(ots) - Auf dem Kalender ist noch Sommer, doch für
Emmanuel Macron ist es schon Herbst geworden. Der französische
Präsident muss sich warm anziehen, denn ihm schlägt ein rauer Wind
entgegen. Drei Monate nach seiner Wahl ist der Staatschef in den
Umfragen abgestürzt wie vor ihm kaum ein anderer Präsident in den
vergangenen 50 Jahren. Die Hälfte der Franzosen ist mit den
Entscheidungen des Staatschefs nicht zufrieden. Sogar François
Hollande fiel nicht so schnell so tief. Handwerklich hat Macron
einiges richtig, aber auch vieles falsch gemacht. Richtig war seine
Arbeitsrechtsreform, für die er nun grünes Licht im Parlament bekam.
Dass das 3000 Seiten dicke Arbeitsrecht vereinfacht werden muss,
darüber sind sich Experten seit Langem einig. Macron ging das Problem
gleich nach seiner Wahl an und holte die Sozialpartner mit ins Boot.
Eine Entscheidung, die man nur begrüßen kann. Draußen ließ der
Staatschef allerdings die Franzosen. 65 Millionen Menschen ist der
frühere Wirtschaftsminister eine Erklärung schuldig, was er genau
reformieren will. Wer seine Maßnahmen per Dekret umsetzen will, muss
sie vorher ausführen. Sonst wirkt er selbstherrlich. Genau diese
Selbstherrlichkeit ist auch Macrons größtes Manko. Sie bekommen die
Franzosen vor allem bei den Budgetkürzungen bitter zu spüren.
Scheinbar ohne Plan setzt die Regierung den Rotstift an. Er trifft
Rentner und Studenten ebenso wie Beamte oder Gemeinden. Aus der
Zeitung erfahren die Betroffenen, was da auf sie zukommt. Der
Generalstabschef trat nach dieser Informationspolitik erbost zurück.
Schon ist von einer "Hollandisierung" Macrons die Rede. Kein gutes
Wort für einen, der alles anders und besser machen wollte als sein
Vorgänger. Doch sein stümperhafter Zickzack-Kurs, gut zu erkennen in
der Sparpolitik, erinnert in der Tat an François Hollande. Die ersten
drei Monate sind laut Meinungsforschern entscheidend für eine
Präsidentschaft. Macron hat sie verschenkt. Noch kann er nachholen,
was er versäumt hat. Die Arbeitsrechtsreform bietet ihm die Chance
dazu. Ob er sie ergreift, wird sich im Herbst zeigen. Dann könnte für
Macron ein neuer Frühling kommen oder auch ganz schnell Winter.
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