(ots) - Niemand hat die Absicht, die Fußall-WM in Katar
zum jetzigen Zeitpunkt zu boykottieren oder abzusagen. Wer wie
DFB-Präsident Grindel anderes andeutet, dem sollte man zunächst
einmal keinen Glauben schenken. Denn Grindel müsste bereit sein, eine
Revolution im Weltfußball anzuzetteln und sich mit voller Kraft gegen
die mächtige Fifa zu stemmen; er, der Teil des Systems ist, müsste
also dem vordringlichsten Ziel des Weltverbandes - Geldmacherei - den
Kampf ansagen. Und er müsste sich auf der anderen Seite politisch
darüber im Klaren sein, dass er sich in der momentanen Katar-Krise
zum Verbündeten Saudi-Arabiens macht. Genauso wie US-Präsident Donald
Trump. Einem Land, das keine Friedensmacht ist, sondern das den
weltweiten Terrorismus in vielfältiger Form unterstützt - wodurch die
offizielle Erklärung für die derzeitige Isolierung Katars als Hort
allen terroristischen Übel doch in einem eigentümlichen Licht
erscheint. Glaubt jemand ernsthaft, dass der DFB und sein Präsident
zu all dem bereit wären und als weltpolitischer Fußball-Revoluzzer
auf den Plan treten würden? Wohl kaum. Die Frage, ob die WM 2022 in
Katar tatsächlich gespielt werden wird, stellt sich erst dann mit
voller Ernsthaftigkeit, wenn es keinen diplomatischen Ausweg mehr aus
der jetzigen Krise geben sollte und das Pulverfass am Golf in
nächster Zeit womöglich explodiert. Was hoffentlich nicht geschieht.
Denn dann dürfte die Welt andere Probleme haben als das der Zukunft
des Fußball-Turniers. Von selbst wird die Fifa jedenfalls nicht
handeln. Außerdem ist es wohlfeil, jetzt über einen Boykott
nachzudenken. Mehr Mut wäre viel früher notwendig gewesen. Nahezu
alles hat seinerzeit gegen Katar gesprochen, als das Land 2010 zum
Ausrichter der Weltmeisterschaft 2022 auserkoren wurde. Allein die
Finanzstärke des Golfstaates sprach für den Wüstenstaat. Zum
Leidwesen der Fans soll daher im Winter gekickt werden, und das in
Stadien, die nur mithilfe eklatanter Menschrechtsverletzungen gebaut
wurden. Glaubt man internationalen Organisationen wie Amnesty
International, hat sich an den Arbeitsbedingungen vieler Arbeiter
kaum etwas verbessert. Auch damals war schon bekannt, dass aus Katar
heraus Verbindungen zum Terrorismus bestehen. Trotzdem wurde das Land
zum Ausrichter. Diese Debatte muss man im Hinterkopf haben, wenn man
auf die jetzige Katar-Krise blickt. Sie ist eine erneute Mahnung an
die Fußballfunktionäre, endlich umzudenken, damit der Fußball nicht
vor die Hunde geht. Dafür sollten sich der DFB und sein Präsident mit
Nachdruck einsetzen. Politik und Sport gehören zusammen, beides lässt
sich nicht trennen, auch wenn das gerne bestritten wird. Genau
deshalb ist es wichtig, dass die weltweit agierenden Verbände
transparent und mit hohen moralischen Ansprüchen ihre Turniere und
sportlichen Großveranstaltungen vergeben. Dann wäre Katar nie zum
Zuge gekommen - Russland im kommenden Jahr vermutlich auch nicht.
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