(ots) - Der Präsident gerierte sich in den ersten
hundert Tagen im Weißen Haus wie der Anführer einer halbstarken
Motorrad-Bande. Mit viel Getöse donnerten Trump und seine
"America-First"-Gang von einer Sackgasse in die nächste. Den
Muslimen-Bann stoppten die Gerichte, die Reform von Obama-Care
scheiterte im Kongress und Mexiko zahlt natürlich nicht für die
Mauer, von der bisher noch kein Meter gebaut ist. Nach dem furiosen
Start irrt die Truppe nun ein wenig orientierungslos herum und fragt
sich, wo sie eigentlich hinfahren wollte. Der Anführer weiß es selber
nicht. Allein die Einschüchterung der elf Millionen Einwanderer ohne
Papiere zeigt Wirkung im Alltag. Über Nacht führen die oft seit mehr
als einem Jahrzehnt in den USA ansässigen Familien ein Leben in Angst
und Schrecken vor der Willkür der Einwanderungspolizei. Ansonsten
gibt Trump mal Vollgas, bremst dann wieder ab, fährt Schlangenlinien
oder im Kreis - aber immer mit einem lauten Knattern. Erst nennt er
die NATO obsolet, dann bezeichnet er sie als ein Bollwerk des
Friedens. China mutiert nach dem Xi-Besuch in Mar-A-Lago vom
schlimmen Währungsmanipulator zum besten Freund. Während Putin, der
diese Auszeichnung bis dahin genoss, wegen der Russland-Affäre auf
Armlänge gehalten wird. Trump schleudert Tomahawk-Raketen auf Assad,
der ihm eben noch egal war. Bilder von ein "paar schönen Babys", die
der Diktator mit Giftgas beschoss, machten ihn Assad temporär zum
Schlächter. Dessen russische Beschützer schalteten trotz Vorwarnung
nicht einmal ihre Luftabwehr-Systeme ein. Nächster Halt Nordkorea. Er
zündet vor einer Taliban-Höhle in Afghanistan die "Mutter aller
Bomben", um Diktator Kim-Jong-Un die "Mutter aller Nachrichten" zu
senden. Doch der dürfte schon vor der amerikanischen Öffentlichkeit
herausgefunden haben, dass die Armada, die Trump angeblich Richtung
koreanischer Halbinsel schickte, in die gegenteilige Richtung fuhr.
"America First" lautet der am Tag der Amtseinführung düster
ausgestoßene Schlachtruf - aber was heißt das eigentlich? Der
Narzisst im Weißen Haus liefert auf seiner Irrfahrt eine eigene
Definition: "Donald Trump zuerst". Schamlos holt er Tochter Ivanka
und Schwiegersohn Jared in den West-Wing, vermischt munter Geschäft
und Politik und versteckt seine Steuererklärungen. Wer sich dem
Präsidenten in den Weg stellt, muss mit seinem Bann rechnen.
Journalisten stempelt er zu Volksfeinden, Richtern hält er vor, die
Sicherheit zu gefährden, und nicht gefügigen Abgeordneten droht er
mit politischen Konsequenzen. Und er steht mit der Wahrheit auf dem
Kriegsfuß. Mal peinlich, wie bei seinem Insistieren auf den angeblich
historischen Menschenmassen bei seinen Feiern zur Amtseinführung. Mal
selbstzerstörerisch, wie die getwitterten Lügen über Obamas
Lauschangriff auf den Trump-Tower. Auf der Strecke dieses
beispiellosen Fehlstarts im Weißen Haus bleibt schon jetzt die
Glaubwürdigkeit. Dass sein Nationaler Sicherheitsberater Michael
Flynn nach nicht einmal vier Wochen im Amt über die Russland-Affäre
stolperte, und FBI-Direktor James Comey vor dem Kongress enthüllte,
die Bundespolizei ermittle wegen einer möglichen Kooperation Trumps
mit Moskau im Wahlkampf, flößt auch nicht gerade Vertrauen ein. Dass
diese Affäre wie ein Damoklesschwert-Schwert über der Präsidentschaft
hängt, illustriert die zentrale Erkenntnis der ersten 100 Tage Trumps
im Weißen Haus: Dieser Präsident ist alles andere als normal.
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