(ots) - Der frühere langjährige Präsident des Deutschen
Lehrerverbandes, Josef Kraus, hat den SPD-Vorschlag zur Abschaffung
des Kooperationsverbots zwischen Bund und Ländern bei der Bildung
kritisiert. Es sei richtig, dass die Länder die Kompetenz in der
Bildungspolitik nicht abgeben möchten. Im phoenix-Tagesgespräch sagte
Kraus: "Es ist gut, dass es diesen föderalen Wettbewerb gibt. Der
muss noch mehr entbrennen". Bundesländer mit Problemen in der
Bildungspolitik könnten sich an den stärkeren Ländern orientieren.
Zudem sei die Hürde einer Zweidrittelmehrheit im Bundestag sowie im
Bundesrat für eine Aufhebung des Kooperationsverbots kaum zu
überwinden, um eine Grundgesetzänderung herbeizuführen.
Der Bildungsexperte kritisierte außerdem die sieben
Ministerpräsidenten, mit denen sich SPD-Spitzenkandidat Martin Schulz
abgestimmt habe. Diese kämen aus den Ländern mit den schwächsten
Ergebnissen bei Bildungstests, die auch den bundesweiten
Durchschnittswert in den Pisa-Studien verschlechterten, so Kraus.
Die Ursachen für den Lehrerengpass in Bundesländern wie
Nordrhein-Westfalen sieht er bei den jeweiligen Kultusministern. Der
Lehrerbedarf sei sehr gut berechenbar gewesen. "Ich kenne exakt die
Altersstruktur meiner Lehrerschaft in einem Bundesland sortiert nach
Lehrämtern - also nach Schulformen und nach Unterrichtsfächern. Ich
weiß relativ zuverlässig wie viele Schüler ich in zehn, fünfzehn,
zwanzig Jahren habe", sagte Kraus im Interview mit phoenix, dem
Ereignis- und Dokumentationskanal von ARD und ZDF. Es sei
unerklärlich, warum man trotz dieser Informationen nicht hätte planen
können. Auch hier betont er, seien es überwiegend SPD-Länder, denen
es an Lehrkräften fehle.
Grundsätzlich halte er es immer für gut, dass Bildungspolitik
diskutiert werde. Es müsse jedoch mehr passieren als die
"Schaufensterpolitik" der beiden großen Parteien. Die derzeitige Lage
der deutschen Bildungspolitik betrachtet er trotz einiger Probleme
positiv. Deutschland habe eine der niedrigsten Quoten von
arbeitslosen Jugendlichen. Auch in den Pisa-Studien habe man deutlich
aufgeholt und sei nicht mehr weit entfernt von der Spitzengruppe.
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