubarer denn je. Dabei sollte wir uns keiner Illusion
hingeben: Schon heute ist das kaum anders. Die Herrschaft über unsere
Daten haben wir längst verloren. Google, Amazon und Visa können unser
Verhalten in vielen Bereichen bereits besser vorhersagen als unsere
Lebenspartner. Ãœberlassen Sie Entscheidungen ihrem Computer mit dem
Argument "du kennst mich ja", er wird Sie selten enttäuschen. Wen
diese Welt nicht schreckt, der gebe sich den Segnungen des
umfassenden digitalen Bezahlens hin. Wer sich bei dem Gedanken nicht
besonders wohlfühlt und denkt, dass ohne Privatsphäre Demokratie
unmöglich ist, nehme auch mal Bargeld zur Hand.



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Datum: 03.04.2017 - 19:13 Uhr
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