PresseKat - "Wir wollen Demokratie und Rechtsstaat stärken, wir stehen für Solidarität und Weltoffenheit

"Wir wollen Demokratie und Rechtsstaat stärken, wir stehen für Solidarität und Weltoffenheit"/Kongress der Allianz für Weltoffenheit in Köln beendet

ID: 1487369

(ots) - Unter dem Leitthema "Gemeinsam für gelebte
Demokratie" hat heute (4. Mai 2017) der erste Kongress der Allianz
für Weltoffenheit in Köln stattgefunden. Im Mittelpunkt stand dabei
das Engagement von Initiativen, die sich tagtäglich für eine
demokratische, gerechte, freie und weltoffene Gesellschaft einsetzen.
Die rund 350 Teilnehmer tauschten sich in mehreren Diskussionsforen
und bei einem Markt der Möglichkeiten darüber aus, wie sich die
Begeisterung für Demokratie und Pluralismus gerade auch unter
schwierigen Bedingungen wachhalten lässt. Die neun Allianz-Partner
verbindet ein gemeinsames Anliegen: "Wir wollen Demokratie und
Rechtsstaat stärken, wir stehen für Solidarität und Weltoffenheit."

Die Schirmherrschaft für den Kongress hat Bundespräsident
Frank-Walter Steinmeier übernommen. In seinem Grußwort, das verlesen
wurde, brachte der Bundespräsident seine Unterstützung für das
Engagement der Allianz zum Ausdruck: "Dieser Kongress der 'Allianz
für Weltoffenheit' setzt ein Signal gegen Gleichgültigkeit, Trägheit
und Teilnahmslosigkeit. Und er macht klar: In unserem Land gibt es
viele Mutige, die gemeinsam für die Sache der Demokratie streiten,
ganz egal, woher sie kommen, welcher Religion oder Kultur sie sich
zugehörig fühlen. Es sind viele, die sich tagtäglich um mehr kümmern
als nur um sich selbst, die Verantwortung übernehmen und sich
einsetzen für eine freie und weltoffene Gesellschaft."
Bundespräsident Steinmeier wünschte den Teilnehmern, dass sie
voneinander lernen und neue Ideen entwickeln können.

In der ersten Podiumsdiskussion beleuchteten Spitzenvertreter der
Allianz, aus welcher Motivation heraus sie gemeinsam für gelebte
Demokratie eintreten. Der Vorsitzende des Deutschen
Gewerkschaftsbundes, Reiner Hoffmann, betonte: "Die Stärkung des
sozialen Zusammenhalts ist Voraussetzung für solidarische, weltoffene




und demokratische Gesellschaften in Europa. Demokratie und soziale
Gerechtigkeit müssen in Zeiten eines rasanten gesellschaftlichen
Wandels immer wieder neu erarbeitet und erstritten werden. Dafür
braucht es ein starkes und überzeugendes zivilgesellschaftliches
Engagement, auch um Nationalismus, Protektionismus oder gar
Menschenfeindlichkeit in die Schranken zu weisen. Dafür macht sich
der Demokratiekongress stark und wird ein positives Zeichen setzen."
Für den Vizepräsidenten des Zentralrats der Juden in Deutschland,
Abraham Lehrer, stand im Vordergrund: "Der Zentralrat der Juden in
Deutschland tritt für ein respektvolles und tolerantes Miteinander
aller Religionsgemeinschaften sowie für den Schutz gesellschaftlicher
Minderheiten ein. Mit Gleichgültigkeit gewinnen wir den Kampf gegen
Antisemitismus und Rassismus nicht. Es wird Zeit, dass die gesamte
Gesellschaft aufsteht gegen den Rechtsruck in Deutschland und
Europa."

