(ots) - Beim Supercup Dortmund gegen Bayern kam zum
ersten Mal in Deutschland der Videoschiedsrichter bei einem
Pflichtspiel zum Einsatz. Bei beiden Toren der Münchner entschied der
Videoreferee korrekt. Ein Zeichen, dass die Technologie ein wichtiges
Hilfsmittel ist, um Fehlentscheidungen der Unparteiischen zu
minimieren. Denn grobe Fehler bei Roten Karten, Elfmetern oder Toren
kann sich der Profifußball nicht leisten. Da es am Ende einer Saison
um Millionenbeträge geht, zahlt sich der Einsatz der Technologie aus.
Wenn wichtige Entscheidungen wie die Teilnahme an der Champions
League oder der Abstieg in die 2. Liga anstehen, geht es nicht nur um
sportliche, sondern auch um wirtschaftliche Aspekte. Der Hamburger SV
hätte in der Saison 2015/16 seinen Spieleretat von 120 auf 75
Millionen Euro eindampfen müssen - wenn der Fußballdino in der
Relegation im Mai 2015 gegen Karlsruhe abgestiegen wäre. Zudem hätte
der HSV im deutschen Unterhaus auf mindestens 30 Millionen Euro
Einnahmen verzichten müssen. Ein Abstieg mit millionenschweren
Folgen. Nicht nur die Millionen fließen immer schneller von einem
Konto zum anderen (jüngstes Beispiel sind 222 Millionen Euro für
Neymar), auch die Sportler werden immer flinker. Der Fußball wird
dynamischer. Die Spieler laufen heute weitaus mehr als beispielsweise
die WM-Helden von 1954. Wissenschaftler haben errechnet, dass die
durchschnittliche Laufstrecke im Finale damals nur rund drei
Kilometer betragen haben soll. In den 1970er-Jahren legten
Beckenbauer und Co. etwa sechs Kilometer pro Spiel zurück. Heute
dagegen rennt ein Innenverteidiger im Durchschnitt 10,9 Kilometer. Im
Profifußball hat neben der Laufquantität auch die Sprintintensität
zugenommen. Tarik Elyounoussi sprintete in der Saison 2014/15, damals
für Hoffenheim, im Schnitt 41-mal pro Spiel. Den
Höchstgeschwindigkeitsrekord stellte vor zwei Jahren Pierre-Emerick
Aubameyang mit 35,44 km/h auf. Klar ist, dass durch diese
Spitzengeschwindigkeiten die Entscheidungen für die Schiedsrichter
immer kniffliger werden. In realer Geschwindigkeit ist für die
Linienrichter eine Abseitsposition oftmals kaum zu erkennen. Durch
den Video-Schiedsrichter werden die Unparteiischen vor krassen
Fehlern geschützt. In 144 Partien während der Testphase
identifizierten die Experten bis Weihnachten 44 Fehlentscheidungen.
33 davon hätte der Videoschiedsrichter zurecht korrigiert. Das ist
eine beachtliche Erfolgsquote von 75 Prozent. Die Deutsche
Fußball-Liga (DFL) wirbt damit, dass die Entscheidungen des
Videoschiedsrichters transparent sind. Nach dem ersten
Pflichtspieleinsatz in Deutschland hat die neue Technologie dieses
Versprechen noch nicht eingelöst. Denn sowohl die Fans im Stadion als
auch die Zuschauer an den Bildschirmen tappten beim Einsatz im
Dunkeln. Im Stadion wurde auf der Leinwand zwar angezeigt, dass der
Video-Schiedsrichter um Rat gefragt wird, die Auflösung sahen die
knapp 80 000 Menschen in Dortmund aber nicht. Dem Zuschauer zuhause
wurde beim 1:1 der Bayern die nötige Abseitslinie verwehrt, beim
Ausgleichstreffer in der 88. Minute war gänzlich unklar, was
überprüft wurde. An der Transparenz muss die DFL also noch arbeiten.
Doch das Projekt steht am Anfang. Die Verantwortlichen müssen die
kleinen Probleme wie angekündigt lösen und den Zuschauern zum
Beispiel die Abseitslinie einblenden. So kann der Fan nachvollziehen,
warum der Referee Abseits gepfiffen hat und das Tor nicht zählen
lässt. Dann wird der Videoschiedsrichter besser akzeptiert - auch von
den Kritikern und Fans.
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