(ots) - Zur heutigen zweiten und dritten Lesung des
Pflegeberufereformgesetzes im Deutschen Bundestag erklärt
bpa-Präsident Bernd Meurer:
"Heute ist kein guter Tag für die Altenpflege in Deutschland. Ohne
eine erneute Anhörung wird eine grundlegende Reform der Pflegeberufe
beschlossen. Stand heute ist die Altenpflege die große Verliererin.
Denn es wird nicht, wie in dem Kompromiss von SPD und Union
ursprünglich vorgesehen, einen Wettbewerb der Ausbildungssysteme
geben. Die höheren Ausbildungszahlen in der Altenpflege gegenüber der
Krankenpflege stellen offensichtlich eine Bedrohung für die
Generalistik dar; deshalb werden die Ausbildungsgesetze der Alten-
und Kinderkrankenpflege kurzerhand abgeschafft. Das hat zur Folge,
dass die zukünftigen Auszubildenden in die generalistische Ausbildung
gedrängt werden, während die Alten- und Krankenpflege zur Ausnahme
degradiert werden. Pflegeeinrichtungen, die als Ausbildungsbetriebe
fungieren, werden mit Pflichten überhäuft: So sollen sie
beispielsweise Praxiseinsätze im Krankenhaus sicherstellen sowie die
Verantwortung und Finanzierung für die Auszubildenden übernehmen, was
de facto nicht ihre Aufgabe ist. Zudem sind Inhalte und
Prüfungsanforderungen der Pflegeausbildungen weiterhin nicht bekannt.
Der Bundestag hat eine leere Hülle ohne Inhalt beschlossen. Noch ist
völlig unklar, ob es für die Altenpflege und die Altenpflegeschulen
eine Zukunft gibt.
Als Präsident des größten Verbandes innerhalb der Altenpflege kann
ich nur hoffen, dass es bei der Bundestagswahl im September zu einer
Mehrheit kommt, die die berechtigten Interessen der Altenpflegerinnen
und Altenpfleger endlich anerkennt und sie ernst nimmt. Bisher wird
die Versorgung der pflegebedürftigen Bevölkerung ohne Not aufs Spiel
gesetzt.
Der verabschiedete Gesetzentwurf wird den Fachkräftemangel in der
Altenpflege nicht beheben, sondern ihn enorm verschärfen. Die Zeche
zahlen junge Menschen, die keinen Ausbildungsplatz mehr finden
werden, Umschülerinnen und Umschüler, die sich eine neue Berufs- und
Lebensperspektive aufbauen wollten und die Pflegebedürftigen, denen
künftig weniger Fachkräfte zur Verfügung stehen."
Der Bundesverband privater Anbieter sozialer Dienste e. V. (bpa)
bildet mit mehr als 10.000 aktiven Mitgliedseinrichtungen die größte
Interessenvertretung privater Anbieter sozialer Dienstleistungen in
Deutschland. Einrichtungen der ambulanten und (teil-)stationären
Pflege, der Behindertenhilfe und der Kinder- und Jugendhilfe in
privater Trägerschaft sind im bpa organisiert. Die Mitglieder des bpa
tragen die Verantwortung für rund 305.000 Arbeitsplätze und circa
23.000 Ausbildungsplätze (siehe www.youngpropflege.de oder auch
www.facebook.com/Youngpropflege). Das investierte Kapital liegt bei
etwa 24,2 Milliarden Euro.
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