(firmenpresse) - Bonn/Hamburg - Ein Grossteil der Mobilfunkgespräche werde zukünftig über das Internet laufen, prognostiziert der Spiegel http://www.spiegel.de in seiner Vorberichterstattung zur CeBIT. Der Megatrend Internet-Telefonie, der im Festnetzbereich allein in Deutschland bereits Hunderttausende, am Computer schon Millionen Nutzer angesteckt habe, werde sich dank der rasanten technischen Entwicklung nun auch im Mobilfunk durchsetzen, so das Nachrichtenmagazin.
Die Internet-Telefonie, auch "Voice over Internet Protocol" (VoIP) genannt, ist praktisch kostenlos, wenn die Gesprächspartner über Computer mit Breitbandinternetzugang und Headsets oder VoIP taugliche Telefone verfügen. Der PC zerlegt die Unterhaltung in kleine Datenpakete und leitet sie in Sekundenbruchteilen per Internet zum Adressaten, wo der dortige Computer sie wieder in akustische Signale übersetzt. Dieser technische Vorgang hat keine Auswirkungen auf die Gesprächsqualität, dafür aber umso mehr auf die Höhe der Telefonrechnung. Die Kosten sind beim Telefonieren übers Netz nämlich besonders niedrig, weil der Transport der Datenpakete im WorldWideWeb im Vergleich zum Übermitteln von Gesprächen in herkömmlichen Telefonleitungen um ein Vielfaches günstiger ist.
Die von allen grossen Handyherstellern zur CeBIT präsentierten W-Lan-Handys machen diese Technik jetzt auch für Smartphones verfügbar. Ein W-Lan ist eine kabellose Variante des Breitbandinternetzugangs, die VoIP auch für Smartphones, also kleine Computer, mit denen man telefonieren kann, möglich macht. Dies funktioniert genauso wie beim herkömmlichen Computer: Das Smartphone schickt das Gespräch statt über den Mobilfunkbetreiber über das Internet - zu drastisch niedrigeren Preisen.
Andreas Dippelhofer vom Düsseldorfer Telefondienstleister acoreus http://www.acoreus.de sieht darin eine grosse Herausforderung für die Mobilfunkanbieter: "Die Mobilfunkindustrie selbst wird den Zugang anbieten müssen. Dafür sorgt schon der Preisdruck des günstigen W-Lan." Noch in diesem Jahr rechnet Dippelhofer mit den ersten Anbietern, die auch über den neuen Mobilfunkstandard UMTS erschwingliche Wege ins Internet verkaufen - Sprechverkehr inklusive. "Denn nur dann kommen die ersehnten Kundenmassen", so Dippelhofer gegenüber dem Spiegel.
Die Mobilfunkanbieter betrachten diese Entwicklung mit sehr gemischten Gefühlen. Insbesondere Anbieter wie T-Mobile, der weltweit bereits über 11.500 Standorte mit W-Lan ausgestattet hat, fürchten eine Kannibalisierung ihres Kerngeschäfts: Statt kräftig Gesprächsgebühren zu verursachen, werden nach einem Bericht der FAZ http://www.faz.net allein in diesem Jahr rund 20.000 Kunden mit W-Lan-fähigen Handys ihren Datenverkehr - und einen Teil ihres Sprachaufkommens - schneller und preiswerter als bei Nutzung des üblichen Mobilfunknetzes abwickeln.
Eine weitere Bedrohung für die Mobilfunkbetreiber seien die DSL-Zugangsdienste, die bei dieser Entwicklung natürlich nicht zurückstehen wollten, so die FAZ. Freenet, einer der grösseren DSL-Anbieter, habe als erster Anbieter das Internet mit dem Mobilfunk verknüpft: Das Freenet-Handy IP1 ist unterwegs ein normales Mobiltelefon, buche sich aber zu Hause über den Kurzstreckenfunk Bluetooth in das Internet ein. Der Clou: Alle Telefonate ins deutsche Festnetz sind kostenlos.
Ein Teil des Gesprächsaufkommens bleibt den Mobilfunkbetreibern - nach derzeitigem Stand der Technik - jedoch auch in Zukunft erhalten: Gespräche, die auf Reisen und in Bewegung geführt werden, lassen sich nach einem Bericht der Computer-Zeitung http://www.computer-zeitung.de nämlich auch in Zukunft nicht per W-Lan-Internetanbindung führen: W-Lan ist im Gegensatz zu den teureren UMTS- und GSM-Diensten nicht mobil und könne auch nicht nahtlos von einer Station zur nächsten übergeben werden, wie dies bei GSM und UMTS praktiziert wird.