Die Präses der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland, Dr.
Irmgard Schwaetzer, hob hervor: "Die Würde des Menschen muss
jederzeit unantastbar bleiben. Dazu braucht es Respekt und Toleranz.
Diese Werte sind nicht selbstverständlich. Sie müssen immer wieder
neu gelernt werden. Demokratie ist ein nie beendeter Lernprozess.
Daran mitzuwirken sehen Kirchen als ihre Aufgabe an." Der
Geschäftsführer des Deutschen Kulturrates, Olaf Zimmermann, sagte:
"Kultur ist ein wesentlicher Bestandteil gelebter Demokratie. Der
Umgang mit Kunst und Kultur und vor allem die Freiheit von
Künstlerinnen und Künstlern, ihre Werke veröffentlichen und zeigen zu
können, ist ein Gradmesser für Demokratie. Kunst- und
Meinungsfreiheit sind nicht bequem, die Kunst muss die Grenzen des
Zulässigen in einer Gesellschaft immer wieder austesten - ohne
Impulse aus der Kunst trocknen Gesellschaften ein. Für diese Freiheit
der Kunst einzutreten, ist die Pflicht eines jeden Demokraten." Der
Präsident der Bundeszentrale für politische Bildung/bpb, Thomas
Krüger, der das erste Plenum moderierte, betonte: "In Zeiten
gesellschaftlicher Krisen wird unsere Demokratie immer wieder auf
neue Bewährungsproben gestellt. Um sie zu bestehen, ist Hilfe nötig:
Im gesamten Land arbeiten die zahlreichen Aktiven und Engagierten an
den verschiedenen Stellen für eine weltoffene Gesellschaft. Teils im
Verborgenen und oftmals ohne viel Aufsehen. Heute soll ihr Einsatz
sichtbar sein und gewürdigt werden - der engagierte Einsatz unserer
Agenten für eine demokratische und plurale Zivilgesellschaft."

In einem weiteren Panel wurde kontrovers der Frage nachgegangen,
was unsere Gesellschaft zusammenhält. Ausgangspunkte waren dabei die
Herausforderungen der repräsentativen Demokratie, die öffentliche
Debatte rund um Themen der Integration sowie der Versuch der
Rechtspopulisten, Feindbilder zu etablieren. Der Vorsitzende der
Migrationskommission der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Dr.
Stefan Heße (Hamburg), brachte die kirchliche Position auf den Punkt:
"Wenn Ressentiments geschürt und Hassparolen skandiert werden, darf
die Kirche nicht neutral bleiben. Als Christen sind wir dazu berufen,
für Freiheit, Würde und Gerechtigkeit einzutreten. Deshalb ist es uns
ein Herzensanliegen, schutzsuchenden Menschen mit Wertschätzung zu
begegnen und ihnen echte gesellschaftliche Teilhabe zu ermöglichen."
Peter Clever, Mitglied der Hauptgeschäftsführung der
Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände, betonte:
"Teilhabe und Integration gelingen, wenn Chancen gleichzeitig
geschaffen und angenommen werden. Viele Menschen in unserem Land
machen täglich deutlich, was es bedeutet, Chancenstifter und
Chancenergreifer zu sein. Wir wollen alle in unserer Gesellschaft
dazu ermutigen, ihren Beitrag zu leisten. Wir wollen Annäherung
fördern und dazu beitragen, Ängste abzubauen sowie Feindbilder zu
widerlegen. Wir müssen denjenigen, die für Ausgrenzung,
Fremdenfeindlichkeit und Nationalismus stehen, entschieden
entgegentreten." Aus Sicht des Präsidenten des Deutschen Olympischen
Sportbundes, Alfons Hörmann, hängen ehrenamtliches Engagement und
Förderung der Demokratie unmittelbar zusammen: "Teamgeist, fairer
Wettstreit und Respekt vor der Leistung anderer, ungeachtet von
Nationalität, Hautfarbe, Religion, kulturellem Hintergrund oder
sexueller Orientierung - diese Werte werden im Sport täglich auf
allen Ebenen gelebt." Sowohl der Spitzensport mit seinen
internationalen Wettbewerben als auch der Breitensport mit seinen
Millionen Aktiven seien Vorreiter für mehr Weltoffenheit. "Gerne
bringen wir unsere Erfahrungen in den gesellschaftlichen Dialog ein
und lernen im Austausch mit anderen Bereichen, wie wir zur Stärkung
der Demokratie in unserem Land noch mehr beitragen können", so Alfons
Hörmann.

