(ots) - Haltung zeigen, Interessen der Menschen vertreten,
unterschiedliche Meinungen wieder aushalten - das verlangt Giovanni
di Lorenzo, Chefredakteur der Wochenzeitung "Die Zeit" von den
Medienleuten. Er erhielt im Wiener Rathaus den Award der
Branchenzeitschrift "kress" als "Chefredakteur des Jahres".
"Meinungsvielfalt ist das Grundprinzip unserer Arbeit, das es zu
verteidigen gilt", sagte di Lorenzo zu den rund 500 Medienleuten, die
sich derzeit in Wien beim European Newspaper Congress mit ihrem
Gewerbe intensiv auseinandersetzen. Entschieden wandte er sich gegen
"diese Art von Gesinnungspolizei, die sofort stigmatisiert, was nicht
hereinpasst". Und an die Verleger gewandt kritisierte er, dass sie
"mit den Giganten wie Facebook, viel zu zahm umgehen, weil sie Angst
haben, uncool zu wirken." Die Achillesferse der Giganten sei ihr
Image, von dem die Werbeeinnahmen abhingen. Hier müsse man ansetzen.
"Die Leserinnen und Leser wollen in ihrer Meinung respektiert
werden", verlangte di Lorenzo. Wie das mit dem Werkzeug des
kritischen konstruktiven Journalismus gelingt, bei dem Probleme
geschildert, Lösungen gesucht und hinterfragt werden, davon
berichtete beim Kongress Oliver Reinhard von der "Sächsischen
Zeitung". Die Erfahrung aus einem halben Jahr: "Höhere
Leserakzeptanz, mehr Arbeit, bestens geeignet für Lokaljournalismus."
Neben Giovanni di Lorenzo zeichnete "kress" drei weitere
Entscheider der Medienbranche aus. Als Newcomerin des Jahres wählten
die Leserinnen und Leser von "kress" Nora Beckershaus von Refinery29,
zur Medienmanagerin des Jahres kürten die Leserinnen und Leser von
"kress" Julia Jäkel, Chefin des Hamburger Verlags Gruner + Jahr.
Zur Verlegerin des Jahres wählte die "kress"-Redaktion Petra
Grotkamp, Gesellschafterin der Funke Mediengruppe ("Westdeutsche
Allgemeine Zeitung", "Berliner Morgenpost", "Hörzu"). Den Preis nahm
Julia Becker, Tochter von Petra Grotkamp, bei der Preisverleihung in
Wien persönlich entgegen.
Die Zeitungstrends 2017 präsentierte der international tätige
Zeitungsdesigner Norbert Küpper: Zusätzliche Angebote wie der
Morning-Newsletter des Chefredakteurs oder eine App mit den
wichtigsten zwölf Nachrichten des Tages. Verstärkte
Background-Berichterstattung, aufgepeppt mit grafischen Elementen und
Bildern sowie ungebrochen das visuelle Storytelling mit
überraschenden Bildelementen standen bei seinem kurzweiligen Vortrag
im Mittelpunkt.
Der European Newspaper Congress wird vom Medienfachverlag Johann
Oberauer und Norbert Küpper, Zeitungsdesigner in Deutschland,
veranstaltet. Kooperationspartner wie JTI, die Stadt Wien und der
Verband der Österreichischen Zeitungen unterstützen maßgeblich die
Veranstaltung.
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