(ots) - Der Eurovision Song Contest hat in der Ukraine
eine eminent politische Komponente. Das wurde spätestens klar, als
die Behörden in Kiew der russischen ESC-Kandidatin Julija Samoilowa
die Einreise verweigerten, weil sie zuvor auf der von Russland
annektierten Krim aufgetreten war. Die Ukraine sieht in der
Schwarzmeer-Halbinsel zu Recht ein militärisch besetztes Gebiet. Wer
diese "Okkupation" durch einen Auftritt legitimiert, der ist in der
Ukraine eine unerwünschte Person. Offen ist, ob sich die Regierenden
in Kiew mit diesem Verhalten einen Gefallen getan haben. Man will
sich doch von seiner besten Seite zeigen. Das funktioniert mit
Auftrittsverboten nicht. Andererseits ist klar, dass die
Verantwortlichen in Russland diesen Eklat provozieren wollten.
Samoilowas Kandidatur war eine kleine Rache für den Triumph der
ukrainischen Krimtatarin Jamala, die beim ESC 2016 mit einem Lied
siegte, das die Deportation der Tataren unter Stalin thematisierte.
Unter dem Strich hat die Ukraine eine Chance vertan. Die Regierenden
in Kiew hätten sich nach dem Jamala-Triumph als großherzige Gastgeber
zeigen und die Gelegenheit vielleicht sogar nutzen können, um sich in
Vertrauensbildung mit dem Feind zu üben. Genau das aber ist in Kiew
nicht gewollt.
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