Für den Sprecher des Koordinationsrates der Muslime, Aiman Mazyek,
stand fest: "Für die Freiheit, für unsere Demokratie muss immer
wieder neu gerungen und gekämpft werden. Derzeit gibt es viele Gegner
davon: die Ewiggestrigen, die Extremisten jeglicher Couleur, aber
auch die Reaktionäre und Ideologen. Unsere Antwort darauf heißt:
Gestalten statt spalten. Und wenn eine oder einer von uns angegriffen
wird, eine Synagoge oder eine Moschee geschändet wird, ein Bürger
wegen seiner anderen Lebensweise, Herkunft oder Ethnie diskriminiert
oder die Kirche verunglimpft wird, dann sind wir damit alle
angegriffen. Dann werden wir praktisch und zeigen mit diesem
Kongress, was es heißt: Die Demokratie zeigt sich wehrhaft. Und dann
lassen wir uns Demokraten nicht auseinandertreiben." Der Präsident
des Deutschen Naturschutzrings, Prof. Dr. Kai Niebert, gab zu
bedenken: "Viele Menschen fühlen sich von den Debatten um
Klimawandel, Zuwanderung und Deutschlands Zukunft abgehängt und
überfordert. Statt sie durch gefühlte Wahrheiten in die Hände von
Bauernfängern laufen zu lassen, müssen wir sie wieder ermächtigen.
Deutschland muss ein Land werden, das Lust aufs Mitbestimmen und
Mitgestalten macht." Neben Spitzenvertretern der Allianz brachten
auch Farhad Dilmaghani (Vorsitzender von DeutschPlus e.V. -
Initiative für eine plurale Republik) und Lisi Maier (Vorsitzende des
Bundes der Deutschen Katholischen Jugend) ihre Expertise in die
Diskussion ein.

In einem dritten Podium wurde gesellschaftliches Engagement in der
Praxis veranschaulicht: vorbildliches Eintreten für Weltoffenheit
(Ali Can, Hotline für besorgte Bürger), für Demokratie (Andreas Belz,
Bundesarbeitsgemeinschaft Kirche und Rechtsextremismus), für Teilhabe
(Anne Metz, innogy SE), gegen Hass (Sina Laubenstein, No Hate Speech
Kampagne) und gegen Antisemitismus (Dervis Hizarci, Kreuzberger
Initiative gegen Antisemitismus).

Am Nachmittag boten mehrere "Barcamp-Sessions" den Teilnehmern die
Möglichkeit, die Themen des Kongresses zu vertiefen, voneinander zu
lernen und neue Ideen zu entwickeln. Im Fokus standen dabei u.a.
Bildungschancen für Geflüchtete, Argumente gegen Stammtischparolen,
der kirchliche Umgang mit rechtspopulistischen Tendenzen sowie das
gewerkschaftliche Eintreten für Respekt und Solidarität.

Moderiert wurde der Kongress von Andrea Thilo, den kulturellen
Ausklang des Tages gestaltete das Dotschy Reinhardt Trio. Der
Kongress der Allianz für Weltoffenheit wurde in Kooperation mit der
Bundeszentrale für politische Bildung/bpb und der IQ Consult gGmbH
durchgeführt.

Hintergrund

Zu den Gründungsmitgliedern der "Allianz für Weltoffenheit,
Solidarität, Demokratie und Rechtsstaat - gegen Intoleranz,
Menschenfeindlichkeit und Gewalt" gehören: Bundesvereinigung der
Deutschen Arbeitgeberverbände, Deutsche Bischofskonferenz, Deutscher
Gewerkschaftsbund, Deutscher Kulturrat, Deutscher Naturschutzring,
Deutscher Olympischer Sportbund, Evangelische Kirche in Deutschland,
Koordinierungsrat der Muslime und Zentralrat der Juden in
Deutschland.

Hinweise:

Das Programm des Kongresses der Allianz für Weltoffenheit
"Gemeinsam für gelebte Demokratie" und der Gründungsaufruf der
Allianz (Februar 2016) sind als pdf-Dateien unter www.dbk.de
verfügbar. Alle Materialien sowie weitere Informationen zur Allianz
für Weltoffenheit finden Sie unter www.allianz-fuer-weltoffenheit.de.

Hannover, 4. Mai 2017

Pressestelle der EKD

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Carsten Splitt
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