(ots) - Tester haben auch bei deutschen Lieferanten
Tropenholz in Grillkohle und Briketts gefunden. Das ist das Ergebnis
der ersten für Verbraucher zu diesem Thema in Auftrag gegebenen
Untersuchung in Deutschland; sie liegt dem NDR vorab vor. Das
Thünen-Kompetenzzentrum Holzherkünfte in Braunschweig untersuchte im
Auftrag der Umweltorganisation World Wide Fund For Nature (WWF) 20
unterschiedliche Holzkohlen und Briketts. In acht Proben fanden die
Forscher Tropenholz - darunter auch von als bedroht geltenden
Baumarten wie Bongossi aus westafrikanischen Tropenwäldern und
wertvolle Edelhölzer wie Padouk und Mouriri.
In Deutschland verkaufte Holzkohle wird fast ausschließlich
importiert. Das Statistische Bundesamt gibt an, dass mehr als 200.000
Tonnen Holzkohle im vergangenen Jahr nach Deutschland eingeführt
wurden. Die meiste Kohle stammt dabei aus Polen (rund 70.000 Tonnen).
Dahinter liegen Nigeria mit rund 30.000 Tonnen und Paraguay mit rund
25.000 Tonnen. Auch Polen importiert Holz aus den Tropen.
Ob das verwendete Tropenholz in der Grillkohle legal oder illegal
geschlagen wurde, kann die Untersuchungsmethode des Thünen-Instituts
nicht nachweisen. Die Ernährungs - und Landwirtschaftsorganisation
der Vereinten Nationen (FAO) geht davon aus, dass in Nigeria 75
Prozent des Holzeinschlags illegal stattfindet. Auch der Raubbau am
subtropischen Regenwald in Paraguay zeigte zuletzt dramatische
Auswüchse - riesige Waldflächen werden zu Rinderfarmen oder
Sojaplantagen umgewandelt. Das dafür geschlagene Holz geht unter
anderem in die Holzkohleproduktion, wie lokale und internationale
Umweltschutzorganisationen berichten.
Johannes Zahnen vom WWF bewertet die Ergebnisse der Untersuchung
daher kritisch. Im NDR Politikmagazin "Panorama 3" sagt er: "In den
Tropen haben wir nahezu überall auf der Welt das Risiko von illegalem
Holzeinschlag, wir haben Raubbau - auch legalen - und völlig
unökologische Waldvernichtung. Das Ergebnis ist ein Desaster. Bei
vielen der untersuchten Produkte war auch gar nicht vermerkt, dass es
sich um Tropenholz handelt. Das heißt, der Kunde wird hier im Dunkeln
gelassen."
Zwar müssen Händler, die Tropenholz importieren, gemäß der
EU-Holzhandelsverordnung seit einigen Jahren nachweisen, dass das
Holz aus legalem Einschlag stammt. Die Verordnung gilt jedoch nicht
für Holzkohleprodukte. Nachweise sind daher nicht erforderlich. Auf
Nachfrage teilte die EU-Kommission "Panorama 3" mit, dass die
Holzhandelsverordnung gerade überprüft werde. Lücken in der
Produktliste würden gerade identifiziert und Interessenvertreter
gehört, um Anpassungen der Produktliste vorzunehmen. Ergebnisse sind
im Herbst zu erwarten.
Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft setzt sich
nach eigenen Angaben dafür ein, dass künftig alle Holzprodukte
automatisch unter die Verordnung fallen und gegebenenfalls Ausnahmen
erteilt werden.
"Panorama 3": Dienstag, 22. August, 21.15 Uhr, NDR Fernsehen
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