(ots) - Joachim Stamp erhält in Kürze Post. Den
NRW-Familienminister erwarten diesmal seitenweise Listen mit
Unterschriften besorgter Eltern und umtriebiger Erzieher, die ihren
Unmut über die immer noch prekäre Finanzlage bei den Kitas in NRW
kundtun wollen. Stamp wird das nicht überraschen - die Klage der
Träger über mangelnde öffentliche Hilfe hat den Wahlkampf in NRW
erheblich geprägt. Dass die Zahl der Kinder aktuell wieder steigt,
erhöht den Druck.
Gerade deshalb darf die neue Landesregierung nicht in der so
bequemen Rückschau auf Fehler und Versäumnisse ihrer Vorgänger
verharren. Stamp muss schnell und gewissenhaft handeln, um die
beklagte Misere in der frühen Bildung zu beenden. Nun plant der
Minister zunächst ein Sofortprogramm für die vom Aus bedrohten Kitas.
Das bietet den Betroffenen vor Ort aber nur eine Atempause. Die
Geldsorgen der Einrichtungen sind grundsätzlicher Natur, weil die
Personalkosten in der Vergangenheit stärker gestiegen sind als die
Zuschüsse aus öffentlicher Hand. Der neue Landesminister ist da gut
beraten, die langfristige Besserstellung der Kita-Träger zügig über
eine Gesetzesreform zu realisieren. Dafür müsste er tief in die
Taschen des Landes greifen.
Wohlgemerkt ist damit lediglich nur Ist-Situation korrigiert -
flexible Öffnungszeiten oder die von der Bertelsmann-Stiftung
geforderte Qualitätsoffensive kämen oben drauf. Ungeklärt blieben
auch die von Bertelsmann aufgezeigten Betreuungsunterschiede in den
Städten - sie sind Auswuchs einer äußerst komplizierten
Kita-Finanzierung in NRW.
Unterm Strich ist das Vorhaben Kita-Rettung ein Mammutprojekt.
Stamp und die FDP, die noch im Wahlkampf die NRW-Kitas plakativ mit
den "Småland"-Betreuern in der Ikea-Filiale verglich, müssen sich
daran messen lassen, wie gewissenhaft sie diese Aufgabe angehen.
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