(ots) - Am Karfreitag gedenken Christinnen und Christen
in aller Welt des Leidens und Sterbens Jesu Christi. Sie öffnen damit
den Raum für etwas, was für eine Gesellschaft insgesamt, weit
jenseits der christlichen Tradition, von zentraler Bedeutung ist. Der
Karfreitag lehrt uns sehen. Auch da, wo das Wegschauen einfacher
wäre. Ein stiller Feiertag lehrt uns, gegenüber dem Leiden der
Menschen in der Welt nicht abzustumpfen. Sondern dem Horror von
Sterben und Gewalt an viel zu vielen Orten dieser Erde ins Gesicht zu
schauen. Das Leid von Menschen hier, die in Armut leben und von der
gesellschaftlichen Teilhabe ausgeschlossen sind, zu sehen - dazu ist
der Karfreitag ein besonderer Ort.
Es ist manchmal schwer, das Leiden auszuhalten, im persönlichen
Lebensumfeld genauso wie in der Welt. Die Versuchung ist groß, über
das Leiden durch billigen Optimismus hinwegzugehen. Dem hat Martin
Luther widersprochen: "Der Theologe der Herrlichkeit" - so sagt er in
seiner Heidelberger Disputation von 1518 kritisch - "nennt das
Schlechte gut und das Gute schlecht." Und fügt dann hinzu: "Der
Theologe des Kreuzes nennt die Dinge, wie sie wirklich sind."
Die Dinge nennen, wie sie wirklich sind - das lehrt uns der
Karfreitag. Das Leiden der Menschen im persönlichen Umfeld
wahrnehmen, es auszuhalten und mitzutragen.
Deswegen ist der Karfreitag als stiller Feiertag für unser ganzes
Land so wichtig. Daran können auch Provokationen, die diesen Tag zum
Partytag machen wollen, nichts ändern.
Wir Christen glauben an einen Gott, der den Menschen gerade im
Leiden nah ist, weil er das Leiden in seinem Sohn Jesus Christus am
Kreuz selbst erfahren hat. Einen größeren Trost kann es im Leiden
nicht geben.
Hannover, 12. April 2017
Pressestelle der EKD
Michael Brinkmann
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Carsten Splitt
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