(firmenpresse) - Düsseldorf/Berlin, www.ne-na.de - Deutschland steckt im Innovationsstau. Das hat jetzt auch der Kanzler erkannt. Prompt forderte Gerhard Schröder (SPD), die Deutschen sollten mehr Offenheit für technische und wissenschaftliche Innovationen zeigen. Er bekannte sich zu dem Ziel, die deutschen Forschungsausgaben bis zum Ende des Jahrzehnts auf mindestens drei Prozent der jährlichen Wirtschaftsleistung zu steigern. Ausserdem kündigte er einen "Hightech-Gründerfonds" mit zunächst 140 Millionen Euro Kapital an. Die Wirtschaftswoche http://www.wiwo.de hat den Standort Deutschland einem Zukunfts-Check unterzogen. Das Ergebnis: Das Land ist bei vielen Technologien zwar immer noch stark. Doch das schöne Bild bekommt immer mehr Risse.
Ein Beispiel ist der iPod. Übe zehn Millionen iPods hat der US-Konzern Apple seit der Markteinführung 2001 verkauft. "Ein gigantischer Erfolg", so sah es nicht nur Apple-Chef Steve Jobs. Eigentlich - so die Wirtschaftswoche - hätte das kleine Musikabspielgerät ein deutscher Erfolg werden können: "Hätten die Manager von Grundig mehr Mut und Fantasie aufgebracht - der iPod-Triumph hätte vielleicht ihnen gehört." Als nämlich Forscher des Fraunhofer-Instituts für Integrierte Schaltungen (IIS) in Erlangen den MP3-Standart entwickelten, auf dem der iPod beruht, waren Grundig-Entwickler von Anfang an beteiligt. Doch da das Management das enorme Potenzial verkannte, kam es zu einer Geschichte des Scheiterns. Den Wiwo-Autoren geht es nicht um Schwarzmalerei. Immer noch produziere das Land von Albert Einstein, Gottlieb Daimler und Otto Hahn viele gute Ideen. Doch beispielsweise beim Handel mit Hochtechnologien liegt das Land im Vergleich führender Industriestaaten nur noch auf Rang vier: Tendenz sinkend.
Die deutsche Wirtschaft reagiert immer unruhiger. "Dem Forschungsstandort Deutschland geben die Unternehmen im Innovations-Check der Wirtschaftswoche nur die Note 3,7 - ein indiskutabler Wert für eine Exportnation, die in Zeiten immer kürzerer Produktzyklen auf ständig neue Ideen angewiesen ist", schreibt die Zeitschrift. Am Geld scheint es nicht zu mangeln. So sind die staatlichen FuE-Ausgaben trotz angespannter Haushaltslage seit dem Jahr 2000 um durchschnittlich zwei Prozent pro Jahr gestiegen. Der Anteil der gesamten FuE-Ausgaben am Bruttoinlandsprodukt habe von 2,52 auf 2,55 Prozent zugenommen. Damit liegt Deutschland zwar deutlich über dem EU-Durchschnitt, doch vom erklärten Ziel, bis 2010 drei Prozent zu schaffen, ist man trotzdem weit entfernt. "Die Bundesregierung muss ihre Forschungspolitik neu ausrichten und die FuE-Förderung verstärken. Bislang profitieren Grossunternehmen überproportional von der staatlichen Projektförderung, obwohl noch immer drei Viertel aller Patente von mittelständischen Unternehmen geliefert werden. Das ist um so bemerkenswerter, weil die kleinen und mittleren Betriebe angesichts der steigenden Steuer- und Abgabenlast ihre Innovationsausgaben seit Jahren zurückfahren mussten", kommentiert Mario Ohoven, der Präsident des Bundesverbandes mittelständische Wirtschaft (BVMW) http://www.bvmwonline.de, die seiner Ansicht nach bestehende Schieflage bei den Ausgaben für Forschung und Entwicklung.
Durch politische Einflussnahme verliert Deutschland seine einst führende technologische Spitzenposition bei der Atomenergie. Die grüne Gentechnik könnte der ideologisch bedingten Reserve der rot-grünen Regierung vor innovativen Technologien ebenfalls zum Opfer fallen. So etwas gab es schon mal in Deutschland. "Das Automobil ist eine vorübergehende Erscheinung. Ich setze aufs Pferd", so kommentierte Kaiser Wilhelm II. das Auftauchen der ersten Autos. Hans-Jörg Bullinger, Präsident der Fraunhofer-Gesellschaft, wagt gegenüber der Wiwo sogar die These, ohne seine Automobilindustrie sei Deutschland kaum noch als High-Tech-Land zu bezeichnen. Das Land habe mächtige Weltkonzerne, solide Mittelständler und starke Nischen-Champions.
Ein Beispiel für innovative Entwicklungen, die von der breiten Öffentlichkeit noch nicht so wahrgenommen werden wie ein neues Automodell von BMW oder Mercedes, ist die Sprachtechnologie, wo sich Deutschland nach Angaben von Professor Wolfgang Wahlster, Leiter des Deutschen Forschungszentrums für Künstliche Intelligenz (DFKI) http://www.dfki.de, einen grossen Vorsprung sogar vor den Vereinigten Staaten erarbeitet habe: "Wir haben hierzulande eine hohe Kompetenz aufgebaut. Ausschlaggebend war dabei sicher auch, dass die deutsche Sprache, wie übrigens auch Italienisch, leichter und sicherer zu erkennen ist als etwa das Englische mit seinen vielen sehr kurzen Wörtern und gleich klingenden Polyphonen. Heute ist die deutsche Forschungslandschaft sehr gut aufgestellt, auch bezüglich europäischer einschliesslich osteuropäischer Sprachen. Besonders für multilinguale Anwendungen sind europäische Lösungen den amerikanischen deutlich überlegen." Wahlster war daher auch gerne bereit, wie schon im Vorjahr den Vorsitz der Voice Award Jury http://www.voiceaward.de zu übernehmen, der die besten und innovativsten Sprachapplikationen kürt.