(ots) - Man kann ja durchaus kritisch zu Helmut Kohl
stehen. Doch in diesem Fall muss man dem Altkanzler beispringen: Der
Vertrauensbruch der beiden Autoren des Buches "Vermächtnis: Die
Kohl-Protokolle" ist eklatant gewesen. In dem sie eigenmächtig Zitate
und Einschätzungen veröffentlicht haben, die Kohl nie autorisiert,
die er in den Gesprächen vielleicht auch nur so dahergeredet hat.
Wenn überhaupt. Das war von den Verfassern nicht redlich und auch
rechtswidrig, wie nun gerichtlich festgestellt worden ist. Ob die
veröffentlichten Aussagen Kohls über andere Politiker wahr oder
unwahr sind, darum ging es in dem Verfahren zwar nicht. Das Problem
für Kohl ist jedoch, dass das Urteil und der Millionen schwere
Geldsegen, den der Altkanzler jetzt erhalten soll, nicht das Bild
revidieren wird, das durch das umstrittene Buch von ihm gezeichnet
wurde: Kohl, der selbstherrliche Kanzler und CDU-Chef, die
Machtmaschine, die für alles und jeden nur Abschätziges übrig hat.
Nun kann man sich gut vorstellen, dass der Pfälzer tatsächlich so
tickt, wenn man bedenkt, wie er in der Vergangenheit mit engen
Wegbegleitern umgesprungen ist - und das nicht erst seit seiner
Spendenaffäre. Aber: Es ist halt nur die eine Seite Kohls, mit der
die Autoren hier erfolgreich Profit gemacht haben. Die andere ist die
eines politischen Schwergewichtes, der unbestritten seine politischen
und vor allem historischen Verdienste hat. Auch wenn Kohl inzwischen
sehr verbittert wirkt und er - oder seine Frau - sich meist negativ
in die Politik von Nachfolgerin Angela Merkel einmischt, den Titel
"Kanzler der Einheit" wird ihm keiner mehr nehmen können. Selbst kein
unfair entstandenes Enthüllungsbuch.
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