(ots) - Die Fortschritte der Länder bei der Stärkung der
Leistungsfähigkeit ihrer Bildungssysteme haben deutlich nachgelassen.
Im Durchschnitt haben sich die Bundesländer seit dem Bildungsmonitor
2013 pro Jahr nur noch um 0,7 Punkte verbessert. Zum Vergleich:
Zwischen dem Bildungsmonitor 2010 und 2013 war der jährliche
Fortschritt im Durchschnitt mit 2,6 Punkten fast viermal so groß, im
Zeitraum davor sogar noch größer.
Die leistungsfähigsten Bildungssysteme haben im Bildungsmonitor
2017 Sachsen, Thüringen, Bayern und Baden-Württemberg, gefolgt von
Hamburg und dem Saarland. Am stärksten konnte in den zurückliegenden
Jahren das Saarland zulegen. Die Bildungsausgaben je Schüler wurden
im Saarland deutlich erhöht, die Betreuungsrelationen an den Schulen
haben sich verbessert, die Forschungsleistung der Hochschulen wurden
gesteigert und die Zahl der Studienabsolventen auch in den dualen
Studiengängen erhöht. Die zweitstärkste Verbesserung weist seit dem
Bildungsmonitor 2013 Hamburg auf. Hamburg hat beim
Fremdsprachenunterricht stark zulegen können und die Ganztagsschulen
sehr dynamisch ausgebaut. Stagniert haben die Ergebnisse in den
letzten Jahren in Thüringen. Vor allem bei der Integration gab es in
Thüringen Rückschritte.
Dies sind die zentralen Ergebnisse des INSM-Bildungsmonitor 2017.
Die Vergleichsstudie des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln (IW)
im Auftrag der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM)
untersucht, inwieweit die Bundesländer Bildungsarmut reduzieren, zur
Fachkräftesicherung beitragen und Wachstum fördern. Der
Bildungsmonitor wird in diesem Jahr zum 14. Mal veröffentlicht.
"Bundesweit gibt es kaum noch Fortschritte in den Bildungssystemen
- bei wichtigen Indikatoren sind sogar Rückschritte zu verzeichnen.
Die Schulabbrecherquote unter Ausländern ist in Deutschland in den
letzten Jahren gestiegen, der Anteil leseschwacher Schüler hat
zugenommen. Die Bildungsarmut unter jungen Erwachsenen dürfte in den
kommenden Jahren steigen. Dies gibt Anlass zur Sorge, besonders in
bezug auf die Chancen- und Teilhabegerechtigkeit. Der demografische
Wandel, die Digitalisierung und die Integration sind gewaltige
Herausforderungen für die Zukunftsfähigkeit unseres Landes, die wir
nur mit einer besseren Bildung meistern werden", so Hubertus
Pellengahr, Geschäftsführer der INSM. Pellengahr weiter: "Der
Bildungsmonitor zeigt, dass wir über alle Länder hinweg einen
Qualitätswettbewerb in der Bildung entfachen müssen."
Die genannten Herausforderungen machen deutlich: Eine Reformagenda
für das Bildungssystem ist notwendig. Diese ist Teil des 14.
INSM-Bildungsmonitors. Sie deckt einen Mehrbedarf an
Bildungsinvestitionen von 12 Milliarden Euro jährlich auf. Dieses
Geld soll zielgerichtet zur Gestaltung der Digitalisierung und des
demografischen Wandels sowie für die Integration von Zuwanderern
eingesetzt werden.
Studienleiter Prof. Dr. Axel Plünnecke erklärt: "Wir benötigen
zielgerichtet zusätzliche Bildungsausgaben in Höhe von 12 Mrd. Euro
jährlich zur Stärkung von Wachstum und Gerechtigkeit. Besondere
Schwerpunkte sind dabei auf die Integration von Flüchtlingen, den
Ausbau und die qualitativen Verbesserungen der KITAs, den Ausbau von
Ganztagsschulen und zusätzliche Kapazitäten für Studierende aus dem
Ausland zu legen." Plünnecke weiter: "Damit die zielgerichteten
Ausgaben volle Wirkung zeigen, sollten wir keine Strukturdebatten an
den Schulen führen, sondern die Kräfte auf die Stärkung der Qualität
konzentrieren."
Zur Studie "Bildungsmonitor"
In die Studie Bildungsmonitor 2017 werden 93 Indikatoren
einbezogen. Darunter Indikatoren zur Beschreibung der Infrastruktur,
beispielsweise die Verfügbarkeit von Ganztagsschulen und
Ganztagsbetreuungsmöglichkeiten sowie die Betreuungsrelationen an
Schulen. Des Weiteren sind es Indikatoren, die den Zugang zu Bildung
beschreiben, wie Schulabbrecherquoten, Abbrecherquoten von Ausländern
und der Anteil der Schüler, die von Bildungsarmut betroffen sind.
Außerdem werden Indikatoren einbezogen, welche die Qualität der
schulischen Leistung und den Zugang zu höheren Bildungsabschlüssen
abbilden. Damit messen die Indikatoren sowohl Aspekte der
Bildungsgerechtigkeit als auch Impulse des Bildungssystems zur
Stärkung der Qualifikationsbasis der Volkswirtschaft. Die zu Grunde
liegenden Daten beziehen sich zumeist auf das Jahr 2015 oder 2016:
zum jetzigen Zeitpunkt liegen keine aktuelleren statistischen Daten
in Deutschland vor.
Neben einer Bestandsaufnahme zur Leistungsfähigkeit des
Bildungssystems werden die Ergebnisse des Bildungsmonitors 2017 auch
mit dem Vorjahr verglichen. So gibt die Studie darüber Auskunft,
welches Bundesland die größten Verbesserungen in seinem
Bildungssystem erreicht hat. Im Bildungsmonitor 2017 wurde im
Sonderkapitel eine Bildungsagenda zur Stärkung von Wachstum und
Gerechtigkeit beschrieben.
Alle Ergebnisse des Bildungsmonitors 2017 sowie zahlreiche
Grafiken finden Sie unter www.insm-bildungsmonitor.de
Die Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft ist ein
überparteiliches Bündnis aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft.
Sie wirbt für die Grundsätze der Sozialen Marktwirtschaft in
Deutschland und gibt Anstöße für eine moderne markt-wirtschaftliche
Politik. Die INSM wird von den Arbeitgeberverbänden der Metall- und
Elektro-Industrie finanziert.
Kontakt:
INSM: Marc Feist (feist(at)insm.de, 030 27 877 175)
IW Köln: Studienleiter Prof. Dr. Axel Plünnecke
(pluennecke(at)iwkoeln.de, 0221 4981-701)
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