(ots) - SPD-Herausforderer Schulz abgeschlagen / FDP legt
kräftig zu / Kurswechsel bei Digitalisierung, Bildung und
Infrastruktur wichtigste Aufgabe der neuen Regierung / Hohe
Zustimmung für Macron / Unternehmen mit bester Auftragslage seit
langem
Gut zwei Monate vor der Bundestagswahl liegt Bundeskanzlerin
Angela Merkel (CDU) in einem wichtigen Teil der Bevölkerung deutlich
vor ihrem SPD-Herausforderer Martin Schulz. Dies zeigt das aktuelle
"Capital / F.A.Z. Elite-Panel" des Instituts für Demoskopie
Allensbach (IfD), eine Umfrage bei 521 Führungsspitzen aus
Wirtschaft, Politik und Verwaltung, im Auftrag des
Wirtschaftsmagazins 'Capital' (Ausgabe 8/2017) und der Frankfurter
Allgemeinen Zeitung (F.A.Z.). Demnach ziehen 87 Prozent der deutschen
Manager, Politiker und Spitzenbeamten Amtsinhaberin Merkel dem
SPD-Kandidaten vor. Lediglich zwölf Prozent der deutschen Elite
würden in einer direkten Wahl für Schulz stimmen.
Knapp zwei Jahre nach der Aufnahme von gut einer Million
Flüchtlingen, die in einem großen Teil der Bevölkerung erhebliche
Verunsicherung über Kurs und Krisenmanagement der Kanzlerin auslöste,
kann Merkel alle Zweifel an ihrer Person wieder hinter sich lassen.
Während der Flüchtlingskrise waren Merkels Popularitätswerte deutlich
eingebrochen, was Skepsis bezüglich einer weiteren Amtszeit geweckt
hatte.
Jetzt aber kann Merkel in der Schlussphase des Wahlkampfs nicht
nur persönlich zulegen, auch ein schwarz-gelbes Regierungsbündnis aus
CDU/CSU und FDP gewinnt in der deutschen Elite deutlich an Zuspruch.
So bezeichneten 65 Prozent der befragten Spitzenmanager, Politiker
und Top-Beamten eine Koalition aus CDU/CSU und FDP als ihr
Wunschbündnis für die kommende Legislaturperiode. Bei der letzten
Umfrage vor gut sieben Monaten kam Schwarz-Gelb lediglich auf 25
Prozent. Wenn es um die wahrscheinlichste Regierungskoalition nach
der Wahl geht, liegt Schwarz-Gelb in der Umfrage jetzt mit 38 Prozent
praktisch gleichauf mit der Großen Koalition (39 Prozent).
Ende 2016 hatten noch 65 Prozent der Befragten des "Capital /
F.A.Z. Elite-Panels" erklärt, sie rechneten mit einer Fortsetzung des
CDU/CSU-SPD-Bündnisses. Eine bürgerlich-liberale Koalition erwartete
damals niemand. Der Höhenflug von Schwarz-Gelb spiegelt sich auch in
den aktuellen Zustimmungswerten der FDP wider. So sagen heute 84
Prozent der deutschen Elite, sie hofften auf einen Wiedereinzug der
FDP in den Bundestag, 67 Prozent setzen sogar auf eine
Regierungsbeteiligung der FDP.
Den unerwarteten Höhenflug der FDP und die Chance einer
Schwarz/Gelben-Koalition kommentiert Allensbach-Chefin Prof. Dr.
Renate Köcher: "In der Tat gibt es einen bemerkenswerten
Stimmungswandel. Eine Koalition aus CDU/CSU und FDP ist plötzlich
wieder eine realistische Option. Und die FDP gewinnt enorm an
Attraktivität, weil man davon ausgehen kann, dass die Partei nicht
nur wieder in den Bundestag kommt, sondern sogar eine Chance hat, am
Kabinettstisch zu sitzen."
Dagegen schneidet SPD-Kandidat Martin Schulz in praktisch allen
Kategorien deutlich schlechter ab als Merkel: So attestieren nur 30
Prozent der Befragten Schulz, dass er den Kurs seiner Partei
bestimme. 17 Prozent bescheinigen ihm ein hohes
Durchsetzungsvermögen, 19 Prozent Kompetenz und Sachkenntnis. Bei
Merkel liegen all diese Werte bei rund 80 Prozent. Als Rezept gegen
die Misere empfehlen die befragten Manager und Spitzenpolitiker mit
überwiegender Mehrheit, die SPD müsse programmatisch wieder in die
Mitte rücken. Dieses Votum gilt mehrheitlich selbst für bekennende
SPD- und Grünen-Anhänger.
Elite fordert Kurswechsel der Politik bei Digitalisierung, Bildung
und Infrastruktur
Bereits heute sind die Erwartungen der Elite an die neue
Bundesregierung klar umrissen: Dringlichste Aufgabe ist für 71
Prozent eine deutlich andere Politik bei der Digitalisierung und dem
flächendeckenden Ausbau des schnellen Internets. An zweiter Stelle
folgt für 49 Prozent ein Kurswechsel in der Bildungspolitik und für
48 Prozent Ausbau und Sanierung des Straßennetzes. Eine deutlich
andere Steuerpolitik erhoffen sich 38 Prozent, bei der Energiepolitik
sind es 33 Prozent.
96 Prozent habe eine gute Meinung von Frankreichs neuem
Staatspräsidenten
Emmanuel Macron kann mit sehr großer Unterstützung der deutschen
Entscheider-Elite rechnen. 96 Prozent haben von ihm alles in allem
eine gute Meinung. Fast drei Viertel (73 Prozent) trauen ihm zu, die
angestrebten Reformen in Frankreich durchzuführen. Seine Forderung,
einen EU-Finanzminister einzusetzen, der einen gemeinsamen Haushalt
der Eurozone und europäische Investitionsprojekte verwaltet,
befürworten 62 Prozent der Führungsspitzen.
Führungsspitzen voller Konjunktur-Optimismus
Die Entscheider-Elite setzt weiterhin auf eine starke
wirtschaftliche Zukunft der deutschen Wirtschaft. So sind drei
Viertel überzeugt, dass es mit der Konjunktur weiter aufwärts geht.
Und 91 Prozent der Unternehmen beurteilen ihre Auftragslage als gut
oder sehr gut - so viele wie seit langem nicht. Diese positive
Grundstimmung gilt auch für die EU: 80 Prozent sehen die Zukunft der
EU eher optimistisch.
----- Das "Capital / F.A.Z. Elite-Panel" ist Europas am
prominentesten besetzte Führungskräfte-Umfrage. Das Institut für
Demoskopie Allensbach (IfD) führt sie seit 1987 zwei Mal im Jahr für
das Wirtschaftsmagazin 'Capital' durch, 2015 ist die F.A.Z. als
weiterer Auftraggeber hinzugekommen. Unter den aktuell 521 befragten
Top-Entscheidern aus Wirtschaft, Politik und Verwaltung sind 85
Vorstände aus Konzernen mit mehr als 20.000 Beschäftigten sowie 24
Ministerpräsidenten und Minister und 33 Leiter von Bundesbehörden.
Die Interviews wurden vom 19. Juni bis 7. Juli 2017 geführt.
Pressekontakt:
Timo Pache, Chefredaktion 'Capital'
Tel. 030/220 74-5125
E-Mail: pache.timo(at)capital.de
www.capital.de
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