(ots) - Das Urteil ist gesprochen. Es fällt vernichtend
aus. Eine sportliche Missgeburt sei dieser fragwürdige Wettstreit der
Konföderationen des Fußball-Weltverbandes Fifa. Der Confed Cup komme
zur Unzeit, er sei ein Muster ohne Wert, ein von der Fifa ersonnenes
Event ohne Aussagekraft - und überhaupt überflüssig wie ein Kropf.
Auch Reinhard Grindel, der Präsident des Deutschen Fußball-Bundes
(DFB), prognostiziert das baldige Ableben des umstrittenen
Wettbewerbs. Er sieht in der chronischen Terminhatz des modernen
Profifußballs schlicht kein Zeitfenster mehr für den Confed Cup. Nun
geriert sich ja Deutschland seit einigen Jahren gerne als moralische
Instanz im Weltsport und hebt schnell den Zeigefinger, wenn es gilt,
tatsächliche oder vermeintliche Missstände anzuprangern. Dabei
scheitert es selbst an der Aufgabe, seine dunkle Doping-Vergangenheit
in Ost und West auszuleuchten. Ganz zu schweigen vom bis dato
misslungenen Versuch, mehr Licht in der Affäre um die Vergabe der WM
2006 zu bringen. Im Fall des Konföderationen-Pokals, der an diesem
Samstag als Probelauf für die Weltmeisterschaft im kommenden Jahr in
Russland beginnt, lohnt ein Blick zurück in den Sommer 2005. Damals
wehte ein erster Hauch von Sommermärchen durchs Land. Der Confed Cup
in Deutschland schürte die Vorfreude aufs Heim-Championat, er füllte
die Stadien, weckte neue Begeisterung für die DFB-Auswahl unter
Bundestrainer Jürgen Klinsmann - und legte, wie bei einem Probelauf
höchst erwünscht, nebenbei strukturelle Mängel offen. Beim Endspiel
ergoss sich das Wasser in Sturzbächen auf den Rasen, weil in der
Frankfurter Arena ein Dachschaden zu beklagen war. Provokant gefragt:
Mag sich der deutsche Fußball für den Confed Cup nur dann erwärmen,
wenn er vor seiner eigenen Haustür gespielt wird? Das miserable Image
der ungeliebten Veranstaltung in Russland führte auch Regie bei der
Personalauswahl. Bundestrainer Joachim Löw ließ das Gros seiner
gestressten Weltmeister gleich zu Hause. Das ist halbwegs
nachvollziehbar, doch ansonsten laviert der DFB personell. Er
enthielt seiner U21, die fast zeitgleich in Polen um den EM-Titel
spielt, wichtige Kräfte vor. Timo Werner und Julian Brandt spielen
bei Jogi Löw vor, während U21-Coach Stefan Kuntz etwa auf die
A-Elf-Kandidaten Serge Gnabry und Max Meyer bauen darf. Das ist ein
fauler Kompromiss, der weder in Russland noch in Polen Erfolg
verspricht. Dabei hatte die goldene Generation mit Mesut Özil, Manuel
Neuer & Co. 2009 vorgeführt, wie wegweisend ein Triumph auf
Juniorenebene sein kann. Diese Chance verspielt der DFB nunmehr in
Polen leichtfertig. Konsequent wäre es gewesen, den Confed Cup als
notwendiges Ãœbel zu betrachten und die Anstrengungen ganz auf die U21
zu konzentrieren. Denn jenseits gängiger Vorurteile gebricht es der
"Mini-WM" tatsächlich an sportlicher Relevanz. Der Confed Cup ist ein
Geschöpf der Fifa, geboren aus dem Drang heraus, neue Einnahmequellen
zu erschließen. Ähnlich verhält es sich mit der obskuren Klub-WM,
deren Daseinsberechtigung ebenfalls zumindest zweifelhaft ist. Der
Weltverband neidet dem kleinen europäischen Bruder den Goldesel
Champions League, weil er selbst außer seiner WM kaum lukrative
Wettbewerbe im Portfolio hat. Die Uefa hat derweil mit der 2018/19
startenden "Nations League" der Nationalmannschaften bereits ein
weiteres Ereignis ersonnen, das die Fußballwelt nun wirklich nicht
braucht. Im Wettlauf um das unsinnigste Turnier schenken sich beide
Seiten nichts. Es obliegt uns Fans, diesem Unfug ein Ende zu
bereiten. Unsere schärfste Waffe ist dabei die Fernbedienung.
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