(ots) - Wahlkampfzeit ist Geschenkezeit. Das lässt sich
allgemein vor jeder Wahl beklagen und im Einzelnen meist leicht als
Blendwerk entlarven. Doch der aktuelle Wettlauf der Parteien um die
Gunst der Familien ist ein Glücksfall fürs geneigte Wahlvolk.
Erstens, weil diskutable Vorschläge dabei sind. Zweitens, weil bei
diesem Thema endlich Schluss ist mit Einheitsbrei,
sozialdemokratisierter Union und austauschbaren Wahlprogrammen. Denn
SPD und Union winken nicht wie bei einer Stimmen-Versteigerung
einfach mit Geldscheinen. Ihre Familien-Konzepte bieten selten klare
Alternativen, weil sie auf unterschiedlichen Familienbildern beruhen.
Die SPD bietet 300 Euro, wenn beide Eltern etwas weniger als
Vollzeit arbeiten. Klare Absicht ist wie schon beim Elterngeld: Papa
soll sich wie Mama mehr Zeit für sein Kind nehmen. Bevormundung
freier Bürger durch sozialpädagogische Eiferer nennen das
Konservative. Die CSU plant dagegen ein Kindersplitting, das auf das
Ehegattensplitting draufkommt. Beides rechnet sich am meisten, je
größer der Verdienstunterschied zwischen Mann und Frau ist. Das
zementiere das alte Rollenbild von männlichem Ernährer und Hausfrau,
ätzt die SPD. Beide Argumentationen sind in sich stimmig, weil
anderen geistigen Ursprungs. Mehr klare Kante geht nicht.
Doch das größte Problem für die Kinder bleibt, dass Armut in
Deutschland nach wie vor vererbt wird. Geringverdiener haben wenig
von Steuernachlässen, dafür schmerzen sie die Sozialbeiträge umso
mehr. Der CSU-Vorschlag, diese für Geringverdiener zu senken, trägt
dem Rechnung. Dass viele arme Kinder mangels Unterstützung der Eltern
in der Schule nicht mitkommen, hat eher die SPD im Blick, die lieber
mehr Geld in Bildungsinstitutionen als etwa in höheres Kindergeld
stecken würde. Schulen und Kitas brauchen mehr Personal, um wirklich
jedes Kind mitzunehmen. Das zu finanzieren, böte sich ein
Ãœberbietungs-Wettlauf durchaus mal an.
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