(ots) -
Gut eine Woche vor der Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen liegen
SPD und CDU gleichauf, die FDP kann drittstärkste Kraft werden,
während die Grünen eher mit einem schwachen Ergebnis rechnen müssen.
AfD und Linke haben die Chance, im nächsten Landtag vertreten zu
sein.
Wenn schon am nächsten Sonntag gewählt würde, dann ergäben sich
folgende Projektionswerte für die Parteien: Die SPD käme zurzeit auf
32 Prozent, die CDU ebenfalls auf 32 Prozent, die Grünen könnten mit
7,5 Prozent rechnen, die FDP würde 12 Prozent erreichen, die Linke 6
Prozent und die AfD 6 Prozent. Die anderen Parteien lägen zusammen
bei 4,5 Prozent. Damit hätte die amtierende Koalition aus SPD und
Grünen keine parlamentarische Mehrheit mehr. Reichen würde es für
eine große Koalition aus SPD und CDU oder für eine Ampelkoalition aus
SPD, Grünen und FDP oder eine "Jamaika-Koalition" aus CDU, Grünen und
FDP, nicht aber für Rot-Rot-Grün.
Diese Projektionswerte geben lediglich das Stimmungsbild für die
Parteien zum jetzigen Zeitpunkt wieder und stellen keine Prognose für
den Wahlausgang dar. Grundsätzlich sind bei diesen Werten auch die
statistischen Fehlerbereiche von Umfragen zu berücksichtigen, weshalb
ein Scheitern von Linke und AfD an der Fünf-Prozent-Hürde nicht
auszuschließen ist. Darüber hinaus kann es bis zum Wahlsonntag für
die verschiedenen Parteien durch unterschiedliche
Mobilisierungserfolge noch zu wahlentscheidenden Veränderungen
kommen. Zudem wissen zurzeit 41 Prozent noch nicht sicher, wen oder
ob sie wählen wollen.
Bei der letzten Landtagswahl 2012 war die SPD auf 39,1 Prozent
gekommen, die CDU auf 26,3 Prozent, die Grünen auf 11,3 Prozent, die
FDP auf 8,6 Prozent, die Piraten auf 7,8 Prozent, die Linke auf 2,5
Prozent und die anderen Parteien zusammen auf 4,4 Prozent.
Gewünschte/r Ministerpräsident/-in
Bei der Frage, wen man lieber als Ministerpräsidenten oder
Ministerpräsidentin in Nordrhein-Westfalen hätte, liegt Amtsinhaberin
Hannelore Kraft mit 51 Prozent (Februar: 55 Prozent) vor ihrem
CDU-Herausforderer Armin Laschet. Er kommt nach 29 Prozent im Februar
jetzt auf 33 Prozent (keinen von beiden: 5 Prozent; weiß nicht: 11
Prozent). Während Kraft von den SPD-Anhängern (90 Prozent), denen der
Grünen (78 Prozent) und der Linken (70 Prozent) mehrheitlich
gewünscht wird, sprechen sich Mehrheiten der CDU-Anhänger (69
Prozent) und der FDP-Anhänger (67 Prozent) für Laschet aus.
Bewertung der Spitzenkandidaten
Bei der Bewertung auf der +5/-5-Skala (sehr hohes bis sehr
niedriges Ansehen) erhält Hannelore Kraft einen Durchschnittswert von
1,4, Armin Laschet wird mit 0,8 bewertet, Sylvia Löhrmann (Grüne) mit
minus 0,5 und Christian Lindner (FDP) mit 1,2. Auffällig ist vor
allem die eher mäßige Beurteilung von Laschet (2,0) und Löhrmann
(1,2) bei ihren jeweils eigenen Anhängern. Kraft und Lindner werden
hingegen von ihren Anhängern jeweils deutlich stärker wertgeschätzt
(3,3 bzw. 3,0).
Zufriedenheit mit Regierung und Opposition
Die Zufriedenheit mit der Landesregierung insgesamt und auch mit
den beiden Koalitionspartnern fällt bescheiden aus, aber auch die
Arbeit der Oppositionsparteien wird eher kritisch bewertet. So kommt
die Landesregierung insgesamt auf der +5/-5-Skala auf einen schwachen
Durchschnittswert von 0,4, die SPD in der Regierung wird mit 0,8
eingestuft und die Grünen liegen mit minus 0,5 sogar im
Negativbereich. Die Arbeit der CDU-Opposition im Landtag wird mit 0,6
benotet, die der FDP mit 0,0 und die Arbeit der Piraten mit minus
2,9.
Wichtigste Themen
Bei den aktuell wichtigsten Problemen in NRW wird das Thema Schule
und Bildung am häufigsten (34 Prozent) genannt. Danach folgen die
Themen Flüchtlinge und Asyl (24 Prozent), Verkehr (19 Prozent),
Arbeitsplätze (15 Prozent) und Kriminalität (14 Prozent).
Nur SPD/CDU-Koalition findet mehrheitliche Unterstützung
Bei der Bewertung verschiedener Koalitionsmodelle findet nur eine
große Koalition aus SPD und CDU mehr Zustimmung (45 Prozent) als
Ablehnung (32 Prozent; Rest zu 100 Prozent hier und im Folgenden
jeweils "egal" oder "weiß nicht"). Alle anderen Koalitionen werden in
unterschiedlicher Intensität abgelehnt: SPD/Grüne-Koalition (gut: 37
Prozent, schlecht: 45 Prozent), CDU/Grüne (gut: 30 Prozent, schlecht:
47 Prozent), CDU/Grüne/FDP (gut: 26 Prozent, schlecht: 51 Prozent),
SPD/Grüne/FDP (gut: 22 Prozent, schlecht: 50 Prozent) und
SPD/Grüne/Linke (gut: 17 Prozent, schlecht: 67 Prozent).
Die Umfragen zu diesem Politbarometer-Extra wurden wie immer von
der Mannheimer Forschungsgruppe Wahlen durchgeführt. Die Interviews
wurden in der Zeit vom 2. bis 4. Mai 2017 unter 1032 zufällig
ausgewählten Wahlberechtigten im Nordrhein-Westfalen telefonisch
erhoben. Die Befragung ist repräsentativ für die dortige
wahlberechtigte Bevölkerung. Der Fehlerbereich beträgt bei einem
Anteilswert von 40 Prozent gut +/- drei Prozentpunkte und bei einem
Anteilswert von 10 Prozent gut +/- zwei Prozentpunkte.
Weitere Informationen zur Methodik der Umfrage und zu den genauen
Frageformulierungen auf www.forschungsgruppe.de .
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