(ots) - Man darf vermuten, dass Donald Trump gern noch
länger im Ausland geblieben wäre. Nicht in Brüssel, wo er in den
Nato-Partnern nur Trittbrettfahrer sieht, säumige Schuldner, die
glauben, man könne den Schutzschirm der Allianz zum Billigtarif
haben. Nicht in Taormina, wo der G7-Gipfel im Zeichen offener
Differenzen zwischen den USA und dem Rest der hochindustrialisierten
Welt stand. Wohl aber in Jerusalem, wo er sich mit Benjamin
Netanjahu, zumindest dem äußeren Anschein nach, bestens versteht. Und
vielleicht noch lieber in Riad, wo ihn die saudi-arabische Monarchie
empfing wie einen König, wo er sich sichtlich wohl fühlte im
Kronleuchterprunk opulent ausgestatteter Paläste. Der Kontrast
zwischen Riad und Brüssel, er ist nicht gut angekommen daheim, einmal
abgesehen von Trumps treuesten Anhängern, die ihm sowieso alles und
jedes durchgehen lassen, Hauptsache, er wettert gegen
Globalisierungsfreunde und Washingtoner "Seilschaften". Hier der
hofierte Schwerttänzer, der gekrönten Häuptern mit nichts als
Ehrerbietung begegnet, ohne ein Wort der Kritik an missachteten
Menschenrechten zu finden. Dort der Elefant im Porzellanladen, dessen
Stimmungslage zwischen Aggressivität und Desinteresse schwankt und
der den Regierungschef Montenegros rüde zur Seite schiebt, um sich
selber als Alphatier in Szene zu setzen. Aus Saudi-Arabien, das haben
viele Amerikaner nicht vergessen, kamen 15 der 19 Attentäter, die
entführte Flugzeuge in die Zwillingstürme Manhattans und das Pentagon
krachen ließen. Extreme Interpretationen des Islam, wie sie in
Saudi-Arabien verbreitet sind, haben dazu beigetragen, die Saat
terroristischer Gewalt zu säen. Dass Trump diesen schwierigen Partner
behandelt, als wäre er der beste Freund, während er erprobten
Alliierten begegnet wie Schülern, die Nachhilfeunterricht brauchen,
hat nicht zuletzt die politische Mitte in seinem eigenen Land
irritiert. Nur: Die kalte Schulter gegenüber den Europäern war genau
die Botschaft, die er aussenden wollte. Nichts da mit schlechter
Tagesform, Trump steht unbeirrt für "America First", was einschließt:
harte Bandagen gegenüber Verbündeten, zumindest verbal. Durch seine
nationalistische Brille gesehen, hat er im Ausland alles richtig
gemacht.
Pressekontakt:
Lausitzer Rundschau
Telefon: 0355/481232
Fax: 0355/481275
politik(at)lr-online.de
Original-Content von: Lausitzer Rundschau, übermittelt durch news aktuell