(ots) - Donald Trump hatte die Chance, Klartext zu reden.
Er hätte sagen müssen, was unbedingt gesagt werden musste. Dass es
weiße Überlegenheitsfanatiker waren, die den Streit um
Bürgerkriegsdenkmäler ausnutzten, um Gewalt zu provozieren. Dass es
sich bei dem tödlichen Anschlag im Zentrum von Charlottesville um die
Terrortat eines weißen Rassisten handelte. Stattdessen begnügte er
sich damit, "vielen Seiten" die Schuld in die Schuhe zu schieben. Er
laviert, verharmlost und vernebelt, mit derart trivialen Worten, die
eines amerikanischen Präsidenten nicht würdig sind. Zu dessen
Aufgaben gehört es, die Nation in schwierigen Momenten zu einen,
Wunden zu heilen, im Idealfall rhetorische Maßstäbe zu setzen. Trump
ist grandios daran gescheitert. Er hat die Geister gerufen, nun wird
er sie nicht mehr los. Und weigert sich, sie beim Namen zu nennen. Es
ginge zu weit, ihn direkt verantwortlich zu machen für das blutige
Chaos in Charlottesville. Doch die Prediger des Hasses sehen in ihm
einen Präsidenten, der sie im Aufwind segeln lässt. Spricht dieser
Präsident von "America First", interpretieren sie es in ihrem
primitiven Ethno-Nationalismus so, als rangierte nunmehr das weiße
Amerika an erster Stelle. Der Wahlkämpfer Trump hat sich nie die Mühe
gemacht, eindeutig auf Distanz zu den Rechtsextremen zu gehen. Auch
wenn sie nicht den Kern seiner Anhängerschaft bildeten, ein Faktor,
von dem er zu zehren versuchte, waren sie schon. Ohne moralische
Hemmschwellen zu kennen, hat er versucht, sich ihre Ressentiments
zunutze zu machen. Mehr noch, mit Steve Bannon hat er einen Ideologen
aus dem Dunstkreis der Alt-Right-Bewegung in seinen Führungszirkel
geholt. Umso schwerer tut sich der Präsident Trump, sich vom rechten
Rand der Gesellschaft abzugrenzen. Das aber wäre überfällig. Zum
einen aus moralischen Gründen. Zum anderen, um die Gräben nicht noch
weiter aufzureißen.
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