(ots) - "Die Zeichen stehen global und in der Europäischen
Union auf Umbruch. Auch hierzulande werden zunehmend bewährte
Konstellationen grundsätzlich in Frage gestellt. So z. B. vom
Bundeskartellamt, das die Milchmarktkrise zum Anlass nahm, die
Satzungsautonomie der Molkereigenossenschaften in Abrede zu stellen.
Tierwohl, Düngung und Pflanzenschutz, das sind weitere Attacken, um
der modernen landwirtschaftlichen Erzeugung und Vermarktung die
Grundlagen zu entziehen. Diese Unwägbarkeiten verlangen den
Unternehmen sehr viel ab. Doch für mich ist klar, das Konzept und
Geschäftsmodell der Genossenschaften ist modern, anpassungsfähig und
vor allem innovativ. Die Genossenschaften haben auch auf die
aktuellen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Herausforderungen
die richtigen Antworten", betonte Dr. Henning Ehlers,
Hauptgeschäftsführer des Deutschen Raiffeisenverbandes (DRV), beim
Raiffeisentag in Berlin.
"Insgesamt betrachtet, war das Geschäftsjahr 2016 eines der
schwierigsten. Doch unsere Mitgliedsunternehmen werden mit
Unterstützung des DRV als ihrem Kompetenz-Zentrum den steigenden
Anforderungen weiterhin gerecht und setzen die richtigen Strategien
um. Denn das WIR steht stets an erster Stelle. Und WIR im DRV stellen
uns gemeinsam mit den 2.186 Genossenschaften und ihren 513.000
leistungsstarken Eigentümern sowie den 82.000 Mitarbeitern diesem
schwierigen Umfeld", so Dr. Ehlers.
Die DRV-Mitgliedsgenossenschaften erwirtschafteten 2016 einen
Gesamtumsatz von 60,1 Mrd. Euro (Vorjahr 61,7 Mrd. Euro). Im
Vergleich zum Vorjahr ist das ein Erlösrückgang von 2,6 Prozent. Das
Wirtschaftsjahr war von einschneidenden Preisrückgängen bei
pflanzlichen und tierischen Agrarrohstoffen, bei landwirtschaftlichen
Betriebsmitteln sowie Mineralölprodukten gekennzeichnet. Deutlich
waren die Rückgänge in der Milchwirtschaft (-5,5 %), Warenwirtschaft
(-2,2 %) und bei den Agrargenossenschaften (-7,4 %). Die übrigen
Sparten erreichten stabile Erlöse auf Vorjahresniveau.
"Vor allem Preisvolatilität kennzeichnet die Agrarmärkte. Das
erfordert eine vorausschauende Risikovorsorge. Ich sehe derzeit Licht
am Ende des Tunnels, da sich die Notierungen für Milch und
Milchprodukte sowie Schweinefleisch gefestigt haben", führte der
Hauptgeschäftsführer aus.
Ernte 2017 wird aktuell zum Wettermarkt
Angesichts der hochsommerlichen Temperaturen, die einen baldigen
Erntebeginn erwarten lassen, geht der DRV von einer Getreidemenge in
Höhe von gut 45,8 Mio. t aus. Die Prognose liegt nur leicht über dem
enttäuschenden Vorjahresergebnis von 45,3 Mio. t. "Beim Weizen
erwarte ich 25,2 Mio. t. Das Vorjahresergebnis wird damit um drei
Prozent überschritten. Bei Wintergerste gehe ich von 8,7 Mio. t aus
(-2,3 % zum Vj.). Beim Roggen wird aufgrund der geringeren
Anbaufläche mit knapp drei Mio. t und bei der Sommergerstenernte mit
1,9 Mio. t gerechnet", erläuterte Dr. Ehlers.
Weltweit zeichnet sich erneut eine Rekordgetreideernte von mehr
als 2 Mrd. t ab. Allerdings soll die Menge erstmals seit 2013 unter
dem stetig steigenden Verbrauch liegen. Dies ist in erster Linie auf
die niedriger prognostizierte Maisernte als im Vorjahr
zurückzuführen.
"Mit Sorge schaue ich auf die Hitzewelle in Deutschland, weiten
Teilen Europas und den USA. Ich befürchte, dass insbesondere der
Weizen in diesen Regionen nicht die erhofften Erträge liefern und die
Versorgungsbilanz noch enger wird. Wir beobachten in den vergangenen
Tagen einen "zunehmenden Wettermarkt", der die Notierungen an den
Warenterminbörsen sprunghaft hat ansteigen lassen", so Dr. Ehlers.
Zuversichtlich ist der DRV, dass in absehbarer Zeit der hoch
interessante chinesische Markt wieder für deutsches Getreide
zugänglich sein wird. Für Weizen muss aufgrund chinesischer Vorgaben
noch ein Monitoring auf Zwergsteinbrand durchgeführt werden, das 2018
abgeschlossen sein soll.
Kritik am geplanten staatlichen Tierwohl-Label
Die Veredelungswirtschaft ist das wichtigste Standbein der
deutschen Agrarwirtschaft. Der Absatz von Schweinefleisch in
Drittlandstaaten, vor allem China, sorgte 2016 für die dringend
notwendige Preiserholung. "Doch die Fokussierung auf das Reich der
Mitte würde unsere exportorientierten Unternehmen in eine neue
Abhängigkeit führen. Deshalb müssen alternative Absatzmärkte
ausgelotet und vor allem mit Unterstützung der Politik sowie
Administration geöffnet werden. Die Herausforderung besteht zugleich
darin, die Wertigkeit von Schweinefleisch auf dem heimischen Markt zu
stärken", so Dr. Ehlers.
Zum Jahreswechsel 2016/2017 wurden die Weichen zur Fortführung der
Initiative Tierwohl mit der aufgestockten Finanzierung des
Lebensmitteleinzelhandels gestellt. Ab 2018 stehen für verbesserte
Haltungsbedingungen jährlich rund 100 Mio. Euro zur Verfügung. Kein
anderes Projekt, weder staatlich noch privatwirtschaftlich initiiert,
bietet solche Rahmenbedingungen für die kontinuierliche Verbesserung
der Nutztierhaltung in Deutschland. "Deshalb setze ich ein großes
Fragezeichen, ob mit einem staatlichen Tierwohl-Label Fortschritte in
der Nutztierhaltung und für die Akzeptanz beim Verbraucher erzielt
werden können. Vielmehr gilt es, Kapazitäten und Ressourcen zu
koordinieren und zu bündeln", erklärte der Hauptgeschäftsführer.
Der DRV-Geschäftsbericht 2016 - Ausblick 2017 kann über
www.raiffeisen.de geladen werden.
Ãœber den DRV
Der DRV vertritt die Interessen der genossenschaftlich
orientierten Unternehmen der deutschen Agrar- und
Ernährungswirtschaft. Als wichtiges Glied der Wertschöpfungskette
Lebensmittel erzielen die 2.186 DRV-Mitgliedsunternehmen im Handel
und in der Verarbeitung von pflanzlichen und tierischen Erzeugnissen
mit rund 82.000 Mitarbeitern einen Umsatz von 60,1 Mrd. Euro.
Landwirte, Gärtner und Winzer sind die Mitglieder und damit
Eigentümer der Genossenschaften.
Pressekontakt:
Deutscher Raiffeisenverband e.V.
Monika Windbergs
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Pariser Platz 3
10117 Berlin
Telefon: +49 30 856214-430
Telefax: +49 30 856214-432
E-Mail: presse(at)drv.raiffeisen.de
www.raiffeisen.de
Original-Content von: Deutscher Raiffeisenverband, übermittelt durch news aktuell